"Three boys and a cat” ist eine neue regelmäßige Kolumne von Seb Heath über das Leben von drei berufstätigen Jungs in einer polyamoren Beziehung in London. Seb, Luc und Ben sind jung, verliebt und im Begriff zusammen zu ziehen. Was kann schon schief gehen?
„Du brauchst so lange zum Kommen“, sagte ich zu Luc.
„Besser als das Gegenteil,“ meinte Luc, seine französisch-amerikanische Stimme so anhebend, als ob er eine Frage stellte.
„Da hat er recht,“ sagte Ben. Er lag auf dem Rücken, die Beine im rechten Winkel. „Ich glaube kaum, dass das etwas schlechtes ist.“
„Früher war es umgekehrt,“ sagte Luc. „Zu Beginn meiner Beziehung mit Marc bin ich immer zu schnell gekommen, und als ich anfing länger und länger zu brauchen dachte er, dass er anfing mich zu langweilen.“
Ich sprang von beiden ab und schwang mich unter die Dusche. Ich bin ein Drittel unseres ‘three-way love-in’. Technisch gesehen, heißt es Polyamorie, aber ich nenne es lieber „eine schöne Zeit haben“. Die Vorteile sind enorm: wer mag nicht die Vorstellung von zwei Menschen überschüttet zu werden, emotional und sexuell?
Luc, das Modell, 24, hat Baumstämme als Oberschenkel und ist sowohl sehr Französisch als auch sehr Amerikanisch. Er sieht in etwa so aus, als ob er von Bernini selbst geschnitzt wurde. Außerdem hat er eine unfassbare Libido und ist sehr leicht rum zukriegen.
Ben ist Journalist für ein Hochgalnzmagazin. In einem anderen Leben könnte ich mir ihn sehr gut als Betreiber einer dieser New Yorker Nachtclubs vorstellen, bei denen 99 Prozent aller Gäste an der Tür abgewiesen werden.
Und dann bin ich da, der Schriftsteller. Ich bin der schlaksige Typ, der die Menschen versteht, aber nicht unbedingt die ganze Zeit von ihnen umgeben sein muss.
Wir schlafen zusammen, gehen zusammen auf Partys und ficken miteinander. Bislang haben wir es nur ein paar von unseren Freunden gesagt. Sie haben nicht mal mit der Wimper gezuckt.
Letzte Woche stellte uns Luc seiner Mutter, seinem Bruder und seiner Schwester in einer Brasserie in Paris als seine „zwei Partner“ vor. Es ist seltsam, weil es gerade nicht seltsam ist. Wir fühlen uns rundum wohl miteinander. Obwohl es natürlich - früher oder später - doch Komplikationen geben könnte.
Unsere erste Hürde ist ziemlich groß – eher wie ein Hochsprung – wir ziehen zusammen. Oder, genauer, Luc wird bei mir und Ben einziehen.
Wir leben in London.
Luc kam vor zwei Monaten hinzu wie eine Art zarter, teurer Import. Zu Tode gelangweilt von einem kontrollierendem Freund, entdeckte er den Komfort unseres Kingsize-Bettes und hat uns seit dem nicht wieder verlassen.
Als er am Ende des Bettes stand, mit angespanten Muskeln - während er sich streckte - sagte Ben: „Zieh bei uns ein“. „Okay“, sagte Luc. Ben hatte nicht erwartet, dass Luc ja sagt – für ihn war es nur einer dieser Sätze, die man sagt.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht einmal Sex gehabt. Nur einen vierzigminütigen Blowjob, der in eine müden und verdrehten Masse aus Gliedmaßen und Zungen endete.
Und da sind wir jetzt. Ein paar Monate später und Luc zieht bei uns ein - zusammen mit seiner Katze Dan. Luc versichert uns, dass die rothaarige Kreatur ein unglückliches Überbleibsel aus seiner Beziehung mit Marc ist. Ich erwäge ernsthaft, sie um zu nennen, also, wer nennt schon ein Tier Dan? Und - sehr amüsant - ein Klavier. Gleichzeitig müssen wir noch unsere Eltern aufklären und unseren Mitbewohner Joe, der bislang noch keine Ahnung von all dem hat. Was in aller Welt könnte schief gehen? Natürlich, so Einiges.
Die Intimität des/der anderen und sehr viel Kommunikation sind die beiden wichtigsten Standbeine in dieser Beziehung. Wenn man zu dritt ist, werden die Portionen kleiner aufgeteilt. Aber die Möglichkeiten der Gewinne sind größer. Es ist wichtig, wenn du alle fickst, dass die Aufmerksamkeit gleichmäßig auf alle verteilt ist. Du willst nicht mit der klassischen Vorstellung einer Dreiecksbeziehung enden, wo der eine allein beim Wichsen sitzt, während die anderen zwei sich tief in die Augen schauen und sich ihre gemeinsame Zukunft vorstellen, mit einem Abendessen im Edel-Restaurant und Business-Class-Flügen nach LA, usw.
So hier sind wir also. Wenn Sex der Antrieb ist, der eine Beziehung vorwärts treibt, dann haben wir genügend Treibstoff, um sehr weit zu kommen. Lucs Libido entspricht Bens. Was so viel bedeutet, dass sie im Grunde morgens, mittags und abends ficken wollen. Ich bin sehr viel langsamer. Wie ein altes Auto, kann ich manchmal erschlaffen. Während Luc oder Ben mich fickt, lecken die anderen sich die Brust, die Brustwarzen und streicheln sich die Oberschenkel. Der Moment, in dem sich dass ändert wird irgendwann kommen und die Dinge werden sich dann vielleicht in eine andere Richtung drehen. Aber jetzt? Jetzt müssen wir uns auf eine Katze vorbereiten...
Zum nächsten Beitrag von "Three Boys and a Cat"
Seb Heath ist ein Pseudonym für einen Schriftsteller der in London zwischen Luxus und Studium lebt. Seb hat schon über alles geschrieben: von der Wirtschaftsreform, den Präraffaeliten bis hin zu 5* Hotels. Er wird unsere neue Kolumne für euch schreiben.
Ihr könnt Seb auch direkt kontaktieren und ihm bei twitter unter @seb_heath folgen.
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