Derzeit hat Ralph Morgenstern eine kleine Sommerpause eingelegt zwischen seinen vielen Verpflichtungen, die den Schauspieler auf Theaterbühnen im In- und Ausland führen. Diese Auszeit nutzt der 59-Jährige aber für sein Engagement beim Christopher Street Day. In Duisburg traf sich der Moderator mit Gay.de zum Interview über die Jugend in Mülheim an der Ruhr, seine Leidenschaft fürs Shopping, vor allem aber über seinen Einsatz für die Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen in Zeiten, in denen Europa einen Rechtsruck erlebt.
Ralph Morgenstern vor dem Duisburger Hof. Foto: Peter Dettmer
Schon in seiner Jugendzeit widmete sich der Moderator, der unter anderem mit seiner TV-Show Blond am Freitag bundesweite Berühmtheit erlangte, seiner Leidenschaft für die Musik in seiner Band 'Gina-X'. Normalerweise behält man die ja ein Leben lang. „Ich bin der Musik treu geblieben,“ beschreibt der Entertainer, „habe in Budapest in 'Die Csardasfürstin' und in Musicals wie der deutschsprachigen Erstaufführung von Hairspray. In meiner Jugendzeit in Mülheim habe ich nur Blockflöte und Triangel geschafft, aber ich habe mich dummerweise tapfer geweigert, Noten zu lernen. Zum Glück habe ich ein gutes musikalisches Gespür, so dass ich heute die Rollen und Lieder erlerne mit einem Pianisten, der mir die Titel vorspielt und mit mir einstudiert.“
Neben der Musik pflegt der Paradiesvogel – heute zum Interview im schicken,schwarzen, aber für seine Verhältnisse eher schlichten Anzug - seinen Hang zu schrillen Klamotten. In diesem Jahr führte die sogar Dank Gummi-Fetisch-Outfit zum Sieg in der TV-Show Promi Shopping Queen. „Die schrillen Klamotten sind eher eine Leidenschaft meinen Charakter darzustellen und zu zeigen, was man alles anziehen kann und schöner ist als ein 'Kartoffelsack'. Ich mag es eben etwas bunter und Sachen tragen, die man selbst schön findet. Ich gehe natürlich auch gerne shoppen. Durch meinen Beruf als Schauspieler probiere ich die Sachen nur ungern an, weil ich für die Bühne oder fürs Fernsehen schon immer so viele Sachen anprobieren muss, da habe ich dann privat dazu keine Lust mehr.“
Der Terminplan des Dartellers ist prall gefüllt. Mit dem Stück „Entartete Kunst“ startet er im Herbst 2017 zur Deutschlandtournee, für drei Monate geht es nach Klagenfurt in Österreich, um dort das 'Land des Lächelns' zu spielen. „In der Zwischenzeit widme ich mich den ebenso schönen, wie auch wichtigen Dingen, wie dem CSD in Duisburg, Kölnpride, Mainz. Ich mache eine richtige kleine CSD-Tour in diesem Jahr, das habe ich zuvor noch nie gemacht. Ich glaube gerade jetzt ist es wieder an der Zeit, sich einzusetzen für die Community. Ich fühle mich wirklich verpflichtet hier Flagge zu zeigen: Man kann schwul sein und es geht einem gut und man kann auch Karriere machen und vor allem kann man auch überleben, ohne sich zu verstecken. Natürlich ist das in diesen Zeiten, in denen Europa einen Rechtsruck erlebt, nicht so einfach. Wenn man positiv eingestellt ist und rüber kommt, ist das einfacher. Es ist wichtig, darüber zu sprechen, alleine schon für die eigene Psyche. 1970 in Mülheim an der Ruhr war es auch nicht so lustig, da musste man schon kämpfen und sich behaupten. Man muss sich beweisen, durchkämpfen und immer auf der Zielgerade bleiben und dafür finde ich eben auch ein Outing sehr wichtig.“
Die Bedeutung des CSD in Deutschland 2016 sei eher gestiegen, glaubt der Entertainer und ruft zur Beteiligung auf. „Es ist wieder sehr wichtig Flagge zu zeigen. Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen es uns nicht erlaubt ist zu heiraten, Das ist sehr rückständig. Ich werde hier von der Regierung und deren Kanzlerin seit Jahren diskriminiert. Es geht gar nicht um schwule Rechte, es geht um Menschenwürde, die nach dem Grundgesetz unantastbar ist. Da ist es jetzt wieder ganz wichtig, auf die Straße zu gehen. Selbst im erzkatholischen Spanien gibt es eine Gleichstellung der homosexuellen Ehe. Wovor hat Frau Merkel eigentlich Angst? Das würde ich sie gerne mal fragen. Ich verstehe nicht, warum die deutsche Politik das nicht hin bekommt. Ghandi hat mal gesagt: Angst ist unser größter Feind. Ich sehe immer wieder, dass Menschen einfach Angst haben mit uns zu sprechen, uns zu berühren, von einem schwulen Fußballer Fanartikel zu kaufen. Herr Seehofer hat ein uneheliches Kind und gehört trotzdem einer christlichen Partei an. Ist das die Normalität? Wir müssen also demonstrieren, mit den Menschen reden, um ein Miteinander zu erzeugen.“
Dem Vorbehalt, dass der Demotag ein wenig zu viel Kirmes und zu wenig Protest geworden sei, stimmt Ralph aber zu. „Inhalte gibt es schon genug, der Pride in Köln, als größter CSD in Europa zieht natürlich schon sehr viele Leute an. Ich finde schon man sollte vom Begriff der Parade wieder zur Demo kommen. Es ist jetzt wichtig, das uns Politik und Menschen ernst nehmen. Wir demonstrieren und Kämpfen für unsere Rechte, dass wurde in den vergangenen Jahren etwas aus den Augen verloren. Aber ich finde auch, dass man 'pride', also stolz, bunt und friedlich demonstrieren kann. Die 80-er und 90-er Jahre waren sehr offen, das ist inzwischen nicht mehr so. Aber wenn die Regierung schon nicht zu uns steht, wie soll der 'kleine Mann auf der Straße' das dann tun?“
Im schicken Wyndham Hotel Duisburger Hof verlieh der Moderator die Auszeichnung an Schauspielerin Katy Karrenbauer. Fotos und Text: Peter Dettmer im Auftrag von Gay.de
Join the conversation
You are posting as a guest. If you have an account, sign in now to post with your account.
Note: Your post will require moderator approval before it will be visible.