Alex Hopkins spricht mit Männern, die süchtig nach Chemsex sind. Wie schwierig war es für sie, zu Sex ohne Drogen zurückzukehren – und wie hat sich ihr Leben verändert? Bereits in seinem Artikel: Chem-Sex: Die Realität“ hat sich Alex damit auseinandergesetzt, wie Sex unter Drogeneinfluss wirkt und welche Gefahren er mit sich bringt.

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Wenn es darum geht, wie schwule Männer in die Fänge von Sex unter Drogeneinfluss geraten, ist die Geschichte von Jose eine traurige, aber bekannte. Es ist eine Geschichte von Einsamkeit und der Suche nach einem Sinn und Intimität. Er war 34, als er von Madrid in eine neue Stadt zog und hatte gerade eine schwierige Beziehung beendet. Alles was er tun wollte, war die Vergangenheit hinter sich z lassen.

Eines der ersten Dinge die er tat, als er in seinem neuen Zuhause angekommen war, war es Grindr auszuprobieren. Dort fand er hunderte von Jungs, die „
Party und Fun“ suchten.
Er ist bewundernswert ehrlich, als er anfing zu erzählen wie es alles begann: „Ich war nicht naiv. Ich wusste genau, was ich tat.“ Bald war er nur noch unterwegs, um andere Männer für Sex zu treffen. Gefangen in einem Kreislauf von Chileouts, Kokain, Jetamin, MDMA und Mephedron - und Sex. Er hatte eine Grenze, die er versprach nicht zu brechen: nie Crystal Meth nehmen. Aber Grenzen sind ja auch da, um durchbrochen zu werden.

„Crystal kam schließlich mit dem Sex. Die Leute haben es immer bei Sex-Partys genommen und ich habe es auch ausprobiert. Zu diesem Zeitpunkt schien es attraktiv. Ich wollte mich als Teil der Gruppe fühlen und genauso rollig wie die anderen sein. Es hat süchtiger gemacht als jede andere Droge, die ich bevor genommen hätte.“

Joses Leben geriet außer Kontrolle. Nichtmal Xanax und Antidepressiva konnten ihm bei den verheerenden und immer intensiveren Comedowns helfen. Manchmal hat er acht Tage lang nicht schlafen. So ging das alles ein Jahr, bevor er Hilfe bei seinem Arzt suchte. Nach viel harter Arbeit ist Jose jetzt clean – aber in gewisser Weise hat er seinen Kampf gerade erst begonnen: sich am Leben halten und Sex ohne Chems - das wird einer seiner härtesten Kämpfe werden.


Die Intensität des Sex
Alle, die ich interviewt habe, haben von der gleichen Sache gesprochen: der Intensität des Sex wenn man auf Drogen ist. In der Tat sind Sex und Drogen oft eng miteinander verbunden. Für die, die es schon ausprobiert haben, ist es Sex ohne Drogen dann eben nicht mehr das Gleiche und für ein paar eben auch unvorstellbar.

„Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ich habe immer Sex mit Drogen assoziiert,“ gibt Jose zu. „Auch wenn ich nüchtern Sex haben konnte, ich habe es lieber unter Drogen getan. Es ist eben intensiver auf diese Weise.“ Und er erzählt weiter:
„Sex mit Crystal kennt keine Grenzen. Du nimmst noch nicht einmal Rücksicht auf die andere Person und du bist nur auf der Suche nach deiner eigenen Befriedigung. Und wenn du diese gefunden hast, dann wirst du hemmungslos. Die Wirkung der Droge lässt dich leichtsinnig werden: ungeschützter Sex, wilder Sex, extremer Sex. Ich tat Sachen, die ich nie ohne Drogen getan hätte, und ich nahm sehr hohe Risiken in Kauf.“

Nach Erlebnissen wie diesen ist es vielleicht nicht überraschend, dass die Rückkehr zu Sex ohne Drogen unattraktiv ist. Für Jose bedeutete das, sich neue Perspektiven zu schaffen. Im Gespräch erzählte er, dass er bereits 2006 von seiner HIV-Infektion erfuhr, und das dies der Auslöser für seinen extremen Drogenkonsum war.

„Ich war eigentlich gesund, ich hatte keine auffindbare Viruslast aber emotional war ich verkrüppelt. Verärgert über das, was ich aus meinem Leben gemacht hatte. Mein Drogenkonsum war, glaube ich, schuld an diesem erhabenen Gefühl.
Nachdem ich erfuhr, das ich HIV-positiv bin, begann ich zu denken, dass dieses Leben nicht wirklich lebenswert ist. Das niemand mich lieben würde und das ich den Rest meines Lebens allein und ausgegrenzt verbringen müsste. Es war mir egal. Es schien, das es keine Zukunft für mich gäbe. Ich verlor jeglichen Respekt vor der Krankheit und meinem Körper. Ich wurde zu einem Tier, dem alles Scheißegal ist.“, Jose stockte und fuhr mit einem leichten Lächeln fort:
„Seit ich zur Therapie gehe, habe ich gelernt, dass es einen Grund gibt, sich um HIV zu sorgen – für die Gemeinschaft. Wir müssen uns einander respektieren und schätzen, da wir sonst das Problem der Verbreitung dieser Krankheit nur verschlimmern.“

 

"Sex ohne Chems ist echt hart, und ich musste meine Vorlieben und Abneigungen beim Sex restetten. Ich brauchte einen wirklich hohen Reiz, um etwas zu fühlen. Mein Fazit: keine Sex-Partys mehr, keine Sex Clubs, keine Saunen oder anonymen Sex."

