Sie sind Malocher oder Manager, zwischen 18 und 38, kommen aus der Kleinstadt Menden oder aus der Metropole München – allen gemeinsam ist: Sie alle wollen 'Mr. Gay Germany 2016' werden. Nach einer Vorauswahl stellen sich die Top 20 unter den Bewerbern am Samstag, 1. Oktober, im Dorint Hotel Köln dem Vorentscheid. Gay.de sprach im Vorfeld der Wahl mit Kandidat Joe Wirtz. Der junge Mann aus dem Sauerland konkurriert mit Models und Musicaldarstellern und erinnert sich zurück an die schwierige Geschichte seines Coming Outs und dessen Folgen - die Gründe für seine Teilnahme an dem Wettbewerb.
Über Facebook hat der 27-Jährige den Aufruf zum Wettbewerb eher zufällig entdeckt und sich spontan zur Teilnahme entschieden. „Ich will Menschen sensibilisieren für alle Lebensformen und mich einsetzen gegen Homophobie“, beschreibt der Wahl-Kölner seine Beweggründe. Die Hintergründe beschriebt der durchtrainierte Handelsassistent („Wenn ich Lust auf Pizza oder Mettbrötchen habe, esse ich worauf ich Lust habe“) gleichermaßen berührend und schockierend: „Als ich 14 war, habe ich mich unter dem Siegel der Verschwiegenheit einer Freundin anvertraut. Die hat es so ziemlich allen in der Schule weitererzählt und es hat sich wie ein Lauffeuer in unserer Kleinstadt verbreitet.“ Mit verheerenden Folgen: „Schwuchtel“, „Arschficker...“, schallte es dem Jungen seitdem über den Schulhof entgegen. „Einer fing an und alle anderen haben mitgemacht.“ Oft hat er damals die Schule geschwänzt. Eine Enttäuschung, die nicht die Letzte in Sachen fehlender Toleranz bleiben sollte. Erst im Alter von 25 Jahren fand der junge Mendener den Kontakt zum leiblichen Vater - einem Türken. Der verweigert ihm seitdem jeglichen Kontakt, wenn der Sohn nicht bereit sei, eine Therapie zur Behandlung seiner sexuellen Neigung zu beginnen.
Dessen Reaktion ist stattdessen nun die Teilnahme am Wettbewerb 'Mr. Gay Germany'. Bis 30. September findet dazu ein Onlinevoting auf Facebook, Instagram und Youtube statt. Die Veranstalter Andreas Linek und Patrick Dähmlow betonen dabei ausdrücklich, dass sich die Wahl nicht 'nur' auf Schönheit fokussieren soll, sondern vor allem der Einsatz für die Community wichtig sei: „Gesucht wird ein seriöser Repräsentant und eloquenter Botschafter der Gay Community Deutschlands, ein Vorbild mit dem Mut, Unrecht aufzuzeigen und dem Willen, Dinge zu verändern - denn es gibt noch viel zu tun, auch oder gerade in Deutschland.“ Auf den Sieger warten lohnende Preise wie eine Reise mit der MCruise von Athen über Kreta, Santorin nach Mykonos, eine Reise nach Florida oder ein Aufenthalt im Gay Paso Chico Resort auf Gran Canaria. Gleichzeitig wird der Gewinner sein Land auch im Ausland als Sprachrohr der Gay Community vertreten.
Egal, wie der Contest für ihn ausgeht, für Kandidat Joe steht schon im Vorfeld fest, dass sich die Teilnahme für ihn persönlich gelohnt hat. „Wenn ich heute zurück nach Menden im Sauerland komme, um meine Eltern und alte Freunde zu besuchen, begrüßen mich alle mit offenen Armen. Und viele der alten Mitschüler haben sich für ihr damaliges Verhalten inzwischen bei mir entschuldigt.“ Das schwule Männer ein ganz normales Leben führen, das zeigt Joe täglich: „Arbeiten, essen, Partnersuche... unser Leben ist nicht anders, als das heterosexueller Menschen. Liebe ist einfach Liebe, das klar zu machen, dafür will ich mich einsetzen.“
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