Ok, die Frage kann man eigentlich nur einem schwulen Mann stellen - Gay.de Autor Alex Hopkins macht den Versuch und teilt seine Erfahrungen mit euch. Er erforscht einige der Mythen rund um eine Date mit einen bisexuellen Mann und fragt - auch die Bisexuellen unter euch - ob es wirklich so ist, wie er es erlebt hat…

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Während meiner Kindheit schien mein Vater homosexuelle Menschen nicht sehr gerne zu mögen und um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass er überhaupt welche kannte. Er kannte nur, was er im Fernsehen sah und ich kann mich noch gut an die zahlreichen Gelegenheiten erinnern, in denen ein offensichtlich schwuler TV-Star zu sehen war und mein Vater bemerket, dass er „ein Schwuler“ oder ein „Schwuchtel" ist. Meistens reagierte eher eher kindisch und kicherte. Seine größten Lacher waren jedoch nicht in Richtung schwule Männer gerichtet, sondern zielten eher auf bisexuelle Männer ab. Wenn ein alter Rock Hudson Film gezeigt wurde, zuckte der mit den Achseln und sagte: „Ach ja, er war ein seltsamer, er mochte Männer und Frauen.“ Die Situation war eindeutig. Hier war ein Mann, der sich nicht entscheiden konnte was er will: „Ich würde mehr Respekt für ihn haben, wenn er nur Männer vögeln würde“, fügte er hinzu - und ich fiel vom Stuhl.

 

Sich bedroht fühlen

Die Haltung meines Vaters gegenüber Bisexualität ist - glaube ich - weit verbreitet und beruht auf einem Mangel an Verständnis und Verwirrung. Bisexualität lässt eine einfache Kategorisierung nicht zu und meidet die klar definierten Etiketten von „Schwul“ und „Hetero“, die es normalerweise ermöglichen, dass Menschen sich sicherer fühlen. Er ist der Meinung, dass Bisexualität so konstant ist, wie das wechselnde Wetter. In meines Vaters Innenwelt bedeutet das, dass er Bisexuellen nicht traute.

Als ich anfing Sex mit anderen Männern zu haben - die Worte meines Vaters liegen noch immer in meinen Ohren - vermied ich den Kontakt zu bisexuelle Männern. Wahrscheinlich hatte ein Teil von mir Angst, dass sie mit einer Frau weglaufen würden. Ich argumentierte immer damit, dass es schon schwer genug war, einen Typ zu finden und zu halten. Ich redete mir ein, so meine Chancen, mich vor einer Katastrophe zu schützen zu verdoppeln, falls einer doch mal mit einer Frau durchbrennen möchte.
Mittlerweile schäme ich mich zugeben zu müssen, dass mein Selbstwertgefühl so zerbrechlich war, aber ich war erst Mitte 20.


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Ich erinnere mich daran, dass ich einmal einen bisexuellen Amerikaner in London traf und ihn zu einer Party im Haus meiner Eltern einlud, während sie weg waren. Innerhalb einer halben Stunde nach seinen Ankunft, war er unverschämt am Flirten - mit einer hetero Freundin von mir. Ich hatte nichts davon. Also nahm ich ihn am Arm und zog ihn aus dem Zimmer raus.
„Wir gehen nach oben!“, sagte ich, und schmiss meiner Freundin einen grimmigen Blick zu, der sagte, „Halte dich fern von ihm!“
Am nächsten Morgen, trotz meiner zügellosen nächtlichen Bemühungen ihn zu befriedigen, war er wieder am Flirten mit meiner (bald Ex-) Freundin. „Ich denke, es ist bald Zeit das du gehst.“

 

Einfach gierig
Der unverbesserliche Mythos über Bisexuelle ist, dass sie eigentlich einfach nur „gierig“ sind. Und das ihre „Promiskuität“ keine Grenzen kennt.
Meiner Erfahrung nach, ist diese die allgemeine Wahrnehmung von schwule Männern. Um eine enge Freundin von mir, die sich als bisexuell bezeichnet, zu zitieren: „Menschen sind untreu, weil es Teil ihrer Persönlichkeit ist, nicht wegen ihre sexuelle Orientierung.“
Zudem gibt es einen Arte Frauenfeindlichkeit in meiner „Gier“-Theorie. Ich habe den Überblick über der Zahl schwuler Männer verloren, die abwertende Bemerkungen über weibliche Genitalien gemacht haben und die allein vom Gedanken an Sex mit einer Frau angewidert sind. Dennoch gibt es auch schwule Männer, die sexuell vom Typ Heteromann angezogen werden.
Mein persönliches Fazit ist: Bisexualität ist eine Spielart von Vielen. Ein Teil eines breiten sexuellen Spektrums, das man nicht beurteilen sondern genießen sollte.

 

Trendig?
Es gibt keinen Zweifel daran: Bisexuelle haben eine schlechte Presse. Bisexualität wird oft als ein trendiges Hobby gesehen – eine Form des „sexuellen Chic“ - vor allem unter Popstars. Die Aufmerksamkeit in der Presse ist weitgehend herablassend und konzentriert sich zweidimensional auf Promi-Klatsch. Wenn eine Berühmtheit sich als bisexuell outet, wird in den Medien eine Erklärung des neuen „homosexuellen“ Seins. Zahlreiche Sternchen haben sich in letzter Zeit über ihre Bisexualität geäußert und es ist vielleicht zynisch, aber sie nutzen ihr neues Coming-Out, um sich ins Gespräch zu bringen.

 

Herausforderungen
15 Jahre nach meiner Ablehnung des bisexuellen Amerikaners und in Erinnerung an diese beschämende Nacht, frage ich mich: Würde ich mit einen bisexuellen Mann ausgehen? Meine Antwort: Ja, warum nicht?
Im Laufe der Jahre habe ich es schätzen gelernt, dass Sexualität fließend ist. Der unvorhersehbare (und oft unerträgliche) Wunsch ist da, um angenommen und genossen zu werden. Durch die Begegnung mit Menschen, die unterschiedlichen sexuellen Geschichten erlebt haben, lernen wir und wachsen – sowohl sexuell als auch emotional.
Sicherlich sind das Wichtigste in einer Beziehung die Erfahrungen, die man miteinander teilt. Es geht darum in diesen Momenten mit Offenheit und Ehrlichkeit zu leben, und deinen Partner nicht auf der Grundlage zu beurteilen, mit wem er früher mal aus und zusammen war – oder mit wem er es in Zukunft sein wird. Sondern, wie er sich mit dir verhält.


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