Fast jeder Mensch macht das, teils unbewusst – egal ob hetero- oder homosexuell, der einer mag schlanke oder dickere, beharrte oder weniger beharrte Menschen. Manche stehen auf den sportlicheren Typ, andere wieder nicht. Gay Tribes sind in der Schwulenszene gängig und so integriert, dass so mancher gar nicht mehr darüber nachdenkt, dass es einmal eine Zeit gegeben haben muss, in der sie noch „geheim“ waren und kaum einer mit den Begriffen etwas anfangen konnte.
Woher stammen die Gay Tribes, wie die Twinks, Jocks oder Daddys? Der Ursprung stammt aus Amerika und zwar aus den 1960er Jahren. In einer Zeit, in der es verboten war „nicht-hetero“ zu sein, in der es harte Strafen gab, wenn man auf das gleiche Geschlecht stand, musste die LGBT-Gesellschaft im Untergrund agieren. Damit niemand etwas bemerkte, wurden die Tribes als Codewörter benutzt. So war es für homosexuelle Personen einfacher, ihresgleichen zu erkennen und auf diesem Wege einen Partner oder eine Partnerin zu finden. Rufmord oder öffentliche Hetze konnte auf diese Weise vermieden werden. In den 60er Jahren war es ein gefährliches Unterfangen sich zu outen. Es kam äußerst selten zu einem Coming-out. Dieser Begriff stammt übrigens ebenfalls aus der Zeit.
Warum fühlen sich manche schwulen Männer einem Gay Tribe zugehörig? Wir lernen schon von klein auf, Menschen nicht zu kategorisieren. Das ist doch falsch, oder? Wer eine Vorliebe für Butch (eine homosexuelle Person, die sehr maskulin auftritt) oder Leather (jemand, mit einem Leder-Fetisch) empfindet, ist inzwischen gut aufgehoben. Menschen in Schubladen zu stecken, ist in der Szene gar nicht so negativ behaftet, wie an manch anderer Stelle. Sich einem Gay Tribe zugehörig fühlen, empfinden die meisten als sehr angenehm.
Nichtsdestotrotz sind es Stereotypen und beispielsweise einem klassischen Twink zu begegnen, ist recht schwer. Ein Twink beschreibt einen sehr jungen Kerl, der komplett unbehaart und schlank ist. Das wäre in etwa so, als ob du einen Menschen nach seinem Sternzeichen suchst, aber niemanden findest, der nur einer einzigen Beschreibung zugeordnet werden kann. Genauso verhält es sich mit den Gay Tribes.
Heute sind Gay Tribes für die Suche nach einem Partner interessanter und werden nicht mehr, wie früher, als geheimes Codewort verwendet. Die Gesellschaft ist offener geworden und es findet mehr Akzeptanz der LGBT-Szene statt. Dennoch ist es immer noch schwierig für schwule Bears oder den sportlichen Jocks, Gleichgesinnte zu finden, besonders an öffentlichen Orten. Online verhilft ihnen diese Kategorisierung ein einfacheres „Umschauen“ nach ihrer Vorliebe. Sucht beispielsweise ein Boy einen Daddy, wird er sich in deren Kreisen aufhalten. Gay Tribes sind und bleiben Schubladen, die die optische Vorliebe darstellen und nicht das einzige Kriterium bei der Partnerwahl darstellen.
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