Egal ob du es magst oder nicht, die schwule Szene verwandeld sich. In vielen Großstädten haben in den letzten zehn Jahren dutzende schwuler Bars geschlossen. Aber warum? Vor 15 Jahren hätte daran niemand gedacht…
In den 1990er Jahren, als die „schwule Sichtbarkeit“ zunahm und LGBT-Rechte sich in einigen westlichen Ländern langsam verbesserten, wucherte die „schwule Nachbarschaft“ regelrecht. Old School Schwulenbars, mit ihren verdunkelten Fenstern und strenger Türpolitik, wurden von coolen, stylischen und ... na ja, öffentlich stolzen LGBT-Kneipen abgelöst.
Ich selbst lebe in London - einer Metropole, die seit der Jahrtausendwende den Verlust vieler queerer Veranstaltungsorte erlebt hat. Ehemalige Stadtteile, die für ihre LGBT-Szene bekannt waren – wie Islington und Earls Court – haben heute teilweise gar keine Szenekultur mehr.
Und auch in anderen Stadtteilen sieht es nicht besser aus. Die wenigen letzten Gaybars der Stadt haben es schwer und einige werden wohl noch in diesem Jahr schließen.
London ist da kein Einzelfall. Informationen des queeren Reisführers Damron zufolge, ist es auch in den USA nicht anders. In den letzten Jahren konnte ein drastischer Rückgang schwuler Bars und Night Clubs in der hauseigenen Datenbank verzeichnet werden. Von anfangs mehr als 1.600 Einträgen im Jahr 2005, verzeichnet Damon heute nur noch knapp 1.000. Das entspricht einem Rückgang von rund 34 Prozent in den letzten zehn Jahren.
Aber warum? Und auch in Deutschland ist es vielerorts nicht einfach, ein rein queeres Café oder eine Schwulenbar zu betreiben. Oder wie sieht es in eurem Umfeld aus?
TECHNISCHE REVOLUTION
Der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Laptop, Tablet und Handy bestimmen unseren Alltag. Während schwule Männer früher in die Szene gingen - schwule Bars und Clubs aufsuchten, um sich mit Freunden zu treffen oder zu daten, verwenden sie jetzt das Internet und diverse mobile Apps.
Fragt man jüngere Schwule - also Jungs, die Mitte der 80er geboren sind - ist Dating und Cruising in Bars selten geworden. Mann geht gezielt aus, aber um jemanden neuen kennen zu lernen und gar zu daten, versucht man erst online soviel wie möglich über den anderen in Erfahrung zu bringen.
In der Tat - Dank dutzender verschiedener Dating-Apps und Webseiten - abgesehen von die Mainstream-Giganten wie Instagram, Facebook, Tumblr, usw. – sind diejenigen, die auf der Suche nach der großen Liebe sind gut gerüstet, um aus den vollen zu schöpfen.
SICHTBARKEIT/ÖFFENTLICHES LEBEN
Zweitens gibt es inzwischen eine breitere Akzeptanz von homosexuelle Menschen in der Gesellschaft.
Während wir vorher gezwungen waren, Gay-Partys zu besuchen, weil sie die einzigen Orte waren wo wir wirklich wir selbst sein konnten, können wir uns heute freier bewegen. LGBT sind ein Teil der Gesellschaft geworden, wenn auch nicht vollkommen gleich gestellt und respektiert. Aber uns gibt es.
Gleichgeschlechtliche Paare können vielerorts heiraten - auch wenn Deutschland da noch nachzubessern hat, viele Unternehmen setzen sich für LGBT-Rechte ein und in der Politik sowie auf den Bildschirmen ist es kein Problem mehr, schwul, lesbisch, bisexuell oder trans* zu sein.
Sogar der Papst hat öffentlich gesagt, „Wer bin ich, um zu beurteilen?“, als er über den Standpunkt der katholischen Kirche gegenüber homosexuellen Menschen gefragt wurde.
Natürlich ist die Geschichte nicht überall in der Welt gleich. Blicken wir Richtung Iran, Uganda oder eines der anderen 70 Länder, in den Homosexualität strafbar ist:
Menschen landen im Gefängnis, werden gesteinigt oder gar hingerichtet - nur weil sie homosexuell sind.
In den Ländern, in denen der rechtliche Schutz für LGBT-BürgerINNEN gegeben ist, sind Gay-Bars nicht mehr der einzige Ort um Gleichgesinnte zu treffen. Wir können uns anders - bewusster - in der Öffentlichkeit bewegen. Händchenhaltend und küssend - wir können…
Ausgehen und Party machen findet in vielen großen Städten gemeinsam statt. Auch wenn es immer noch diverse Gay-Partys gibt, die „Masse“ feiert zusammen. Unabhängig von sexueller Orientierung, Geschlecht oder Vorliebe - Heteros und Schwule feiern zusammen und genießen die Musik.
Einige Veranstalter gehen sogar soweit und öffnen ihre Pforten auch für heterosexuelle BesucherINNEN.
In diesem Sinne, kann der Verlust einiger rein schwuler Partys als Fortschritt angesehen werden. Die Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft scheint ja gestiegen zu sein. Warum also nicht gemeinsam miteinander feiern?
ABER: Die schwule Szene darf nicht sterben! Orte an denen wir unter uns sein können, miteinander quatschen, tratschen, lachen und doch auch mal ungezwungener flirten können, dürfen nicht schließen. Unser „Wohnzimmer“ muss bleiben und das liegt einzig allein an uns…
Wie fühlst du dich mit den Veränderungen innerhalb der schwule Szene?
Bist du zufrieden damit, mehr Kontakt mit Gleichgesinnten übers Netz zu haben oder fehlt dir deine Stammkneipe(deine Lieblingsdisko?
Hinterlasse bitte deinen Kommentar...
(Autor: Mark, Team Gay.de/Gays.com)
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