Vor kurzem haben wir uns mit dem Filmemacher Noel Alejandro über alternative Formen schwuler Pornographie unterhalten. Mit "Call me a Ghost" ist nun sein neuestes Werk erschienen.
Der russische Schriftsteller Nikolai Gogol schrieb einmal: „Je länger und aufmerksamer man auf eine lustige Geschichte blickt, desto trauriger stimmt sie uns.“ In seinem neuesten Film Call me a Ghost zeigt uns Noel Alejandro, dass dieser Satz auch für den pornographischen Film Gültigkeit besitzt.
Soviel ist klar: "Call me a Ghost" ist kein normaler Pornofilm. Es geht um Sex, aber eben auch um Traurigkeit, Einsamkeit und Depression. Es geht um Gefühle, die man auch aus seinem eigenen, ganz alltäglichen Leben kennt, um Gefühle, die im herkömmlichen Porno jedoch keine große Rolle spielen (dürfen). Aber: Schließen sich Lust und Traurigkeit, Leidenschaft und Einsamkeit, Verlangen und Niedergeschlagenheit wirklich gegenseitig aus? Lassen sich positive und negative Emotionen wirklich so scharf voneinander trennen?
"Call me a Ghost" ist ein ruhiger, unaufgeregter Film, der seine Spannung vor allem in der Stille und Dunkelheit seiner Bilder generiert. Sex mit einem Geist? Das hat irgendwie etwas mythisches, übernatürliches, transzendentes. Etwas, das unseren eigenen Erfahrungshorizont übersteigt. Und trotzdem: die gesamte Handlung des Filmes wirkt weder unnatürlich, noch abgedreht. Gerade indem Noel Alejandro eigentlich unvereinbare Elemente filmischer Erzählkunst (hier: Sex & Depression) miteinander kombiniert, öffnet er seinen Zuschauern eine komplett neue Erfahrungswelt.
CALL ME A GHOST by Noel Alejandro - trailer soft from Noel Alejandro on Vimeo.
„Warum bist du so glücklich?“, will der Protagonist (Valentin Braun) an einer Stelle des Films von seinem Gegenüber, dem Geist (Pierre Emo), wissen. „Ich bin ein Geist“, antwortet dieser, „ich muss nicht rausgehen, ich muss nicht arbeiten, ich muss niemanden sehen, wenn ich nicht will. Ja, ich muss nicht mal Kleidung tragen. Ich beobachte einfach nur – das ist alles. Und ich liebe es, dich zu beobachten.“
"Call me a Ghost" ist der Versuch, menschliche Emotionen wie Melancholie und Traurigkeit als das darzustellen, was sie nun mal sind: ganz natürliche Gefühle, die zu einem jeden Leben dazugehören. Sie dauerhaft auszublenden und zu ignorieren, kann keine echte Lösung sein – im Gegenteil. Wir sollten lernen, offen mit unseren Gefühlen umzugehen, sie zu akzeptieren und zuzulassen. Auch (und vor allem) dann, wenn es um Sex geht.
Du willst mehr über den neuen Film von Noel Alejandro erfahren? No problemo! Schau einfach mal auf seiner Webseite vorbei oder folge ihm auf Facebook, Twitter und Instagram.
Alle Bilder © 2013 - 2016 Noel Alejandro
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