Ist es akzeptabel in seinem Profil zu sagen, dass man „keine Schwarzen und keine Asiaten“ treffen möchte? Nein, meint Alex Hopkins. Für ihn ist dies bereits sexueller Rassismus und sollte in Frage gestellt werden…  

„Ich bin nicht rassistisch. Es ist meine Präferenz, und ich habe das Recht, es zu ausdrücken.“

Dies war die Antwort, die ich auf eine Sexdate-Anfrageerhielt, als ich den Profiltext des Mitglieds in Frage gestellt habe. „Keine Schwarzen, keine Asiaten. Nur Weiße.“, fügte er in einer zweiten Nachrichten gleich hinterher.
Es ist nicht meine Aufgabe andere schwule Männer damit zu konfrontieren, was sie in ihren Profilen schreiben. Leben und leben lassen, und all das. Aber nachdem ich mindestens 10 andere Kurzbeschreibungen, mit ähnliche Ausdrücken, gelesen hatte, hatte ich genug. „Sexueller Rassismus“ - ein unangenehmes Nebenprodukt unseres Internet-Zeitalter. Wir verwenden Sprache in einer Weise, die andere verletzen kann, andere ausschließt und verallgemeinert. Aller nur, um unsere eigenen sexuellen Präferenzen zu verdeutlichen. Es war folglich an der Zeit, dass ich meinen Mund aufmachen musste.

Was ist Rassismus?
War die Person, die mir diese Zeilen schrieb wirklich rassistisch? Allein von ein paar Worten kann man nicht feststellen, ob jemand wirklich rassistische ist. Aber mit dem Verwenden dieser „ausführlichen Diskriminierung“ finde ich, kann man dies. Die Worte sind bewusst gewählt und stehen da. Deutlich für alle zu erkennen. Sie beinhalten die ethnische Herkunft des „Nichtgewollten“ und haben im Vorfeld schon soviel negative Wertung aufkommen lassen.
Wörter können ohne Bedacht gewählt werden, ihre Wirkung kann dafür umso intensiver - verletzender - sein. Wörter haben Macht.

Wahrscheinlich liegt es einfach an der Anonymität des WorldWideWeb, hinter es sich leicht zu verstecken lässt. Man muss dem Gegenüber nicht in die Augen blicken, um eine Beleidigung loszuwerden. Die Sprache wird flacher und die Beleidigungen häufen sich. Kein Wunder also, dass selbst ein rassistischer Spruch leicht über die „Lippen“ geht.
Und mal #butterbeidiefische: Ist der Hinweis in deinem Profilbild „keine Südländer“ weniger Wert, als ein Schild am südafrikanischen Stand, auf dem steht: „Nur für Weiße“ reserviert“?!?

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„Mein Typ"
Eine häufige Verteidigung des eigenen sexuellen Rassismus ist, dass die Person nur sexuelle Präferenzen im Profil angibt. Die sexuellen Vorlieben sind schwulen Männern heilig, auch wenn diese andere Personengruppen verletzen. Jahre lang haben sie für diese „Freiheit“ kämpfen müssen, warum als jetzt zurückrudern?
Die männliche homosexuelle Geschichte wurde weitgehend durch die Verfolgung auf Grund des sexuelles Begehren geprägt.
Wie bizarr ist es also, dass schwule Männer jetzt anfangen andere zu diskriminieren, auszustoßen oder gar Schlimmeres?
Zeit halt alle Wunden? Von wegen: Zeit macht vergesslich!

Ehrlich gegenüber seinem potentiellen Sexpartner zu sein, heißt oft aber auch zu diskriminieren. Um nicht zu sagen, rassistisch zu sein. Man(n) hat seine Vorstellung, was man im Bett haben will - und das meist ohne Ausnahme. Grundsätzlich bestimmt nicht schlimm, aber warum sind viele Männer so direkt und rabiat? Warum geht das nicht etwas einfühlsamer und zurückhaltender? Warum schreibt man: „ Keine Asiaten“ aus und nutzt nicht die Möglichkeit, seine Vorliebe in eigenen Worten zu beschreiben?
Jeder hat andere Vorlieben und auch Geschmäcker - Das macht uns aus. Aber nicht weniger menschlich.

Der Schrei ist groß
Stell dir vor, du findest jemanden interessant, bekommst aber sofort signalisiert, dass du unerwünscht, nutzlos, oder eben anders bist, als das was dein Gegenüber sucht. Die meisten von uns reagieren sofort angepisst. Schicken eine abwertende Beschimpfung hinterher, denn das eigenen Selbstwertgefühl ist verletzt. Wir fühlen uns verletzt. Grundsätzlich aber, reagieren viele von uns nicht anders.
Warst du einer derjenigen, die als Kind gemobbt wurden, weil sie anders waren? Nicht gut auf dem Fußballplatz? Zu feminin vielleicht? Einige von uns waren das. Ein Grund, warum sie jetzt so sind wie sie sind.

In Zeiten des WorldWideWeb gibt es keinen schnelleren und effektiveren Weg, um Informationen zu verbreiten. Aber das Internet vergisst auch nicht. Ob Hasstriaden, Beschimpfungen oder Rassismus, im Netz bleibt es bestehen und jeder kann es sehen.
Wenn wir zurückblicken, beginnt Rassismus ganz klein. Die Auswirkungen am Ende sind aber enorm.

Optionen offen halten
Wer von euch kann sagen, dass er sein ganzen Leben nur auf einen bestimmten Typen abgefahren ist? Die eigenen sexuellen Vorlieben ändern sich im Laufe der Jahre. Ich kann nur sagen, dass ich auch mal auf den Normalo-Boy stand und Blümchensex geliebtt habe. Heute ist das anders. Der Typ muss nicht gefallen, die Chemie zwischen uns muss passen. Und wenn das der Fall ist, dann sind Hautfarbe, Religion oder sexuelle Phantasien nebensächlich. Am Ende muss es beiden gefallen - oder?!?
Sich auf Neues einlassen und Erfahrungen zu sammeln, das ist es, auf was es ankommt.

Mach mit bei unserer Umfrage zum Thema: „Sind rassistische Äußerungen im Profil zulässig?“

 

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