Nico ist ein YouTuber, der regelmäßig Videos zu LGBT-Themen hochlädt. Neulich führte er ein Interview mit einem katholischen Pfarrer. Dessen Name ist Wolfgang Rothe und sie sprachen über Homosexualität und die Religion. Die Antworten des befragten Gemeindeseelsorgers aus München überraschten positiv.
Für Rothe spielt die sexuelle Neigung keine Rolle. Er hätte auch kein Problem damit, wenn er schwule oder lesbische Kinder hätte, sagt er in dem Interview. Auch transsexuelle Menschen werden von ihm voll akzeptiert. Das gilt aber nicht für jeden katholischen Pfarrer.
Nico hatte es selbst nicht leicht. Vor etwa drei Jahren hatte er sich geoutet, woraufhin sein damaliger bester Freund ihm die Freundschaft gekündigt hatte. Er war der Meinung, dass Schwule in die Hölle kämen. Das brachte Nico dazu, sich auch bei einer katholischen Hotline zu outen. Diese riet ihm dazu, gegen das Schwulsein anzukämpfen. Er sollte versuchen, eine Frau zu lieben. Schließlich wuchsen der Wunsch und die Idee eines solchen Interviews, welches kürzlich veröffentlicht wurde.
Homosexuelle Menschen leben in religiösen Gemeinden, aber es wird nicht offen gezeigt. Dafür gibt es keinen Raum, es wird nicht ausgesprochen, so der Pfarrer. Er erklärte, dass es auf dem Land und in der Stadt große Unterschiede gibt. In manchen Gemeinden würde ein Outing für Probleme sorgen, in anderen nicht. Für Rothe ist Homosexualität keine Krankheit, solche Ansichten machen ihn sprachlos.
Der Papst sagte, Homosexualität sei keine Sünde, aber er erlaubt keine Segnung von Homosexuellen. Doch der Pfarrer hofft weiterhin, dass sich die Zukunft noch mehr zum Positiven für die LGBT-Gemeinschaft entwickelt. Er ist aber der Meinung, dass sich bereits in den letzten Jahren mehr Akzeptanz aufgebaut hat. In Deutschland haben sich über 2.500 katholische Seelsorger*innen zusammengeschlossen und sagen, sie segnen homosexuelle Beziehungen, egal, was die Amtskirche sagt.
Rothe liest aus dem Alten Testament. Daraus geht hervor, dass Männer, die mit anderen Männern schlafen, wie man es sonst mit Frauen tut, den Tod verdient haben. Wenn jedoch ein Gläubiger mit dieser Bibelstelle zu ihm kommt und diese für Gottes Wort erklärt, fragt Rothe ihn, ob er bereit wäre, Schwule nach dem Outing umzubringen. Meist folgt dann die Einsicht, dass solche Bibelstellen in der heutigen Zeit nicht umzusetzen sind. Er sagt auch, dass eine homosexuelle Identität in der Bibel nie so benannt wird, weil sie damals gar nicht bekannt war. Es gibt in der Heiligen Schrift nur homosexuelles Handeln.
In der Zeitschrift „Theologisches“ gab es vor Kurzem einen langen und homophoben Artikel, der Schwule unter anderem als Parasiten und Krebsgeschwüre bezeichnete. Rothe sah darin Volksverhetzung und fand es nicht tragbar, dass Menschen heutzutage so diskriminiert werden. Er stellte Anzeige gegen den Autor, einen polnischen Priester, und den Verantwortlichen im Sinn des Presserechtes, einen Kölner Priester. Derzeit läuft ein Ermittlungsverfahren und es liegen weitere Anzeigen vor.
Rothe hat sich gefreut, durch das Interview ein neues Medium gefunden zu haben und sein Statement geben zu können. Er zeigt sich dankbar. Auch wir von Gay.de fanden das Interview sehr interessant und stark. Wer es sehen möchte, findet hier den Link:
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