Alex Hopkins hinterfragt und erinnert sich: „Was kann man von einer Sexparty oder einem Chill-Out heute erwarten?“.
Wie es früher war
Ok, ich werde es heute riskieren und alt klingen – „ein Oldie“, wie jemand mich diese Woche auf Grindr nannte, aber was soll`s. Möglicherweise bin ich sogar ein wenig erschöpft – aber zum Teufel damit: Seit wann sind Sex-Partys so langweilig geworden?
Nostalgie, wenn man schon davon sprechenden, ist nichts anderes wie eine unzuverlässige Linse, durch die man seiner vergeudete Jugend betrachtet.
Meine erste Sexparty war alles andere als eine Orgie mit hemmungslosen griechischen Göttern. Die meiste Zeit verbrachte ich damit, in dem zu kleinen Bett über Beine und Körper zu klettern, um die Aufmerksamkeit von dem korpulenten, kahlköpfigen Gastgeber abzuwenden.
Kurze Frage an mich: Warum sehen die Dates eigentlich nie so aus, wie auf ihrem Profilbild?
Der zweite in der Runde war ein von Akne übersäter Mitzwanziger, der sich damit rühmte kurz vor seinem Durchbruch in der Pornobranche zu stehen - meine Zweifel an seinem Ziel wollt eich ihm allerdings nicht mitteilen.
Aber lasst uns mal das positive hier betonen: Sexpartys - wie ich sie kenne - sind wie eine Pralinenschachtel. Ohne die Speisekarte weißt du nicht ,was du bekommst bis du es runterschluckst. Der Spaß daran ist: Die Ware abtasten, bis du findest was du magst.
In meinen Mitzwanzigern, als ich noch als „cute“ galt - was auch immer das heißen mag - hielt ich mich noch zurück. Damas ging es mit um die Erwartungen, die Überraschung, die dich überkommt, wenn du an der Tür eines Fremden klopfst. Manchmal erfüllend, manchmal befriedigend - manchmal aber auch völlig furchtbar. Aber zumindest wusstest du, dass alle anderen Anwesenden aus dem gleichen Grund dabei waren: um Sex zu haben.
Alles geht um die Chems
Nun mal schnell 15 Jahre weiter gesprungen, zu der letzten Sexparty, die ich besucht habe: Ein Zimmer mit sechst Männern, der eine angezogen, der andere halb nackt oder schon ganz entkleidet. Alle samt mindestens 36 Stunden wach und (not-) geil.
In der Ecke des Zimmers, auf dem mit Sexspielzeug und Kondomen übersäten Bett, lag einer mit einer Überdosis. „Ist er in Ordnung“, fragte ich - „Ohh ja ist er, der macht das immer wenn´s bei ihm knallt.“ bekam ich als Antwort und der Gastgeber servierte mit zittrigen Händen eine Runde Mephedron. Er sah elend aus - sein Partner kauerte in einer Ecke des Raumes und weinte.
Eine Szene, die mir nur zu bekannt vorkam - Drogen dominieren diese Partys heute. Sexpartys ohne Drogen habe ich schon lange - sehr lange - keine mehr erlebt.
Der Leistungsdruck hat zugenommen, du musst geiler sein als der andere, länger brauchen, mehrere Orgasmen haben. Ausdauer und Härte stehen über Zärtlichkeit und Körperkontakt.
Du nimmst Drogen um mitzuhalten, du nimmst sie, um intensiver zu fühlen - ein Teufelskreis. Lächerlich, wenn es nicht so tragisch wäre.
Die ungeschriebenen Regeln
Wie in allen Situationen menschlicher Interaktionen, hat auch die Chill-Out-Szene ihre Regeln und Etikette. Dabei überrascht es nicht, dass es in erster Linie um Drogen geht. Und wenn du zu einer Party gehst, dann kannst du nicht mit leeren Händen erscheinen. Ein gewisses Selbstvertrauen, um an so einer Party teilzunehmen . du musst dich anpreisen, darfst aber den Gastgeber nicht übertönen. Es sei denn, du bist heiß - dann gelten alle Regeln nicht. Zumindest für dich.
Dann gibt es noch die Frage nach den Kondomen. Vorausgesetzt es wird SaferSex praktiziert. Andernfalls wirst du wohl keine Einladung erhalten haben, denn bei einer Bareback-Party wärst du wohl deplatziert.
Aber wenn sie „gestattet“ sind, dann nimm deine eigenen mit. Denn dein Verbrauch wird steigen, wenn du Drogen und Viagra konsumierst. Du kannst ja länger und öfter und überhaupt…
Kleiner Tipp: Vaseline nicht vergessen ;-)
Aber nicht nur der eigene Schutz ist wichtig. Ich habe schon Gastgeber solcher Partys erlebt, die Ihre Sofas mit Plastikfolien überzogen haben und einige haben Handys an der Tür eingesammelt, damit man keine andere Dates klarmachen kann. Was man auch verstehen kann, denn irgendwann ist vielleicht nicht mehr der geile Typ da den man selbst will, aber man ist nicht in der Lage die Party zu verlassen.
Sei vorsichtig vor möglichen Stimmungswechsel
Der Gastgeber hat möglicherweise die wichtigste Sache noch nicht erklärt, die man für jeden Chill-Out wissen solltet: den Stimmungswechsel. Wenn alle Drogen verbraucht sind, um mehrere Generationen Sexwütiger zu betäuben – und niemand den unrealistischen Erwartungen eines sexuellen Supermans entsprechen kann, ist es unvermeidlich dass die Stimmung kippt. Auch ein Dauerständer wird mal einknicken.
In der Lage zu sein dies zu erkennen – und seine rechtzeitige Flucht zu planen – ist eine Herausforderung, aber unerlässlich.
Die Horrorgeschichten kommen immer wieder. Ich weiß von Freunden, die auf die Straße geworfen wurden, ohne ihrer Kleidung, in den frühen Morgenstunden, nachdem jemand ausgeflippt war. Ich habe mit Männern gesprochen, die mit Messern bedroht wurden oder in Bäder verbarrikadiert, als Paranoia überhand nahm. Die Polizei wurde dann angerufen, es gab Verhaftungen, Verurteilungen wegen Drogenbesitz, Karrieren und Leben wurden regelrecht ruiniert.
Zurück ins Leben, zurück in der Realität ...
Wenn du Glück hast, wird dir keins dieser Dinge passieren und du wirst einfach nur ein Nebendarsteller bei einem GangBang. Dein Handy dienst als Lichtquelle, du wirst kuscheln, einen Schwanz blasen, gefickt werden. Mit oder ohne Gummi, das liegt bei dir - Sei also immer auf der Hut.
Genieß dein Leben, pass auf dich auf und wer weiß, am Ende triffst du den einen, der dich nie wieder loslässt…
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