Gegensteuern könnte man vielleicht mit einem Klarnamenprinzip und dem 'wahren' Gesicht zeigen im Profilbild, doch das ließe sich auf einer solchen Plattform wohl kaum durchsetzen. Dabei müssen sich hinter den Pseudonymen natürlich nicht grundsätzlich immer böse Trolle verstecken: Oft genug wird aber schon ein kleines Missverständnis zum Auslöser für den ganz großen Krach. Bei humorvoll oder sarkastisch gemeinten Äußerungen, ist der Ärger oft vorprogrammiert. Garantiert kein spezielles Merkmal auf Gay.de: Schon in den frühen Internet-Tagen wurde als häufige Ursache für Zwist, die Problematik der fehlenden Mimik, Gestik und Betonung erkannt.
Der amerikanische Psychologe Albert Mehrabian wurde bekannt durch eine Aussage zur Bedeutung nonverbaler Elemente in der Kommunikation. Der Professor der University of California stellte die 7-38-55-Regel auf, die besagt, dass die Wirkung einer Mitteilung zu sieben Prozent durch Inhalt, zu 38 Prozent durch die Stimme und zu 55 Prozent durch die Mimik bestimmt seien.
Hier im Netz, wo uns demnach also 93 Prozent unserer Möglichkeiten uns auszudrücken fehlen sollen, entstehen praktisch schon zwangsläufig Missverständnisse. Um die böse Falle zu umgehen, suchte man schon in den Kindertagen des World Wide Web nach Ersatzlösungen für die nonverbalen Aspekte.
Kommunikation im Netz stellt so manchen unerfahrenen Nutzer vor ganz neue Begrifflichkeiten und bildet eine echte Herausforderung. 'Emoticons' bilden ein Beispiel. Wer etwa mal einen vielleicht ironischen oder bissigen, aber nicht wirklich böse gemeinten Kommentar abgeben möchte, beugt mit einem ;-), also alles gar nicht böse gemeint, ebenso vor, wie mit einem Aktionswort wie lol (Laughing out Loud, lautes Lachen). Experten raten allerdings zu einem wohl dosierten Umgang. In den deutschsprachigen Communitys hat sich mehrheitlich das 'Du' als Anrede durchgesetzt. Ein förmliches 'Sie' könnte als distanzierte Haltung missverstanden werden. Das Schreiben von Beiträgen in Großbuchstaben vermittelt Geschrei und ist schlecht lesbar.
Wie man sich auf Gay.de verhalten sollte, verraten sowohl die allgemeinen Verhaltensregeln (Netiquette), als auch die Chatiquette. Diese Regeln sind schon mal eine hilfreiche Orientierung. Bei Bedarf geben Administratoren wie auch Operatoren weitere Hilfestellung. Aber: Grobe Verstöße wie beispielsweise Pöbeleien, Beleidigungen oder rassistische Äußerungen könnten auch ohne jede weitere Vorwarnung mit dem Ausschluss aus der Community geahndet werden. Und wer sich generell etwas genauer mit dem Thema 'Der gute Ton im Netz' beschäftigen möchte: Kennt Ihr eigentlich Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge? Der deutsche Schriftsteller und Aufklärer wurde vor allem durch sein Buch 'Über den Umgang mit Menschen' bekannt und erst nach dessen Tod erweiterte der Verlag das Werk um die Benimmregeln. Auch für das raue Pflaster Internet hat der Deutsche Knigge-Rat einen Social-Media-Knigge erstellt. Und der allerwichtigste Hinweis abschließend: Denke immer daran, dass auch hinter dem anderen Chatfenster ein realer Mensch sitzt...
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