Fast die Hälfte der Teilnehmer, die bei unserer Umfrage mitgemacht haben, definiert sich als schwul, aber fast genauso viele als bisexuell. Und 9 Prozent sind nach eigenen Angaben sogar heterosexuell. Wie bitte? Ja, auch Heteros stehen manchmal eben auf unkomplizierten, schwulen Sex. Nicht ohne Grund ist es in der Wissenschaft schon seit einiger Zeit üblich, was schwule Sexualität angeht, ganz allgemein von Männern zu sprechen, die Sex mit anderen Männern haben (MSM). Und erst vor kurzem hat eine Studie der Wayne State University für Aufsehen gesorgt, die zu dem Schluss kam, dass das sexuelle Interesse von Hetero-Männern am gleichen Geschlecht stark ansteigt, je mehr Alkohol sie getrunken haben: Spätestens nach dem 10. Bier fänden Hetero-Männer andere Männer (mindestens) genauso attraktiv wie Frauen. Da soll nochmal jemand behaupten, er sei zu 100% hetero...
Als schwuler Mann kann man manchmal den Eindruck gewinnen, alle Typen um einen herum seien passiv. Während es nicht besonders schwierig ist, Power Bottoms zu finden, sind aktive Typen eher Mangelware - und entsprechend heiß begehrt. Doch entspricht diese subjektive Vermutung auch der Realität? Mit Blick auf die Ergebnisse unserer Umfrage können wir sagen: Jein.
Auf den ersten Blick gibt es zwar tatsächlich ein sehr deutliches Ungleichgewicht zu beobachten: 43 Prozent geben an, bottom/eher bottom zu sein und lediglich 24 Prozent der Befragten stehen auf die aktive Rolle beim Sex. Als rein aktiv identifizieren sich diesbezüglich sogar nur schlappe 6 Prozent. Allerdings dürfen wir hier nicht übersehen, dass ein großer Teil der Teilnehmer (nämlich 33 Prozent) angibt, versatile zu sein und sowohl die aktive, als auch die passive Rolle im Bett zu mögen.
Die Ergebnisse zur sexuellen Rollenverteilung müssen allerdings mit Vorsicht zur Kenntnis genommen werden. Das Stichwort lautet: Bottom Shaming. Wer beim Sex passiv ist, bekommt nicht selten abwertende, schwache, tuntige und nicht-männliche Attribute zugeschrieben. Entsprechend zurückhaltend dürften manche Männer sein, sich selbst öffentlich (auch in Dating-Portalen) als Bottom zu bezeichnen. Wie viel Wahrheit steckt also wirklich in den Ergebnissen zur sexuellen Rollenverteilung? Ist die “Dunkelziffer” der Bottoms vielleicht noch sehr viel größer? Um die Verteilung etwas besser einschätzen zu können, wollten wir daher zusätzlich von euch wissen, welche sexuelle Rolle ihr euch bei eurem Partner wünscht. Das Ergebnis: Zwar wünscht sich auch hier die Mehrheit einen Partner, der versatile ist, doch hätte jeder Dritte am liebsten einen aktiven Partner. Zum Vergleich: Einen passiven Partner will nur jeder Zehnte.
Bloß kein Sex beim ersten Date, heißt es ja oft in eher konservativen Beziehungsratgebern. Doch warum so verklemmt sein und einen auf unschuldig machen, wenn man auch direkt seinen Spaß haben kann? Für die Teilnehmer unserer Umfrage ist die Sache ohnehin ziemlich klar: 96 Prozent finden Sex beim ersten Date vollkommen okay. Und 85 Prozent haben offenbar auch mit reinen Sexdates überhaupt kein Problem.
Was Sex angeht, sind schwule Männer sehr offen und lieben es zu experimentieren. Jeder Zweite hatte schon mal Sex zu dritt und ein sogar noch höherer Prozentsatz (nämlich 56 Prozent) könnte sich vorstellen, an einer Sex-Party/Orgie teilzunehmen. Was Chem-Sex, also Sex auf Drogen angeht, sind allerdings viele etwas zurückhaltender - die große Mehrheit von 66 Prozent lehnt dies für sich persönlich ab. Auch interessant: Für die meisten ist Oralverkehr beim Sex wichtiger als Analsex und für jeden Zweiten gehört auch ein softes Vorspiel mit Kuscheln zwingend zu einem perfekten Sexerlebnis dazu.
Die große Mehrheit hat am liebsten im eigenen Bett Sex. Doch auch abseits der eigenen vier Wände konnten viele Umfrageteilnehmer erste Erfahrungen sammeln: 39 Prozent waren schon mal in einer Cruising-Area unterwegs, jeder Dritte in einer Gay-Sauna oder in einem Pornokino zu Besuch und jeder Vierte hatte schon mal Sex in einem Darkroom.
39 Prozent der Männer, die Sex mit Männern haben, haben sich noch nie auf Geschlechtskrankheiten bzw. HIV testen lassen. An die Empfehlung der Deutschen Aidshilfe bei häufig wechselnden Sexualpartnern alle 3 Monate einen HIV-Test zu machen, halten sich gerade einmal nur 16 Prozent. Die allermeisten lassen sich nur sehr unregelmäßig testen. Besonders in Großstädten, wo die Zahlen der HIV und Hepatitis-Neuinfektionen zur Zeit durch die Decke gehen, erscheint dies besorgniserregend.
Schwule Männer können einfach nicht treu sein, heißt es oft. Und tatsächlich sind 52 Prozent der Befragten ihrem Partner schon mal fremdgegangen. Gleichzeitig halten 77 Prozent Treue in einer Beziehung für wichtig oder sehr wichtig. Ganz offensichtlich ein Widerspruch im schwulen Beziehungs-Selbstverständnis. Kann eine offene Beziehung möglicherweise die Lösung sein? Immerhin könne sich 60 Prozent eine solche Beziehung gut vorstellen. Wie denkst du darüber?
© Alle Grafiken: Gay.de. Alle Bilder: Noel Alejandro
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