Einsam und auf der Suche nach einer echten Beziehung? Schlechte Erfahrungen beim Kennenlernen von Typen in den Szenelokalen gesammelt mit Kerlen, die doch alle immer nur 'das eine' wollen? Dabei willst Du doch viel mehr, vielleicht sogar die wahre Liebe. Wer seinen persönlichen Traumprinzen finden will, testet oft auch die Partnersuche im Netz. Längst haben findige Geschäftsleute die Singles unter den Gays als Markt für sich entdeckt und so gibt es zahlreiche Online-Partnervermittlungen, die sich auf queere Kundschaft konzentrieren, oder zumindest einen speziellen Kanal für Gays betreiben. Doch wer hier seine Hoffnung auf die große Beziehung setzt, wird oft nicht nur enttäuscht, sondern ist auch noch um einiges an Kohle ärmer.
von Peter Dettmer
Gesprächsrunde zum Thema Online-Partnersuche. Um mich herum sitzen 15 Männer zwischen Anfang 20 und Ende 50. Erstaunlich offen reden sie über ihre Versuche, einen Partner zu finden. Nicht 'nur' für die oft zitierte schönste Nebensache der Welt, vielmehr den Mann fürs Leben. Und wenn schon nicht für immer, dann doch wenigstens für einen Lebensabschnitt, der über die unter Gays obligatorische 14 Tage-Beziehung hinausgeht. Viele sehen die Aussichten auf eine feste Partnerschaft in der realen Welt eher skeptisch: „Die meisten wollen doch eh nur das eine!“
Liebe ist keine Frage des Alters. Fraglich ist dagegen, ob man(n) die 'Liebe seines Lebens' eher im Netz findet, oder besser im realen Leben sucht - wie hier beim CSD Ruhr.
„Nehmen Sie Ihr Glück in die Hand: Eine harmonische Partnerschaft ist nur einen Klick entfernt“, so und ähnlich lauten die vollmundigen Versprechen der einschlägigen Anbieter. „Warum nicht mal eine Partnerbörse testen, zum Glück ist die Registrierung ja kostenlos“, dachte sich Mark (31) noch. Doch schon kurz nach der Bestätigungsmail folgte die Ernüchterung: "Im Gastmodus ist es unmöglich, auf Kontaktanfragen der anderen Teilnehmer zu reagieren. Ich dachte mir, no risk no fun: Investieren wir halt 74,90 Euro für einen Probemonat.“ Irgendwie will vermutlich jeder schwule Mann auch mal ein bisschen Sissi sein...
Schickes Profilfoto hochladen, dann folgt die Beschreibung: "Netter Mann aus der Hauptstadt, berufstätig und solide, sucht Freund für Kino, Party, Ausflüge, Restaurantbesuche...“ Erwartungsvoll gab Mark sein Gesuch auf und wartete voller Spannung einige Tage ab, um sich dann erneut mit seinen Daten einzuloggen. Überraschung: „Das Mail-Postfach war eindeutig voll, allerdings mit ebenfalls eindeutigen Inhalten: Herren gehobeneren Alters, die voller Stolz die Reste ihrer Erektionsfähigkeit per Handy-Schnappschuss verbreiteten. Andere präsentierten sich sogar mit Aufnahmen, die im wahrsten Sinne des Wortes den Höhepunkt abbildeten. Interessant, aber das sehe ich täglich im Netz.“ In Sachen Partnersuche nennt man so was dagegen wohl den berühmten Griff ins Klo.
Der nächste Schritt wäre nun eine Premium-Mitgliedschaft für schlappe 656,80 Euro Jahresgebühr. Max und Thomas aus der Gesprächsrunde haben das investiert und sich entgegen aller Erwartungen tatsächlich nach einigen Wochen gefunden. „Wir erzählen bei unseren Eltern und Freunden allerdings immer, dass wir uns in einer Discothek kennengelernt hätten,“ gestehen die beiden. Derartige Erfolgsgeschichten dürften eher die Ausnahme bilden, Thomas erinnert sich: „Ein Freund von mir, der ebenfalls in dem Portal unterwegs war, erhielt die exakt identischen Texte und Fotos von den gleichen Typen.“ Ein anderer in der Gesprächsrunde fasst seine Erfahrungen mit markigen Worten zusammen: "Faker, Freaks und Frivoles." Nicht zu Unrecht: Erst vor kurzem wurden die Betreiber einer bekannten Dating-Plattform verhaftet unter dem Vorwurf des systematischen Betrugs mit gefälschten Teilnehmerprofilen. Peinliche Posse am Rande: Noch kurz zuvor hatten die Betreiber mit einem Hinweis auf einen Beitrag aus dem ARD Ratgeber-Magazin 'Vorsicht Verbraucherfalle' für sich reklamiert, „den geringsten Anteil an Fake-Profilen“ unter allen entsprechenden Anbietern zu haben. Das Verfahren endete für die Betreiber mit der Zahlung von 1,2 Millionen Euro.
Alles in allem ist also bei der Partnersuche im Netz, ebenso wie im richtigen Leben gesundes Misstrauen und Vorsicht angesagt und eine Erkenntnis, die ein Teilnehmer der Gesprächsrunde treffend auf den Punkt bringt: „Wer offline verzweifelt ist, bleibt auch online verzweifelt...“
Weiterführende Links:
Stiftung Warentest: Singlebörsen und Partnervermittlung
Focus Online: Betrug statt Beziehung
Chip Online: So erkennen Sie Fake-Profile
Stern.de: Geprellte Kunden bei Partnerbörse
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