Gay.de Autor Alex Hopkins beschäftigt sich mit dem perfekten Body. Ein Muss oder gar ein Körperkult, den es vor dem ersten Date zu beachten gilt? Wie wichtig ist der Körper eines Mannes und welche Bedeutung hat er für mehr als nur ein Date…
Von welchen Körperformen warst du in deiner Kindheit umgeben? In letzter Zeit habe ich viel darüber nachgedacht. Warum? Ich versuche zu verstehen, warum und ob schwule Männer einen Körperkult verfolgen.
Wenn ich mich recht erinnere, begann mein Interesse an anderen Körpern in meiner Jugend. In der Zeit, in der man nach dem Sportunterricht nach links und rechts schaute unter der Dusche.
Ich erinnere mich noch an den Anblick von Kevin Bishops, der seinen riesigen Busch in der Dusche – ein Anblick, den ich nicht vergessen werde. Zumal ich mir eingestand schwul zu sein.
Abseits mutierender Schambehaarung und wachsender Penisse, genoss ich auch den Anblick von gut trainierten Jungs und Männern. Ein Anblick, nach dem viele schwule Männern eifern.
Ich erinnere mich aber auch an die kleinen Dicken, die Schrumpelpimmel und und und …
Dann war da noch der Körper meines Vaters. Es ist der erste männliche Körper, den wir als Kind wahrnehmen. Angezogen und nackt. In Badehose beim Familienausflug am Strand, oben ohne im Garten oder ganz ohne im Badezimmer. Er war männlich, stark und selbstbewusst. Er gab mir das Gefühl sicher zu sein, aber er war weit entfernt von einem trainierten Fitnessstudio-Body.
Alle anderen Väter in der Nachbarschaft waren genauso: normal aussehende Männer – weit entfernt von den fehlerfreien, gebräunten, griechischen Göttern, die die schwule Szene dominieren.
Ich kenne keinen andere Gruppen, die so hart mit sich ins Gericht gehen, wenn es um Body und Körperkult geht, wie schwule Männer. Vielleicht ein Jugendwahn oder aber ein innere Kampf um Stärke. Wenn wir uns an unsere Väter erinnern, mit denen wir uns nie messen konnten. Oder den Jungs, die uns auf dem Spielplatz konsequent ignoriert haben, wenn sie gemeinsam Fußball spielten.
Die Extreme, die Schwule auf sich nehmen, um ihrem Ideal - oder aber dem Ideal der Community - nachzueifern sind erschrecken und alarmierend.
Der Druck steigt und Dysmorphophobie, die gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers, nimmt gerade bei schwulen Männern zu. Ind en Medien wird uns ein Ideal vorgelebt, der perfekte Body, der schlanke maskuline Modell-Typ.
Wenn wir nicht vier bis fünf Tage in der Woche ins Fitness-Studio gehen und jede Kalorie wie ein Athlet überwachen, fühlen wir uns, als hätten wir versagt. Zusätzlich bekommen wir von anderen schwule Männern gesagt, dass wir versagt haben – nicht nur als Individuum, sondern als der „stolze Mann“.
Und dann gibt es natürlich, die verzerrten Vorstellungen von heterosexuellen Menschen. Wie oft hast du gehört, wie eine heterosexuelle Frau jammerte: „Es ist nicht fair! Immer schwule Männer haben die heißesten Körper!“?
Der Boom der kommerziellen Online-Welt – vor allem Apps – hat einen großen Einfluss auf das Körperbild von schwulen Männern. Man muss sich nur bei einer App anmelden und man wird gleich überschwemmt mit Profiltexten wie „keine dicke, keine fems“ und „Fitness-Studio ist ein Muss“.
Die Verbreitung von Bildern glänzender, anscheinend fehlerfreier nackten Oberkörpern hat die Messlatte, des idealen Körpers hoch gesetzt. Es ist egal, dass die Bilder kopflos sind und keine Augen zu sehen sind. Der Body zählt mehr, als der Blick in die Augen.
Wir leben in einer Zeit, in der Direktheit alles ist. Ein schnelllebiges Zeitalter, oft ohne sinnvolle Verbindungen und Interaktionen, in dem nur 40 Zeichen erlaubt sind um damit eine Persönlichkeit auszudrücken. Ich würde sagen, dass diejenigen die behaupten, dass ein Online-Profil auf das Aussehen des Körpers reduziert wird, lügen. Leider sind wir sozial – und technologisch – konditioniert Ästhetik jeder Art vor Authentizität zu setzen.
Aber wir haben eine Wahl. Wir können es beeinflussen, wie wir unsere eigenen Körper und andere schwule Männer ansehen. Vielleicht sollte man mit dieser Frage an sich selbst beginnen:
"Wie viele der Typen, die mit gestählten Oberkörper allen Idealen entsprechen und alle Blicke auf sich ziehen, sind denn wirklich mit sich zufrieden?"
Es hat mir schon immer erstaunt, wie viele schwule Männer den Körper eines Kämpfers haben – einen unglaublichen Hulk darstellen – aber im inneren unter Selbsthass, Zweifeln und Bestätigung leiden.
Ich habe jahrelang Männer beobachtet, regelrecht studiert. Sie schnüffeln an irgendwelchen Chemikalien, trinken einen Proteinshake nach dem anderen und pumpen sich mit Steroiden zu. Nur um eventuell anderen zu gefallen.
Niets davon ist gut für sie, aber sie machen es, um dem inneren Druck stand zu halten und sich „am Markt“ behaupten zu können. Durchhalten ist ihre Parole. Um jeden Preis.
Aber ist es das wirklich alles wert?
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