Jeder, der sich nun fragt, wo man so einen Power Bottom kaufen kann oder welche moderne Erfindung hinter diesem Begriff steckt, der benötigt eine Aufklärung: Power Bottom ist ein Substantiv, das im (schwulen) Sprachgebrauch den empfangenden Mann beim schwulen Sex beschreibt. Oder anders formuliert, ein „Bottom“ stellt den passiven Mann beim Analverkehr dar, der entweder besonders dominant in seinem Rollenverhalten oder aber außerordentlich belastbar und mit einem hohen Vermögen beim Einstecken versehen ist. Man könnte also durchaus von gewissen Superhelden-Kräften sprechen, die so ein Power Bottom besitzt.
Nur wenige Bottoms stehen selbstsicher zu ihrer bevorzugten sexuellen Gesinnung. Während Männer mit geschwollener Brust berichten, dass sie “Top” sind, ist die Bezeichnung “Bottom” genauso beliebt wie „Steuererhöhung“ oder „Nieselregen“. Was viele jedoch außer Acht lassen: Schwuler Analverkehr wäre gar nicht möglich, wenn nicht einer der beiden Männer sich bereit erklärt, dass er seinen Hintern hinhält. Die Welt kann nicht nur aus (vermeintlich maskulinen) Tops bestehen.
Übrigens: Eine Gay.de-Umfrage hat bereits bewiesen, dass die Mehrheit aller schwulen Männer auf passiven Analsex steht. Echte Tops sind nur die wenigsten.
Jeder Schwule kann sich bestimmt noch daran erinnern, wo ein Versuch passiv zu sein beim Sex mächtig schief gelaufen ist oder vielleicht sogar Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl bereitet hat. Hier findet das „Reiter“-Prinzip Anwendung: Entweder du steigst nach einem Abwurf sofort wieder aufs Pferd auf oder du meidest es je wieder auf einem Pferd aufzusitzen. Man wird nicht als Power Bottom geboren – genauso wenig ist man schon von klein auf ein Power Top. Übung macht tatsächlich auch beim Sex den Meister.
Die Superkräfte des Power Bottom bestehen nicht nur beim reinen Sexakt, denn bereits im Vorfeld hat der unterschätzte Superheld schon einige Arbeit zu vollrichten. Einige Passive passen ihr Essverhalten ihrer Libido an. Ja, richtig gehört: Was gegessen wird und zu welcher Zeit gegessen wird, passt der Power Bottom mit dem vermeinten Sexzeitpunkt ab. Bestimmte Lebensmittel werden vermieden, Stoffwechselzyklen werden einberechnet und gegebenenfalls wird sogar mal gehungert um den perfekten Sex haben zu können. Doch diese Vorsorgemaßnahme ist nur ein kleiner Teil der Miete, die du als Power Bottom zahlen musst. Einen großen Teil macht die Hygiene aus. Da können verschiedene Hilfsmittel verwendet werden und jeder Passive hat seine eigene Technik, auf die er schwört, um sich von innen und außen möglich blitzsauber zu bekommen. Meister Proper wäre stolz auf unsere Power Bottoms, denn nach dem Spülen kann man ihre Popos glatt als Teller benutzen, so sauber sind sie. Das wird meistens auch erwartet, denn Rimming ist im Vorspiel ein absolutes Muss.
Gewusst wie, haben die Superhelden des schwulen Sex auch ihr Lieblingsgleitgel und –Kondome parat, damit es möglichst gut flutscht beim Sex. Es scheint geradezu als seien sie die Rundumversorgung für den reibungslosen Analverkehr. Wenn der Trieb ruft und die Libido des Tops verrückt spielt, dann wird von Power Bottoms oft erwartet jederzeit einsatzbereit zu sein. Ob morgens oder abends, ob im Bett oder Outdoor, ob frisch aus der Dusche oder nach einem harten Arbeitstag – die Hintertür steht immer offen? Das wäre wohl unmenschlich, aber ein Power Bottom gibt sein Bestes um Unmenschliches möglich zu machen. Wahre Superhelden eben!
Die Passiven rackern beim Sex genauso wie es die Tops tun. Zum einen muss man eine Art Fahrlehrer spielen: „Mehr nach rechts, jetzt etwas links, ok nun etwas mehr Gas geben!“. Bis die richtige Sexstellung und das passende Tempo gefunden sind, vermag es einige Anweisungen, die nur von einem Power Bottom gemacht werden können. Auch wenn das Klischee besagt, dass Passive nur bewegungslos daliegen und nichts tun - es gibt eine ganze Reihe an Fähigkeiten, die ein Power Bottom mit sich bringen oder erlernen muss.
Welche Erfahrung hast du mit Power Bottoms? Würdest du dich vielleicht sogar selbst als Power Bottom bezeichnen? Teile uns deine Erfahrungen und Gedanken in den Kommentaren mit.
Bild © Flickr: Nathan Rupert CC BY-NC-ND 2.0
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