Im dritten Interview diesen Monat haben wir erneut einen heterosexuellen Mann befragt, der bereit war, uns offen und ehrlich zu antworten. Wir haben erkannt, wie verschiedenen die Ansichten der Menschen sind und freuen uns, euch die Meinung von Daniel präsentieren zu dürfen.
Daniel ist Anfang 30 und lebt in einem kleinen Ort in Bayern. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Informatiker. Auch seinen Namen haben wir geändert, um seine Anonymität zu gewährleisten.
Roney: Hast du schwule Männer in deinem Freundes-, Bekanntenkreis?
Daniel: Zur Zeit nicht. In der Vergangenheit habe ich schwule Arbeitskollegen kennengelernt aber im aktuellen Freundes- und Bekanntenkreis weiß ich zumindest von niemanden, dass er schwul ist. Es gibt ja welche, die gehen damit sehr offen um und andere verstecken es.
Roney: Wurdest du schon einmal von einem Schwulen angebaggert und wie hast du dich dabei gefühlt?
Daniel: Ich wurde einmal gefragt, ob ich denn Lust hätte, mit zum Christopher Street Day zu kommen. Weiß jetzt nicht so recht, ob das zählt oder auch schon ein Versuch war. Im ersten Moment hatte es sich komisch angefühlt aber im Nachhinein betrachtet: Hey wer ist nicht gerne Objekt einer Begierde? Ich empfinde es daher als Kompliment, muss aber auch gestehen, es hat einige Zeit gedauert, bis ich zu der Einsicht gekommen bin. Vor diesem Vorfall hatte ich nie wirklich über so eine Situation nachdenken müssen.
Roney: Hast du bereits sexuelle Erfahrungen mit einem Mann?
Daniel: Nein und ich beabsichtige ehrlich gesagt, diese Erfahrungen auch nicht zu machen. In dem Punkt bin ich doch etwas prüde. Ich kenne allerdings einen heterosexuellen Kollegen, der behauptet, er hätte den besten Blowjob überhaupt von einem Mann erhalten.
Roney: Was hältst du von der Ehe für alle?
Daniel: Aus politischer Sicht bin ich da sehr liberal eingestellt. Jeder soll machen können und dürfen, was er möchte. Auch aus religiöser Sicht finde ich nichts, was dagegenspricht, da heute Religion eher als Leitfaden auf ethische Fragen zu betrachten ist. Der erfordert in manchen Bereichen Anpassungen
auf unser modernes Leben. Ich muss vielleicht auch dazusagen, dass, obwohl ich christlich erzogen und aufgewachsen bin, heute eher dem Buddhismus angehöre.
Roney: Macht es für dich einen Unterschied, ob du in einem Porno 2 Lesben oder 2 Schwule beobachtest?
Daniel: Total, ich will Titten, Vaginen und Ärsche (von Frauen) sehen! Je mehr, umso besser! Vor allem bei zwei Lesben, wenn man sich dann vorstellt, dazwischenzugehen ... (grinst)
Zwei Schwule hingegen wären für mich ein derber Abturner. Überhaupt, sobald der Fokus in einem Porno überwiegend auf die männlichen Darsteller gelegt wird, wird es für mich, vorsichtig ausgedrückt, langweilig.
Roney: Was denkst du, wie würde dein Umfeld darauf reagieren, wenn du dich als schwul outen würdest?
Daniel: Ich glaube, da würde die komplette Palette an Reaktionen dabei sein: Manchen wäre es egal, andere würden sagen „Super, wir unterstützen dich“, die nächsten würden wohl meinen „Hab’s doch gleich gesagt“ und die letzten wären total verstört. Letztere Reaktion wäre vermutlich am meisten vertreten. Auch hier sollte ich vielleicht dazusagen, dass ich aus einem kleinen verschlafenen Ort komme, in dem die christlichen Werte dominieren.
Teil 1 + 2 unserer Reihe findest du hier:
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