Ken Summers war 15, als er von zu Hause auszog, weil der Vater seine Homosexualität nicht akzeptierte. Er ging nach New York und arbeitete als Tänzer in verschiedenen Gay-Clubs. Mehr oder weniger zufällig landete er in der Porno-Branche. Mittlerweile gehört der 26-jährige zu den bekanntesten Gay-Pornodarstellern der Welt. Wir haben den jungen Mann in seiner Wahlheimat Barcelona zum Interview getroffen.
[Lacht.] Es stimmt, ab und zu werde ich tatsächlich von Leuten auf der Straße oder in Clubs angesprochen. Erstaunlicherweise auch von vielen Frauen. Ich wusste gar nicht, dass Gay-Pornos unter den Mädels so beliebt sind.
Das ist eine ziemlich lange Geschichte und es passierte rein zufällig. Mit 15 bin ich von zu Hause (Costa Rica, Anmerk. der Redaktion) ausgezogen, weil mein Vater nicht damit klar kam, dass ich auf Männer stehe. Ich bin dann viel gereist und habe als Tänzer in zahlreichen Clubs gearbeitet. Als ich vor ein paar Jahren in einem Shopping Center in Panama unterwegs war, kam plötzlich ein Typ auf mich zu und fragte mich ganz direkt: „Hey, kannst du dir vorstellen, in einem Porno mitzuspielen?“ Kein Witz. Das ist genauso passiert! Er hat mir seine Visitenkarte in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle mich doch mal bei seiner Agentur melden. Und das hab ich dann getan.
Es dauerte Monate, bis ich eine Rückmeldung bekam. Ich hatte das Ganze schon aus den Augen verloren und war in Hamburg, um Deutsch zu lernen, als ich einen Anruf von der Agentur bekam. Sie hatten meine Unterlagen durchgesehen und wollten ein Shooting mit mir ansetzen. Da ich aber in Hamburg war, ging das nicht so einfach von jetzt auf gleich. Am Ende buchten sie mir einen Flug nach Barcelona, weil dort ihre Partneragentur war.
Das ist sehr unterschiedlich. Als Anfänger bekommst du ein paar Hundert Euro pro Film, mehr nicht. Je bekannter du wirst, desto höher wird deine Vergütung. Das können dann schon mal ein paar Tausend Euro sein. Aber auch wenn das schnelle Geld verlockend ist, empfehle ich jedem Neueinsteiger, nicht zu viele Filme auf einmal zu drehen. 1-2 Filme pro Monat reichen vollkommen aus, und sorgen dafür, dass der Zuschauer nicht die Lust an dir verliert. Wer ständig im Porno zu sehen ist, wird schnell langweilig.
Mittlerweile habe ich das Glück, dass ich mir meine Filmpartner aussuchen kann. In der Regel schickt mir die Produktionsfirma ein Skript mit den Fotos der potentiellen Filmpartner und ich entscheide, ob es von meiner Seite aus passt oder nicht. Wenn mir mal keiner gefallen sollte, sucht die Produktion einen neuen Partner.
Vor dem Dreh ist es wichtig, mit dem Filmpartner zu reden und sich auszutauschen: Was mögen wir, was mögen wir nicht und was macht uns besonders horny. Ich stehe zum Beispiel total auf Nippelplay und Ohrläppchen-Knabbern - das hilft mir sehr, um auch nach mehreren Stunden des Drehens zum Orgasmus zu kommen. Meistens starten wir den Tag mit einem Foto-Shooting der wichtigsten Sexstellungen und gehen anschließend zum richtigen Filmen über. Ein normaler Drehtag dauert ungefähr 6 Stunden. Auch wenn ein Porno auf dem Bildschirm sehr locker aussieht - das Drehen kann echt anstrengend sein. Doch egal, wie ungemütlich eine Szene oder Sexstellung für dich persönlich ist, du darfst dir vor der Kamera nichts anmerken lassen.
Wenn du eine Erektion über mehrere Stunden haben willst, brauchst du natürlich Hilfsmittel - entweder Viagra oder eine Prostaglandin-Injektion in den Penis. Nach der Injektion, hast du zwar eine Hammer-Erektion, aber es ist uch verdammt schwer, abzuspritzen. Mir persönlich ist Viagra deutlich lieber.
Ich mag beides gerne. Zuletzt mache ich allerdings fast ausschließlich in Safer Sex Produktionen mit. In jedem Fall ist es wichtig, sich regelmäßig testen zu lassen. Für Bareback-Produktionen musst du außerdem einen HIV-Test einreichen, der nicht älter als 5 Tage sein darf. Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, ist durch PrEP glücklicherweise ziemlich gesunken.
Ken ist ein Twink, ein bisschen schüchtern, zurückhaltend und unschuldig. Und er ist natürlich ein echter Power-Bottom - beim Sex ist er ausschließlich passiv.
Gute Frage. Gewisse Parallelen sind bestimmt vorhanden, allerdings bin ich was den Sex angeht sehr viel flexibler. Ich stehe nicht nur auf den Bottom-Part, sondern bin gerne mal aktiv.
[Grinst.] Ja, das ist richtig. Eine Zeitung aus Costa Rica wollte einen kurzen Bericht über mich und mein Leben als Pornodarsteller veröffentlichen. Es sollte nichts besonderes werden, bloß ein paar Zeilen. Das würde doch ohnehin kaum jemand lesen, dachte ich und stimmte dem Interview zu. Nun ja, am Ende landete ich auf der Titelseite der Zeitung und das ganze Land wusste über mich und meine Pornos Bescheid. Natürlich auch meine Familie. Erfreut waren sie nicht, auch weil viele Menschen schlecht über mich redeten. Mir persönlich war das Gerede egal, aber ich war ja auch weit weg. Für meine Familie war diese Zeit alles andere als einfach. Doch sie kommen inzwischen damit klar. Auch mit meinem Vater habe ich ein gutes Verhältnis. Ein paar Jahre herrschte Funkstille zwischen uns, mittlerweile hat er aber akzeptiert, dass ich Sex mit Männern habe.
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