Single und immer unterwegs. Du musst zwar alleine schlafen, aber hast immer einen deiner Homies um dich. Deine Freunde sind dir mehr wert, als nur zum Biertrinken. Aber würdest du auch Sex mit deinen Freunden haben? Welche Vor- und Nachteile es hat nicht nur befreundet zu sein, sondern auch miteinander zu schlafen, das hinerfragt Alex Hopkins in seinem neuen Beitrag.
Beginnen wir mit den Gefahren der Wohnungssuche als schwuler Man. „Ich suche einen Mitbewohner, der offen für viele Möglichkeiten der fleischlichen Art ist,“ lautete die erste Zeile der WG-Anzeige, die in meinem Posteingang einging. Andere waren nicht so subtil: „subventioniere deine Miete durch Oralsex“ und sogar: „keine Miete benötigt – suche jemanden, der alle Grenzen mit mir – und vielen anderen – erkundet. Ernstgemeintes Angebot.“
Noch amüsanter waren die anhaltenden Nachfragen nach meinem „Foto“, welches ich mitsenden sollte, auf die ich schließlich mit „Arsch oder Schwanz? schlapp oder hart? Unter grellem oder weichem Licht?“ reagierte.
Was mich aber wirklich schockiert hat, waren die Reaktionen, die ich bekam, als ich diese Erfahrungen anderen schwulen Männern erzählte.
„Es ist doch nichts dabei mit deinen Freunden Sex zu haben, oder findest du?“ antworteten mehrere. Ich starrte sie erschrocken an. An meiner Reaktion siehst du, dass in meinem Kopf Fellatio und Freunde – ganz zu schweigen von Mitbewohnern – voneinander getrennt sind.
Vorteile vs. Komplikationen
Es ist nicht so, dass ich nicht das ganze „Freunde mit gewissen Vorzügen“ oder „Benefriends“-Ding versucht habe. Mit Zwanzig, während meines kurzen, lächerliches Flirt mit allen sexuell befreiten Dingen und Queeren-Theorien, gab es Liebeleien mit Männern, die als reine Sexualpartner begonnen, kurzeitig Freunde waren, und dann schnell wieder zu Fremden worden. Meistens wurden es sogar Feinde, denn sie verstanden nicht, was Freundschaft bedeutet und benahmen sich daneben.
Seitdem habe ich es für ratsam empfunden, eine feste Trennung zwischen Sex und Freundschaft aufrecht zu halten. Sex, habe ich mir eingeredet, trübt nur die Dinge und riskiert eine wertvolle Freundschaft zu zerstören. Dies ist auch eine allgemeine Angst unter schwulen Männern mit denen ich gesprochen habe.
Anton, 24, hat dies erfahren, als er den Komfort in den Armen von seinem besten Freund genoss, nachdem sie beide schwere Trennungen durchlebten. „Es macht die Dinge viel komplizierter“, erzählt er mir „weil er anders als ich empfand. Für mich war es ein großer Fehler, den ich vergessen möchte.“ Die Erfahrung mehr miteinander zu erleben als nur Freundschaft, führte zu fast einem Jahr Funkstille zwischen den beiden. „Für mich war es eine Lektion, die ich mitgenommen habe und wenn sich jemand als ein guter Freund herausstellt, dann werde ich nicht mit ihm ins Bett gehen.“ fügt Anton an.
Emotionen vs. Sex
Emotionen von Sex zu trennen ist vielleicht der Schlüssel dafür, dass eine „Benefriend“-Vereinbarung funktioniert. Wenn schon beim Hosen fallen lassen, bei dir die Hochzeitsglocken läuten, dann bist du wahrscheinlich so ein Herzschmerz-Typ. William, ist Mitte 40 und gibt zu, dass er sich in der Regel auch emotional drauf einlässt, wenn Sex Bestandteil der Freundschaft wird. Er erinnert sich aber auch an eine Situation mit einem Freund, in der er es geschafft hat, was im Bett geschah von seinen Gefühlen zu trennen: „Aus irgendeinem Grund war es nicht emotional“, sagt er. „Es ging um Bequemlichkeit und Loslassen. Wenn die Gelegenheiten es zu ließ u nd wir kein One-Night-Stand gefunden hatten, dann haben wir uns eben gegenseitig einen geblasen. Und am nächsten Morgen haben wir über das Frühstück gesprochen. Es war alles sehr seltsam. Wahrscheinlich aber auch, weil wir nie in den Mund nahmen, was wir im Mund hatten. jetzt lachen wir darüber.“
Unsicherheit
Sich unsicher über deine eigene Sexualität zu fühlen – und die anderer Menschen – ist oft ein entscheidender Faktor beim Beginnen sexueller Beziehungen mit einem Freund. Andre, ebenfalls Mitte 40, hat zahlreiche „Benefriends“ gehabt. Und ich möchte wissen, welchen Einfluss der Sex auf die Freundschaften hatte?