 

Zum Zeitpunkt indem Jose mit mir sprach, hatte er für fast acht Monaten keine Sex unter Drogeneinfluss gehabt. In dieser Zeit musste er wieder lernen, was Intimität bedeutet. Aber, trotz der anhaltenden Schwierigkeiten – und Schmerzen – bereut er seinen Entschluss nicht: „Wenn ich nicht mit Crystal aufgehört hätte, ich glaube ich würde jemand oder mich selbst töten.“

Wenn der Sex nicht genug ist
Diego, der mit Chem-Sex während einer langjährigen Beziehung begann, stimmt Joses Erzählungen zu. Für ihn war die Idee von Sex ohne Drogen geprägt von Angst.

„Wenn du die Einnahme von Drogen beendest, ist Sex schwierig. Ich befürchte, dass mich der Sex ohne nicht ausreichend befriedigt, mich nicht geil genug macht, mein Schwanz nicht steif wird. Und das ich nicht dazu in der Lage bin, dem anderen zu geben, was er möchte.“

Er hat jetzt „Angst von Männer“ und hat ein ganzes Jahr lang überhaupt keinen Sex gehabt. Genauso wie Jose, muss er von Anfang an beginnen – seine ganze Denkweise, wenn es um sexuelle Beziehungen geht, überdenken. Aber er ist hoffnungsvoll, dass sich die Dinge zum Guten ändern werden.

„Ich möchte Sex ohne Chems haben und ich weiß, dass ich es tun werde, aber es ist eine Herausforderung. Ich möchte diese Etappe abschließen und weiter gehen. Ich weiß, dass es einige Zeit dauern wird.“

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Wertschätzung
Ben ist der jüngste von meinem Gesprächspartnern über Chem-Sex mit dem ich gesprochen habe. Er war DJ und wenn die Clubs geschlossen hatten, war er immer oben auf der Liste, um zu Chillouts eingeladen zu werden. Schließlich, aber, fand er die Erfahrungen nicht erfüllend und einer der Gründe, warum er mit Chems aufgehört hat ist, weil er versagt hatte. Versagt bei echte Freunden, die er nie wieder gesteh hat. Es hat vieles verloren.
Mit Leuten, mit denen er Sex hatte, hat er sich vorher nie getroffen. Ebenso wenig danach.

„Ich wusste, dass ich einen Kerl bei einem Chillout treffe und mit ihm gehen würde und wir Sex für zwei Tage lang haben werden. Ich empfand Sex zu der Zeit intensiver, aber wenn man auf die Zeit zurückblickt, ist fast so als wenn man nur in einem Traum hatte. Die Drogen vermasseln die Beziehungen bevor sie beginnen können. Ich finde dass so traurig.“

Ben hatte für sechs Monate keinen Sex nachdem er mit den Drogen aufgehört hatte. Er brauchte die Zeit, um sich über sich selbst klar zu werden, um sich selbst wieder wertschätzen zu können.

Im ersten Schritt des Entzuges musste er alle Apps wie Grindr und Co von seinem Smartphone löschen und wie Jose auch, auch auf Live-Dates verzichten.
Was zurückgeblieben ist: Ein finsterer, gar dunkler Blick auf die schwule Szene.

„Ich suche nicht mehr
das schnelle Date, den zufälligen Sex. Ich finde es nicht intim genug und es macht mich nichtmehr an. Bei Grindr zum Beispiel verlierst du deine Persönlichkeit und wirst einfach nur zum Fickobjekt. Dies ist glaube ich, einer der Gründe warum viele Schwule Probleme mit Beziehungen haben oder ein erfülltes Sexualleben suchen. Und dann eben auch gern zu Drogen greifen. Der Druck ist hoch und wir müssen Wege finden, diesen zu brechen. Die schwule Kultur ist wie ein Teufelskreis.“

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5 Kommentare

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Fe****

Geschrieben

Hallo Das würde ich für das erste mal gut heißen. Und weil das das erste mal für mich ist. Wenn man dann mit einem feste sex Partnerschaft hat könnte es auch mal mehr werden

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Geschrieben

Der Fehler ist auf Kunstprodukte zu bauen. Sex ist selbst die Droge. Darum ist er soooo gut. Ohne Kunst habe ich selbst Fehler gemacht und muss an mir arbeiten, das ist schwer und kostet Willen, Kraft, Zeit...

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Geschrieben

Kiel_oben: Ich suche mittlerweile 10 Jahre erfolglos! Liebe zulassen klingt zwar fein, ist aber (gerade auf solchen Plattformen) eher als utopisch einzustufen. Hier geht es wohl eher darum, Leute aufs Korn zu nehmen, hinzuhalten oder zu vera......lbern, anstatt um das Thema "Liebe zulassen". Von daher ist es mir dann und wann lieber, eine Solo - Gras - Session zu genießen - wobei ich Chems grundsätzlich ausschließe!

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Geschrieben

Ja das ist in der tat sehr traurig du erhoffst Dir Glanzvollen Sex in Ruhm und Reichtum dafür riskiert de fast dein Leben und das alles nur für oder mit Drogen und dann noch bis zum HIV , Ich Denke das ist es mir alles nicht wert ich weiss nicht wie ihr darüber denkt , klar der richtige Sex ist schön und geil und so soll er auch bleiben ohne eine Verfälschung meiner eigen Persönlichkeit , Wichtig ist zu wissen das ich nach den Dates und Sex GESUND bleibe und ich denke ihr auch .

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Geschrieben

Das ist in der Tat sehr traurig und hinterlässt ein bedrückendes Gefühl in der Magengrube. Es sieht so aus, als ob sich solche Männer um des Sex-Exzess Willen selbst wegwerfen, und es klingt sehr schade, wenn sie nie vorher versucht haben, Liebe zuzulassen.

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