Sehr verehrte Damen, Herren und Mischgeschlechter. Nach dem letzten modisch-textilen Kolumnen-Exkurs möchte ich mich dieses Mal wieder mit etwas spritzigerem auseinandersetzen. Gay Cruising 🍆💦 Immerhin scheint die Sonne ja draußen, die Temperaturen steigen und damit auch die Aktivitäten außerhalb der Wohnung.  

von Jacky-Oh Weinhaus

 

Wenn ich mir jetzt Ihre Gesichter so anschaue, dann drückt ein Drittel von Ihnen starkes Interesse aus, ein weiteres gähnt und das nächste schaut etwas verwundert, ja gar verstört fragend. Rührt wohl daher, daß sich manche von Ihnen denken: warum will der schlecht rasierte Transvestit denn nun darüber reden, wie man mit fetten Autos und runtergekurbelten Scheiben zu schlechtem Deutsch-Rap durch Köln-Kalk fährt (oder auch Berlin-Marzahn, Offenbach oder Dittmannsdorf an der Aisch oder so). Nun. Zu Beginn sollte erstmal eine Begriffserklärung erfolgen. Vor allem für die unter Ihnen, die das heutige Thema Cruising eben mit einer Art Motorsport oder Breithodengehabe gleichsetzen. Darum geht es nämlich gar nicht. 

 

 

Wikipedia versteht unter Gay Cruising folgendes:

Als Cruising (aus der englischen Seefahrersprache für „mit dem Schiff kreuzen, herumfahren“) wird im Kontext schwuler Sexualität die bewusste, aktive und gewöhnlich mobile Suche nach einem Sexualpartner genannt. Sie kann zu Fuß, per Fahrrad, Auto oder sogar per Boot erfolgen. Der Suchende schaut dabei nach potenziellen Partnern und achtet auf eventuelle Signale, mit denen sie Interesse bekunden. Gleichzeitig setzt er selbst für Eingeweihte erkennbare Signale mittels Körpersprache, Gesten, Kleidungsstücken oder sogar systematischen Farbcodes.

 

 

Ist Gay Cruising ein Hobby?

Das Wort Gay Cruising beschreibt zwar sehr trocken aber doch durchaus verständlich, worum es geht.  Ficken. Lutschen. Druckabbauen. Und dies überall, bloß nicht zu Hause und vor allem mit jeder*m, bloß nicht mit der Alten, die eben in den erst erwähnten eigenen 4 Wänden wartet. Und ob das genannte Spielchen in einem Parkhaus, einem Naturschutzgebiet oder eben im Sex-Club stattfindet, bleibt jeder Cruiserin selbst überlassen. Doch mir stellt sich die Frage, warum Cruising? Steckt dahinter wirkliche Leidenschaft, Ihre Körpersäfte in irgendeinem Gebüsch im Tiergarten mit einer völlig fremden Person auszutauschen? Ist es ein Hobby, welches Sie regelmäßig pflegen - so wie Kegeln? Ist es die Verzweiflung, die Sie in einschlägigen Clubs in die Darkrooms treibt, weil Sie sich nur unter Fremden und in völliger Dunkelheit gehen lassen können?

 

Ist Cruising die Antwort auf einfach alles?

Oder ist es einfach eine Übersprungshandlung, so wie das unangekündigte Lecken einer Katze, das wie aus dem nichts heraus passiert? Kein Herrchen da zum Schmusen vor Ort? Lecken. Kein Futter mehr im Napf? Lecken. Die Musik auf der Tanzfläche ist scheiße? Cruisen. Das Bier ist alle? Cruisen. In der Glotze läuft nur Müll? Cruisen. 

 

GayCruising.jpg

 

Stehen Schwule auf Outdoorsex?

Wir sollten uns erst einmal mit den Örtlichkeiten auseinander setzen. Vielleicht führt das zu einem Ergebnis. Der Schwule ist an sich ja sehr naturverbunden. Denken Sie da nur an seine Vergangenheit: Die Abstammung vom Jäger*in und Sammler*in. Da es in den meisten Stadtparks jedoch kein Mammut mehr gibt, sich Gazellen eher rar machen und der gemeine Fuchsbandwurm Sie beim Naschen von gesammelten Beeren eher ab- als anturned, greifen Sie dann wohl doch eher auf die Jagd nach Schwänzen zurück. Es gibt doch nichts, das schärfer macht als frische Luft, der Gesang der nächsten Nachtigall und vor allem die Möglichkeit, sich die aktuellste Ausgabe der FSME via Zecke einzufangen?

 

Gay Cruising und der Reiz des Parkplatzsex

Im Club hingegen könnte ein säuisches Lied, welches den Puls nach oben und die Schweißporen in die Weite treibt, den Sextrieb anheizen. Denken Sie doch nur an die sexuell geladenen Rhythmen von „Buttons“ von den Pussycatdolls. Ist ja kein Wunder, daß Ihnen auf einmal der Saft in der Röhre kocht und Sie für Abhilfe schaffen müssen 🔥 Warum Sie in nem Parkhaus oder auf der Toiletten von ner Autobahnraststätte drall werden, ist hingegen schon sehr sonderlich. Es hat zwar Jede ihren eigenen Geschmack - die eine mag Chanel-Parfüm, die andere eben den Duft von Pisse und Abgasen. Aber wenn Sie sich jetzt mal vorstellen, sich in eine Pfütze aus Benzin oder aber aus Kot und Urin knien zu müssen, um Ihr Gegenüber mit Oralwonnen zu beglücken, kommt Ihnen wahrscheinlich eher die Kotze hoch als irgendwas anderes. 

 

GayCruisingBerlin.jpg

 

Gay Cruising: Oder ist es der Reiz der Überraschung?

Sie wissen wahrscheinlich eher selten bis nie, was Sie da bekommen. Im Vergleich zum Online-Dating, bei dem Sie sich zuvor schriftlich über etwaige Vorlieben austauschen oder via Pimmelbildchen zumindest optisch beeindrucken lassen können, ist das hier dann wie bei der Pralinenschachtel von Forrest Gump. Wenn Sie Glück haben, wickeln sie ein Sahnetoffee aus: cremig, wohlschmeckend – einfach top. Aber was ist, wenn Sie irgendwas mit Orangengelee-Füllung erwischen. Oder gar Kaffeecreme. Wortwörtlich ein Griff in die Scheiße. Oder haben Sie Lust auf Mocca am Lümmel? Ich seh schon: zu nem richtigen Ergebnis kommen wir hier schätzungsweise nicht. Irgendwie langweilt mich das ganze Sinnieren über zwanglose Sauereien mit Fremden an sonderlichen Orten - und zwar sehr. In der Glotze läuft auch nur Mist und meine Brause ist schon wieder alle... Ich glaube, ich dreh jetzt ne Runde durch den Tiergarten und hol mir nen frischen Tripper. 

 

Für Fanmails, getragene Schlüpfer oder auch wenn Sie Hilfen brauchen, wie man einen Harnröhrenabstrich richtig nimmt, finden Sie mich hier.

 

Immer schön zur Kontrolluntersuchung gehen. 

Alles Liebe, deine Weinhaus.

Byesäää

 

:eyes: Frau Weinhaus und die Nacht - die Gay.de Kolumne

 

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Coverbild © Leander Brandstädt, Bilder im Artikel © Noel Alejandro/ BAD MEDICINE (2015)


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