Noel Alejandro ist ein unabhängiger Filmemacher, der in seinen Arbeiten versucht, schwule Pornographie und Sexualität neu zu denken. In der gegenwärtigen Indie-Porn-Szene gilt Noel als eines der größten und vielversprechendsten Talente. Er lebt und arbeitet in Brüssel und in seiner Heimatstadt Barcelona, wo wir ihn zum Gespräch getroffen haben.

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Du produzierst alternativen Gay Porno. Was stört dich an schwuler Mainstream Pornographie?

Ich habe überhaupt kein Problem mit Mainstream Pornos. Im Gegenteil: Ich konsumiere sie selbst. Allerdings frage ich mich schon: Warum sehen 99 Prozent aller Pornos gleich aus? Warum gibt es so wenige Regisseure, die versuchen, die Dinge anders zu machen? Als ich vor einigen Jahren mit Erika Lust zusammengearbeitet und mich zum ersten Mal beruflich mit erotic cinema beschäftigt habe, wurde mir klar, welches Potential der Porno bietet. Und noch immer gibt es viel zu entdecken.

 

Wo würdest du deine Filme einordnen? Porno ist ja ein weites Feld.

Ich würde meine Filme nicht als Pornos bezeichnen. Ich sehe sie mehr im Bereich indie cinema. Aber ich mache mir nichts vor: natürlich sind es auch Sex-Filme. Man darf sich jedoch keiner Illusion hingeben: Im herkömmlichen Film sieht man keinen echten Sex. Alle Sexszenen sind nachträglich bearbeitet und zusammengeschnitten. Mit der Realität haben sie nichts zu tun. Aber warum sollte es nicht möglich sein, einen ganz normalen Film zu drehen, mit einer guten Story, intensiven Gefühlen und echtem, authentischen Sex? Vielleicht müssen wir dafür ein neues Genre erfinden. Nicht selten mache ich die Erfahrung, dass viele Menschen gar nicht wissen, wo sie meine Filme einordnen sollen. Manche sagen, es seien Softpornos, aber das ist nicht richtig. Meine Filme sind nicht soft.

 

"Viele Menschen wissen gar nicht, wo sie meine Filme einordnen sollen. Manche sagen, es seien Softpornos, aber das ist nicht richtig. Meine Filme sind nicht soft."

 

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Du hast vor einiger Zeit mit Erika Lust zusammengearbeitet. Was hast du von ihr lernen können? Was kann schwule Pornographie grundsätzlich von feministischer Pornographie lernen?

Was ich vor allem von Erika Lust gelernt habe, ist, dass es sich lohnt, zu experimentieren. Auch im Porno kann man neue Wege gehen und Sachen ausprobieren. Und ist das nicht etwas, was der Feminismus uns grundsätzlich zeigen möchte? Dass es immer wieder und überall Neues zu entdecken gibt. Warum sollte das Sexuelle da ausgeschlossen sein? Aber noch einmal: Mainstream Pornos sind vollkommen in Ordnung – solange es eben auch Alternativen gibt.

 

Wie stehst du zum Thema bareback im Porno?

Ich sehe mich in erster Linie als Spielfilmregisseur und ein Spielfilm ist pure Fiktion. Du erzählst eine Geschichte, mit den Mitteln, die die Geschichte eben braucht, um erzählt zu werden. Mit meinen Filmen möchte ich niemanden belehren. Diese Verantwortung will ich gar nicht haben. Meistens lasse ich meine Darsteller selbst entscheiden, ob sie ein Kondom benutzen wollen oder nicht. Für mich ist vollkommen okay, wenn sie es ohne machen wollen. Natürlich müssen sie sich vor dem Filmdreh testen lassen. Aber nicht selten drehe ich mit Paaren oder Darstellern, die sich persönlich schon über Jahre kennen. Ich überlasse es ihnen. Sie sind erwachsen und wissen, was sie tun.

 

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"thank you..". by Noel Alejandro Trailer von Noel Alejandro bei Vimeo.

 

Gibt es ein Drehbuch für deine Filme? Wie frei sind die Darsteller in dem, was sie tun?

Ja, es gibt ein Drehbuch. Es ist nahezu unmöglich einen Film ohne Skript zu machen. Aber ich versuche, den Darstellern die größtmögliche Freiheit zu geben. Es ist ihnen ausdrücklich gestattet, zu improvisieren. Die meisten sind keine gelernten Schauspieler.  Im Laufe eines Drehs braucht es da manchmal eine gewisse Improvisation. Das muss nicht immer von Nachteil sein. Eine improvisierte Handlung wirkt oft sehr viel natürlicher.

 

Woher nimmst du die Ideen für deine Geschichten?

Die Ideen für meine Filme kommen aus dem alltäglichen Leben. Überall lassen sich Inspirationsquellen finden: im Film, in der Musik, in den Gefühlen, die du empfindest. Alles, was dich irgendwie inspirieren kann, kann auch eine Geschichte in deinem Kopf entstehen lassen.

 

Viele Porno-Aktivist*innen wie Tim Stüttgen, Laura Mérrit oder Beatriz Paul Preciado behaupten auch der Porno sei politisch. Würdest du dem zustimmen?

Alles, was ich mache, ist irgendwie politisch. Darunter fallen natürlich auch meine Filme. Mit ihnen möchte ich zeigen, dass Sex etwas positives und sehr wertvolles sein kann. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass schwuler Sex in vielen Ländern dieser Welt noch immer ein Tabu darstellt, ist es wichtig, schwulen Sex als das zu zeigen, was er ist: etwas ganz Natürliches, Großartiges und Befreiendes.

 

"Es ist wichtig, schwulen Sex als das zu zeigen, was er ist: etwas ganz Natürliches, Großartiges und Befreiendes."

 

Dein neuster Film Call me a Ghost wird bald veröffentlicht. Was können die Zuschauer erwarten?

Mein neuster Film handelt von einem eher düsteren Thema: es geht um Depression. Letztendlich wurde es ein wunderschöner aber zugleich sehr trauriger Film. Ein Sexfilm natürlich, aber mit traurigen Elementen. Das ist wahrscheinlich ziemlich ungewöhnlich, aber es funktioniert. Die Performances der beiden Darsteller sind außergewöhnlich. Besonders Valentin Braun war wirklich beeindruckend. Mit ihm habe ich  schon für meinen Film „…thank you“ zusammengearbeitet. Das Drehen mit ihm ist immer eine große Freude. Ich glaube, die Zuschauer werden diesen Film mögen.

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Du willst mehr über Noel Alejandro und seine Arbeiten erfahren? Kein Problem!

Schau einfach mal auf seiner Webseite vorbei oder folge ihm auf Facebook, Twitter und Instagram.

 

Alle Bilder © 2013 - 2016 Noel Alejandro


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3 Kommentare

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ka****

Geschrieben

leider fürn prono schonzu alt 49 !?

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bernd13

Geschrieben

ja sieht geil aus

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Geschrieben

Sexy 😂

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