Gute Unterhaltung ist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je. In diesem Artikel verraten wir euch, welche schwulen Filme ihr 2020 auf keinen Fall verpassen dürft!
von Alex Baur
Schwule Filme sind auf Festivals noch immer eine Nischenkategorie, die nicht allzu viel Beachtung findet. Außer “Brokeback Mountain” kennen nicht viele Menschen Filme, die schwule Liebesgeschichten erzählen. Doch tatsächlich gibt es mittlerweile mehr queere Kinoformate denn je und Filmemacher*innen aus aller Welt erzählen schwule oder lesbische Geschichten. Damit ihr nicht den Überblick verliert, haben wir für Euch eine Liste mit einer bunten Mischung aus absoluten Geheimtipps, schwulen Klassikern und Neuerscheinungen erstellt, die ihr auf keinen Fall verpassen dürft. Viel Spaß beim Lesen und streamen!
Noch wird “And Then We Danced” als Geheimtipp gehandelt, schließlich kommt der georgische Film erst Anfang April 2020 in die deutschen Kinos. Der georgisch-schwedische Regisseur Levan Akin erzählt in seinem 113-Minüter die Geschichte des schwulen Tänzers Merab, der sich während der Aufnahmeprüfung für das Staatsballett in seinen Konkurrenten Irakli verliebt. Doch in Tiflis ist kein Platz für Homosexualität, wie auch schon die zahlreichen Proteste bei der georgischen Premiere des Films zeigten. Diesen Konflikt transportiert Levan Akin auch in “And Then We Danced” und schafft es dennoch, eine schwule Liebesgeschichte zu erzählen, die dem Publikum Schmetterlinge in den Bauch setzt. Anfang April startet “And Then We Danced” in ausgewählten deutschen Kinos, hier bekommt ihr aber schon mal einen Einblick in Merabs Welt:
Mit dem schwulen Filmdrama “Beach Rats” hat die Regisseurin Eliza Hittman eine Geschichte verfilmt, die unter die Haut geht. Denn der 17-jährige Teenager Frankie steht im Film sinnbildlich für die Verwirrung, Hoffnungslosigkeit und Rebellion, die schwule Jugendliche nur allzu gut kennen. Frankie findet seinen Platz in der maskulinen Gesellschaft um sich herum einfach nicht, drückt seinen Frust in Gewalt und Schikane oder anonymem Sex mit fremden Männern aus. Der Teenager ist homophob und gleichzeitig homosexuell; dabei gerät er durch seinen inneren Konflikt immer mehr in eine Spirale des Selbsthass. Wenn ihr den eindrücklichen Kampf Frankies mit sich selbst sehen wollt, ist der Film ab sofort auf Netflix im Stream erhältlich. Den Trailer zu Frankies Geschichte gibt es hier:
Dass queere Filme nicht immer aus dem fernen Ausland kommen müssen, zeigt der österreichische Nachwuchsregisseur Gregor Schmidinger mit “Nevrland”. Streng genommen darf man “Nevrland” dabei eigentlich gar nicht als queeren Film bezeichnen, denn im ersten Moment steht die Angststörung des Protagonisten Jakobs im Zentrum der Narration. Der 17-jährige Wiener arbeitet auf dem Schlachthof seines Vaters, vertreibt sich nachts die Zeit in Clubs oder Sex-Cam-Chats und erlebt währenddessen immer wieder Panikattacken und ängstliche Episoden, die der Regisseur Schmidinger in seinem 90-minüter schon auf visueller Ebene authentisch transportiert. Trotz dieser psychischen Hürde entwickelt sich im Laufe des Films eine enge Beziehung zwischen den Online-Freunden Kristjan und Jakob, die Jakob vor große Herausforderungen stellt. Wer sich selbst einen Eindruck des visuell ausdrucksstarken Films machen möchte, kann “Nevrland” derzeit auf YouTube, iTunes und Amazon kaufen. Den Trailer haben wir hier für euch bereitgestellt:
Von Indie Wire zu einem der besten queeren Filme des Jahres 2019 gekürt, ist “End of the Century” ein Film im Romanstil, der eine Liebesgeschichte erzählt, die keine Erzählzeit kennt. Auf mehreren Zeitebenen stellt der Argentinische Regisseur Lucio Castro das Kennenlernen von Ocho und Javi während eines Urlaubs in Barcelona dar. Wo der Film an manchen Stellen womöglich verwirrt oder gar langatmig wirken kann – und sich im Umgang mit der Aids-Thematik ordentlich ein Eigentor schießt – lohnt es sich doch, bis zum Ende “durchzuhalten”. Denn letztendlich erzählt “End of the Century” nicht nur eine schwule Liebesgeschichte im wunderschönen Barcelona, sondern zeichnet auch gefühlvoll nach, wie scheinbar kleine Entscheidungen unser gesamtes Leben beeinflussen könnten. Leider gibt es den Film derzeit nicht auf Netflix oder Amazon Prime zu streamen; auf YouTube wird der Film allerdings zum Kauf angeboten und auch in ausgewählten deutschen Kinos ist Castros Film noch zu sehen.
Wohl kaum ein queerer Film der letzten Dekade wurde so gehyped wie “Call Me by Your Name”. Nicht nur hat der Nachwuchsschauspieler Timothée Chalamet durch seine Rolle als jungen Elio seinen Durchbruch feiern können, auch der Autor des gleichnamigen Buchs André Aciman hat in Folge des kommerziellen Erfolgs der schwulen Liebesgeschichte einen zweiten Teil von “Call Me by Your Name” angekündigt. Für alle, die sich in die Hitze des toskanischen Sommers flüchten möchten, ist der Film in voller Länge jetzt auch auf Netflix streambar. Einen ersten Einblick bekommt ihr hier im Trailer:
Gleich zwei Oscars hat Gus Van Sants “Milk” aus dem Jahre 2008 in den Kategorien Drehbuch und Hauptdarsteller abgestaubt. Diese Oscars sind auch mehr als gerechtfertigt, denn Van Sant zeichnet in “Milk” eindrücklich die Lebensgeschichte des Bürgerrechtlers Harvey Milk für die Schwulen- und Lesbenbewegung der 70er Jahre in den USA nach. Harvey Milk, der als erster schwuler Amerikaner in ein offizielles Amt gewählt wurde, kämpfte unermüdlich gegen Homophobie und für queere Menschen. Mit der Verfilmung durch Gus Van Sant wird der Bürgerrechtler, der noch heute für queere Menschen von Bedeutung sein sollte, gebührend gewürdigt. “Milk” läuft nicht nur immer wieder in ausgewählten deutschen Kinos, sondern ist auch für schlappe 3€ auf YouTube und AmazonVideo erhältlich. Einen ersten Einblick in Harvey Milks Errungenschaften für queere Menschen gibt es hier im Trailer:
Habt ihr einen schwulen Lieblingsfilm? Dann ab damit in die Kommentare!
Cover © And then we danced (2019)
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