Du hast jemanden kennengelernt, ihr trefft euch öfter, geht miteinander aus. Sex hattet ihr bisher noch nicht. Aber was nun? Wer macht den ersten Schritt und wienlange sollte man warten? Alex fragt nach und erzählt, wie man es richtig angeht…
Ich war nervös. Dies war ein unbekanntes Territorium für mich. Jahrelang war ich ohne eine Beziehung und dann habe ich mich plötzlich in einer wiedergefunden. Nichts war geplant. Das erste Date war perfekt: Kaffee und dann ein langer Spaziergang durch die Stadt, vorbei an Geschäften, die auf dem Weg lagen, sich DVDs, Musik und Bücher ansehen, um zu entdecken, was wir gern mögen.
Es fühlte sich richtig an, locker, entspannt – und ich wage mich zu sagen: Es war romantisch.
Es schien so, als ob es das war worauf ich gewartet hatte - zugegeben, länger als ich wollte.
Aber nach zwei weiteren ähnlich idyllischen Tagen kam ein weiteres Problem des Wartens: Wie lange sollten wir warten, bevor wir einen Schritt weiter gehen? Mein Gehirn begann ohne Pause nachzudenken und Angst kam in mir auf: Was, wenn wir nicht sexuell kompatibel sind? Was, wenn er mich nicht möchte? Was, wenn der Sex einfach nicht so gut ist, wie die Erwartungen, die wir haben?
Milliarden Männer und Frauen auf der ganzen Welt haben sich seit Urzeiten mit dieser Frage gequält. Aber für schwule Männer – wie bei vielen anderen Sachen in dem großen Date- und Sex-Spiel – gibt es mehrere Dilemmas. In der traditionellen heterosexuellen „Balz“ (Benutz jemand noch dieses Wort?), wartet der Mann bis die Frau für Sex bereit ist. Sollte die Frau zu früh mit ihrem Partner ins Bett wird sie schnell für eine Schlampe gehalten und erhält ihren „Stempel“. Ist es andersrum und der Mann mach einen voreiligen Schritt, heißt es: Er nimmt alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Unter Jungs ist er er dann immer noch ein geiler Hengst.
Diese ungeschriebenen Gesetze spielen sich auch im Kopf ab, wenn zwei Männer zusammen kommen. Und wenn Schwule so schnell zum Schuss kommen, dann erst recht. Schneller Sex bei Homos mag zwar funktionieren, er ist aber genauso „befleckt“ wir in heterosexuellen Beziehungen.
Die mehrmals verheiratete Elizabeth Taylor, die als berüchtigte und vergnügte „erotische Landstreicherin“ vom Papst selbst verurteilt wurde, hat, wie sie auch selbst gesagt hat, nur so oft geheiratet, weil sie nicht mit nur einem Mann ins Bett gehen wollte. Und wenn sie keinen Ring am Finger hatte, ging das nicht. Romantik, sagte sie, war das, was wirklich wichtig für Sie war.
Einen Anspruch, den auch die acht Mal verheiratete Lana Turner an sich hatte, obwohl ihre Beziehung mit dem notorischen, gut ausgestatteten Gangster, Johnny Stompanato eher auf einen unersättlichen Appetit zu einfachem Sex deutete.
Es ist nicht ganz eindeutig, was die beiden Damen unter „Liebe ist alles“ verstehen, es wirft aber einige interessante Punkte auf, mit denen ich – als ein eingefleischter Romantiker – mich im Laufe meines eigenen oft turbulenten Liebeslebens auseinander gesetzt habe.
ZitierenWenn wir wollen, dass eine Beziehung mehr an Bedeutung gewinnt, werden wir warten bis wir uns einander besser kennen und nicht gleich miteinander ins Bett gehen?
Diese Frage habe ich mir oft gestellt und mir gedacht, es ist der beste Weg um die Intimität zu bewahren. Für eine etwas langlebigere Bindung, als die des betrunken in den Büschen Vögeln, ein guter Anfang. Meine eigene Regel ist es, dass wenn ich für einen Mann etwas ganz besonderes empfinde, ich mich hüten und warten werde, bis wir unsere DNA durcheinander schmeißen. Schließlich heißt es ja auch, dass die Erwartung letztlich die Sache an sich reizender macht.
Was aber, wenn – wie in meinem Dating-Szenario, das ein paar Jahre zurück liegt – es das Warten sich nicht wirklich wert ist? Was ist, wenn – auf die Gefahr hin, hier wirklich geistlos zu sein – die Dinge einfach nicht deinen Wünschen nachkommen?
Geht man getrennte Wege, nachdem eine unangenehme Stille oder im besten Fall ein Gespräch, in dem man über die gegenseitigen Gefühle gesprochen hat, stattgefunden hat, wenn ihr beide Unzufrieden mit dem Sex seid?
Der sicherste Weg um die Katze nicht im Sack zu kaufen ist, ein Probedurchlauf - oder?!
Also einfach treffen und unkomplizierten Fun haben.
Der romantische Teil in mir sagt mir aber, das somit von vornherein jedes Geheimnis und jedes Knistern zerstört ist. Der Pragmatiker in mir sagt aber, dass so keine Zeit verschwendet und ich nicht enttäuscht werde, erhebt aber auch den Zeigefinger, und mahnt an, dass aus einem schnellen Sexdate, keine Beziehung wachsen wird.
Ich kenne viele schwule Männer, die in langen Partnerschaften waren und an ausschweifenden Orgien in abgedunkelten Sexclubs oder öffentlichen Cruising-Bereichen teilgenommen haben. Die Chemie muss eben zwischen beiden stimmen, dann findet auch jeder Topf seinen Deckel.
In diesem App-basierten Zeitalter der schnellen sexuellen Befriedigung, sollte die Frage die wir uns stellen sollten eigentlich lauten: „Wie lange sollten man warten um mit jemandem auszugehen, mit dem man bereits Sex hatte?“
Sex zu haben war noch nie so einfach. Melde dich mit deinem Smartphone in einer Dating-Community an und du wirst unzählige Angebote für unkomplizierte Treffen und schnellen Sex auf deinem Profil vermelden können. Und wir alle haben die Wahl zu entscheiden: nur Sex oder vielleicht doch mehr.
Auch wenn wir die Suche nach einer Beziehung und schnellem Sex strikt voneinander trennen, die Grenzen werden schnell verwischen. Nach ein paar peinlicher und direkter Nachrichten, ist Ehrlichkeit meiner Meinung nach das Wichtigste - der Schlüssel - auf dem Weg zum Erfolg.
Und das gilt meiner Erfahrung nach eher für Communites wie Gay.de und Co, in denen miteinander gesprochen wird, als für irgendwelche Dating-Apps für schnellen Sex.
Du musst nur mutig genug sein, um ehrlich zu sagen was du suchst - und das von Anfang an. Wenn du weißt was du willst, dann vermeidest du quälende Missverständnisse und die ein oder andere Ablehnung.
Und nun? Probierst du es aus? Oder wartest du weiter auf den Prinzen mit dem weißen Pferd…
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