Beschämen; sich beschämt fühlen. Aber warum? Sex: einfach, unkompliziert und oft anonym. Nicht schmutzig, aber danach fühlt man sich schlecht. Im Zeitalter der gleichgeschlechtlichen Ehe werden diejenigen, die Casual Sex suchen, ausgegrenzt. Gay.de Autor Alex Hopkins stellt sich die Frage: Warum? Am Ende wollen doch alle das Eine …
„Die neue Normalität“: Es ist ein heimtückischer kleiner Satz, den wir immer öfter hören, wenn wir über das Verhalten von schwulen Männern diskutieren. Nach außen hin, ist es ganz harmlos. Vor ein paar Wochen sprach Bond-Soundtrack Sänger Sam Smith in einem Interview mit dem NME, als er auf seine Dankesrede bei den Grammys im Februar hinwies, ganz offen über die „normalste Sache“ der Welt. „Schwule sind nicht anders. Es ist doch egal, wen man liebt.“, sagte er.
Seine eigene Sexualität vor Millionen im Fernsehen zu benennen, kostet sicherlich Mut, aber es ist ein wichtiger Schritt, um auch anderen jungen Männern Mut zu machen, zu sich und ihrer Sexualität zu stehen.
Aber es gibt auch etwas, was mich an dem Wort „normal“ stört. Was ist normal und wer entscheidet das es dann unnormal sein soll? Gibt es Schwule, die das Sagen haben oder werden wir von einer heterosexuellen Gesellschaft geführt, die uns sagt wie wir zu leben haben? Kann sein, aber ich bin ja auch Teil dieser Gesellschaft. Warum also urteilen wir über andere, die eigentlich gar nicht anders sind als wir…
Das Problem mit der gleichgeschlechtlichen Ehe
Die gleichgeschlechtliche Ehe – die in der Welt immer weiter anerkannt werden wird, da bin ich mir sicher - war schon immer etwas, das ich unterstützt habe. Gleichstellung in allen Bereichen, die anhaltende Diskriminierung stoppen: Alle Menschen sollten die gleichen Rechte genießen können und ihnen der Schutz durch das Gesetzt gewährt werden. Alles andere ist offen gelebte Diskriminierung.
Es gibt eine beständige konservative Bewegung, die sich in die Community - in die neue Welt der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften - eingeschlichen hat: Die „one size fits all“- Mentalität. Alle müssen am gleichen Strang ziehen und das selbe erreichen: eine hohe Erwartung auf Zweisamkeit also. Das Streben nach Glück wird zum Streben nach einer glückseligen herkömmlichen Ehe. Wirklich? Ich will das nicht…
Die ursprünglichen Ziele der Befreiungsbewegung, neue Wege und neue Beziehungsformen zu etablieren - für Homosexuelle und Heterosexuelle. Nun scheint es aber so, dass wir immer häufiger aufgefordert werden, die Heterolebensweise zu imitieren.
Wer denkt aber an all die anderen Lebensformen, die polyamoren Beziehungen, diejenigen, die einfach unverbindlichen Sex genießen, diejenigen, die eben anders Leben wollen?
Wir sind nunmal nicht alle gleich…
Saunen - blanke Tatsachen
Vor zwei Jahren habe ich mit einem Schriftsteller, der alles, was ich über die „neue Normalität“ der gleichgeschlechtige Ehe verabscheue, vertritt gestritten. In einer umwerfend puritanischen – und, ich würde behaupten, einer hasserfüllten Kolumne appellierte er für die Schließung aller Saunen. „Die Dornen unserer Gesellschaft, die unsere Gemeinschaft zerstören…“, schrieb er in seinem Beitrag. Für ihn gab es keine unverbindlichen Stelldicheins oder ein spontanes Sexdate. Auch schwule Männer haben sich in Zweisamkeit zurückzuziehen und nicht anonymen Sex zu haben - so seine Meinung.
Es war ein Versuch den schwulen Mann zu überzeugen, sodass sich die neu entstandene Multi-Millionen-Dollar-Industrie, die um die gleichgeschlechtliche Ehe entstanden ist, weiter selbst vermarkten konnte. Die Branchenriesen wollen den Mark ausschöpfen, Hook-Ups und Co passen nicht zu ihrem Produkt Ehe.
Sex des Sexes willen
Lasst mich hier ehrlich sein: Schwule Männer haben immer viel Sex. Er gehört zu uns und ist nunmal ein Teil von uns. Wir sind wer und wie wir sind. Ganz klar.
Und nicht weil wir „schwule“ Männer sind, sondern weil wir als Männer so sind.
Der Moment indem wir uns wegen unseres Sexualverhaltens schämen sollten ist, wenn die Probleme in der „schwulen Community“ beginnen. In der Welt von Online-Dating, Cruising, Gay-Saunen und dem ein oder anderen Hook-Up sind wir selbst oftmals nicht besser als religiöse Fanatiker, die uns als Geisteskrank bezeichnen. Auch wir nehmen kein Blatt vor den Mund und machen uns das Leben schwerer als nötig.
Die Idee, dass Sex außerhalb einer „normalen Beziehung“ sinnlos ist, sollte eine Sache der Vergangenheit sein. Die Lust sollte siegen - und jeder sollte für sich selbst Entscheidungen treffen.
Ich habe immer darüber geschrieben, über das, was ich weiß und was andere schwule Männer mir erzählt haben: heißen Sex, schlechten Sex, mittelmäßigen Sex, Sex während man auf Drogen war oder Alkohol im Übermaß konsumiert hatte, Sex, wenn man einsam ist, Sex als Weltflucht, und Sex nur des Sexes willen – nur weil du es brauchst. Sex ist eine der gesündesten, wunderbarsten Dinge, die im Menschen programmiert sind - Machen heißt die Devise.
Unsere sexuellen Bedürfnisse sind nicht gleich. Ebensowenig wie die Orte, an denen wir entscheiden sie zu ausführen. Wonach wir uns aber alle sehnen: Kontakte zu anderen. In welcher Form auch immer. Für die einen ist eine langfristige Partnerschaft, das Richtige um sich lebendig und ausgeglichen zu fühlen, für andere wiederum sind kurzfristige Beziehungen oder aber das Single-Dasein die einzig wahre Lebensweise. Mal ein Date, ein spontanes Sextreffen, ein Besuch auf dem Cruisingplatz - unkompliziert und ohne Verpflichtungen. Jedem das Seine eben…
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