Transgender Menschen sind heutzutage mehr in den Nachrichten als je zuvor. Und das ist gut so. Sie sind Teil unserer Gesellschaft und genauso normal wie „Du und Ich“!
Aber wenn wir echte Fortschritte machen wollen, dann müssen wir alltägliche Themen, Das Miteinander und vor allem die Redefreiheit für alle aufgreifen. Gay.de Autor Alex Hopkins blickt über den Tellerrand.
In der Stadt, in der ich aufgewachsen bin hat jeder zu wissen gemeint, wer transsexuell ist und wer nicht. Das Gerede und Getuschel über die Frau, die die Hauptstraße hinunter ging wurde wöchentlich um neue Details erweitert. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt versteht sich.
Ich erinnere mich noch genau an eine Situation vorm Supermarkt, als sie - die eine - an mir vorbei ging, während eine Gruppe Jugendlicher sie mit Kraftausdrücken betitelte. Sie nannten sie einen Freak, sie verachteten sie.
Andere - meine Eltern inbegriffen - vermieden diese Bissigkeit und glänzten mit Mitleid: „Ich kann es einfach nicht verstehen. Doch, es ist nicht ihre Schuld“, sagte meine Mutter einmal und ergänzte: „aber ES ist sehr mutig.“.
Dreißig Jahre später haben Transgender Menschen enorme Fortschritte gemacht. Sie sind sichtbarer als sie jemals waren und über ihren mutigen Kampf wird regelmäßig in queeren Magazinen berichtet – auch die Mainstream-Medien titeln darüber.
Es war lebensbejahend zu sehen, wie Trans*-Menschen – die Jahrelang wie Aussätzige behandelt wurden – sich langsam ihren Platz erkämpften. Die Akzeptanz in der Gesellschaft, die sie verdienen, ist noch nicht vollbracht, aber der Weg ist das Ziel.
Die Kampagnen für internationale Trans*-Rechte sind in vollem Gange. So wurde zum Beispiel im Jahr 2009 die Global Action for Trans Equality (GATE) gegründet, ein #ThinkTank für Transgender Rechte. Sie betreibt Lobbyarbeit für die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation und hat das beigetragen, dass Menschenrechte unabhängig von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität im UN-Menschenrechtsrat behandelt werden.
Die Rechte transgender Personen werden seither auch von Amnesty International als unabstreitbare Menschenrechte betrachtet.
International ist Argentinien Vorreiter. Im September 2015 verabschiedeten sie ein bahnbrechendes Gesetz, indem die Provinz Buenos Aires dazu verpflichtet wird, mindestens 1 Prozent der staatlichen Stellen mit Trans-Menschen zu besetzen. Diesem folgte eine weiteres beispielloses Gesetz im Jahr 2012: Das Geschlechtsidentitäts Gesetz. Dies erlaubt den Bürgerinnen und Bürgern ohne Nennung triftiger Gründe, ihr Geschlecht jederzeit zu ändern.
Auch in Europa haben wir erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Mit Spanien - als erstes katholisches Land - hat im Jahr 2007 das erste Land Europas ein Gesetzt verabschiedet, das Trans*-Menschen es ermöglicht offiziell ihre Geschlechtsidentität zu ändern.
Ähnliche Rechtsvorschriften wurden in Portugal, Malta, Kolumbien und Irland verabschiedet. Auch wenn die Situation für Trans* im eigenen Land gefährlich ist. In Kolumbien sind Übergriffe und Mord - aus Hass und Abneigung - keine Seltenheit.
Meiner Meinung nach haben Schwule, Lesben und bisexuelle Menschen – die bereits gegen historische Vorurteile gekämpft haben und jetzt „einige“ Freiheiten genießen – eine moralische Verantwortung Trans*-Personen bei ihrem „Kreuzzug für Akzeptanz, Sicherheit und Gleichberechtigung“ zu unterstützen.
Unsere Pflicht ist es, solidarisch gegenüber Trans*-Personen zu sein. Sie als einen Teil unserer Community zu verstehen und zu schätzen. Auch wenn es vielen von uns schwer fallen wird, da es immer wieder Trans*-AktivistINNEN gab, die gegen uns Homos gewettert haben. Transphob war und ist keiner von uns - Nur ist es als schwuler Mann schwer zu wissen was eine Trans*-Person eigentlich will.
Ich unterstütze gerne, kann aber keine persönlich vertreten. Ich bin schwul.
Reife und Respekt ist auf allen Seiten erforderlich - und das müssen sich auch Trans*-Aktivisten eingestehen. Andere Ansichten bedeuten nicht, dass man nicht zusammen an einem Strang ziehen kann. Sich selbst ins Abseits zu drängen, drängt zurück und entfremdet einander in der großen weiten LGBT-Community.
Trans*-Sichtbarkeit ist wichtig und muss aktiv gefördert werden. Aber es erfordert intelligente Befürworter, die die Gleichberechtigung nicht nur für andere Trans*-Menschen einfordern, sondern für alle Minderheiten.
Vor fast einem Jahr outete sich der ehemalige Athlet Bruce Jenner als Trans*-Frau und änderte seinen Namen zu Caitlyn. Seitdem ist kaum eine Woche vergangen in der nicht von ihr in den Nachrichten berichtet wurde und mittlerweile ist sie als Modell für H&M Sport und als Partnerin für MAC Kosmetik aktiv.
Eine Trans*-Person im Mainstream sollte begrüßt werden, denn sie hat das Potenzial die Ansichten von verschiedene Generationen gegenüber Trans*-Menschen zu ändern und ist ein großer Schritt nach vorne.
Es wird dringend ein neuer Sprecher, der den Kampf auf die nächste Stufe schafft, ohne andere Menschenrechte zu verunglimpfend, gesucht. Ein Idol, ein Botschafter, einer aus unserer Mitte.
Bis dahin steckt die „Trans*-Befreiung“ in einem Schwebezustand - der bereits Erreichtes nicht wieder zerfallen lassen darf…
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