„Selten hat sie es verändert. Sicherlich nicht, wenn der betreffende Mann selbstbewusst und erwachsen war. In einigen Fällen erlaubte der Sex eine noch intensivere Freundschaft. Es war so, als brauchten wir, dass Sex Ding.“
Andre spricht weiter und stockt kurz, als er von Hook-Up Apps wie Grindr spricht: „Ich denke, dass schneller, unkomplizierter Sex nichts außergewöhnliches mehr ist. Diese Apps – ironischerweise vielleicht – erlauben von Anfang an eine Ehrlichkeit, das vielleicht dem altmodische Kennenlernen in einer Bar am Ende doch sehr nahe kommt.“
Abschließend merkt er an, dass der Sex mit einem Freund eine positive Erfahrung war: „Es h
not alles von der Situation, dem Freund und der Sexualität dessen ab. Aus freunden sind Liebhaber geworden, aus Liebhaber aber auch Freunde. Es gab keine besonderen Regeln. Und dennoch habe ich schwule Freunde, mit denen ich generell keine Sex haben möchte. Es gibt aber eben auch die, zu denen ich sofort ins Bett springen kann und den Kopf ausschalte.“
Den Kopf frei machen.
Bis März letzen Jahres war Andre in einer 18-jährigen Beziehung mit Ben, der Ende 30 ist. Die Beziehung war von Anfang an offen und wie Andre, war auch Ben frei für Sex mit Freunden. „Ich bin schon öfter in einen Raum eingetreten, habe mich umgeschaut und gedacht: Ja, ich habe alles von dir gehabt“, sagt Ben. „Das ist eine schöne Erfahrung, da sie eine tiefere Seite von dir kennen gelernt haben. Die Jungs und die Männer haben dich in diesem urkomischen, blubbernden, heulenden, verschwitzten Zustand gesehen – und du Sie auch. Es ist ein gemeinsames Geheimnis und es existiert ein vertrautes Gefühl von Nähe.“
Für Ben funktioniert Sex mit Freunden nur durch Ehrlichkeit, denn man ist immerhin nackt gegenüber dem anderen und vor sich selbst. Das glaubt er, macht jede spätere Freundschaft einfacher: „Du bist bereits verbunden, du warst intim. So ist es doch leichter für einander da zu sein und sich einander zu nähern. Ich denke aber auch, das es nicht nur einmalig passieren darf. Wenn dann musst du auch regelmäßig miteinander ficken oder zumindest wichsen damit es vertraut wird. Und wenn du weißt, dass ihr keine Freunde sein wollt, aber gerne Zeit mit einander verbringt und Sex hab, dann erdet ihr auf früher oder später auch Kumpel.“
Ben hat festgestellt, dass in jedem Fall die Freundschaft den Sex übertrumpft und gewinnt: „Es kommt ein Punkt, an dem du keinen Sex mehr mit ihm haben möchtest, du weißt aber, dass ihr miteinander Zeit verbringen mögt - auch ohne körperlichen Nervenkitzel. Eure Beziehung hat sich weiterentwickelt. Ihr seid Freunde mit einer gemeinsamen Vergangenheit und seid jetzt füreinander da und das ist noch besser.“
Ein interessanter – und positiver – Ausblick auf eine andere Definition der Freundschaft und den regen Austausch von Körperflüssigkeiten mit einem Mitbewohner habt ihr nur erhalten. Was ihr draus macht, ist eure Sachen und die beiläufige Frage nach der Milch am nächsten Morgen, ist eine andere Sache – und vielleicht ein anderer Artikel...
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