Kürzlich haben wir uns mit Max Appenroth unterhalten, dem amtierenden Mr. Gay Germany. Er ist die erste trans* Person, die diesen Titel gewonnen hat und konnte uns viel berichten. Lassen wir ihn direkt zu Wort kommen.
Gay.de: Max, bitte stelle dich kurz vor und erzähle uns etwas über dich.
Max Appenroth: Ich bin ein lebensfroher, 35-jähriger trans* Aktivist und Diversity Berater und lebe gemeinsam mit meinem Mann Idàn in Köln. Ich habe das große Glück, dass ich meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen konnte und die Gesellschaft über das Thema Vielfalt - eben insbesondere über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt - aufklären kann. Es ist mir ein Anliegen, dass wir irgendwann an den Punkt kommen, an dem wir uns alle gegenseitig akzeptieren, jede*r die gleichen Chancen und Rechte im Leben hat und wir frei von Diskriminierung und Ausgrenzung leben können.
Wenn ich nicht gerade aktivistisch unterwegs bin, findet man mich meist beim CrossFit, in der Küche beim Kochen oder auf der Couch mit meinem Mann und unseren zwei Katzen Dörte & Lotte.
Gay.de: Wie möchtest du dein Amt als Mr. Gay Germany 2022 nutzen, um über das Thema Transgeschlechtlichkeit aufzuklären?
Max Appenroth: Ich möchte den Menschen gerne zeigen, dass ich mein Leben lebe, wie andere auch. Ich möchte keine Sonderbehandlung, nehme keiner Person etwas weg oder tue gar niemandem mit meiner Existenz weh. Mein Wunsch ist, einfach nur selbstbestimmt und mit den gleichen Rechten und Möglichkeiten zu leben, wie der Rest der Gesellschaft. Ich möchte zudem zeigen, dass wir trans* Personen Teil der schwulen Szene sind, denn auch hier erlebe ich teilweise immer noch Ausschluss und das sollte nicht sein.
Gay.de: Welche Hürden hattest du im Leben zu nehmen, um an den Titel zu kommen?
Max Appenroth: Ich würde sagen, ich hatte im Contest die gleichen Hürden, wie alle anderen Kandidaten auch, die ins Rennen gegangen sind. Die Challenges und Aufgaben waren ja für alle gleich. Aber eben als trans* Person, habe ich, wie eben erwähnt, doch auch schon negative Erfahrungen innerhalb der schwulen Community erleben müssen. Am Ende konnte ich mich dann sogar im Finale behaupten und bin sehr stolz darauf. Einzelne Juroren aus der Jury kamen danach auf mich zu und sagten mir ganz klar, dass ich nicht gewonnen habe, weil ich trans* bin, sondern weil ich sie eben in den Challenges überzeugt habe. Dass ich nun der erste Mr. Gay Germany bin, der dazu auch noch trans* ist, sei sozusagen ein added bonus.
Gay.de: Wie läuft eine Mr. Gay Wahl ab? Was geschieht hinter den Kulissen? Was sieht man als Zuschauer nicht?
Max Appenroth: Zunächst bewirbt man sich für den Contest online. Es folgen darauf mehrere Gespräche und dann beginnt das bange Warten, ob man es als eine von zwölf Personen ins Halbfinale schafft oder nicht. Im Zentrum des ganzen Contests stehen ja die Community-Kampagnen, die sich alle Kandidaten individuell überlegen und mit ins Rennen bringen müssen. Das war auch das Schwierigste in der Vorbereitung, denn sowohl im Vorentscheid, als auch im Finale wurden wir von einer Jury förmlich „gegrillt“ und mussten sie eben von unserem Vorhaben überzeugen.
ZitierenDer Wille, Dinge in Bewegung zu bringen. Der Mut, Unrecht aufzuzeigen. Das Selbstbewusstein, für eine gerechte Sache einzustehen. Sowie Empathie und Akzeptanz für deine Mitmenschen. (MR GAY GERMANY)
Hinter den Kulissen läuft wahnsinnig viel Spaß ab. Es war eine wirklich tolle Gruppe an Kandidaten und wir haben viel gemeinsam gelacht. Natürlich geht es für alle um eine große und einmalige Chance, aber wirkliches Konkurrenz-Gehabe gab es bei uns zum Glück nicht. Ich hatte stets das
Gefühl, dass wir uns gegenseitig unterstützt haben und das war ein echt schönes Gefühl. Denn das ist ja auch am Ende das, was den Contest ausmacht: Community.
Gay.de: Wie ist deine Meinung über die Tatsache, dass der aktuelle Mr. Gay World sein Amt niedergelegt hat?
Max Appenroth: Ich kenne jetzt natürlich aus den Medien und meinem persönlichen Austausch mit Louw nur seine Seite und würde gerne mehr von der anderen Seite hören. Ich finde es grundsätzlich legitim, dass die Menschen, die diese Contests organisieren und ihre Energie hier reinstecken auch für ihre Mühen adäquat entlohnt werden und die Kosten für die Events gedeckt sind. Es sollte entsprechend meiner Meinung nach auch kein Problem sein, Finanzen dahingehend transparent zu besprechen. Wäre ich Mr. Gay World, würde ich natürlich auch gerne wissen, wo die Spenden hingehen, die ich mit meiner Arbeit und meinem Aktivismus akquiriere. Entsprechend finde ich von dem, was ich bislang mitbekommen habe Louw's Kritik und die Konsequenz das Amt niederzulegen in dem Punkt berechtigt.
Gay.de: Max, wir bedanken uns für die ausführlichen Antworten und freuen uns, dass die Community durch dich einen besseren Einblick in die Mr. Gay Germany Wahlen bekommen hat und wir vor allem mehr über dich erfahren haben. Auf deinem weiteren Weg wünschen wir dir alles Gute und viel Erfolg.
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