Am 15. Februar 2021 haben wir ein Magazinbeitrag zum Thema Diskriminierung bei der Blutspende für schwule Männer veröffentlicht. Für Gays ist das Thema sehr wichtig. Daher haben wir ergänzend zu diesem Beitrag mit Andy Szabó gesprochen. Er hat die Petition ins Leben gerufen, die sich gegen das Blutspendeverbot für schwule Männer ausspricht, die in den letzten 12 Monaten Sex mit anderen Männern hatten. Wir hoffen, dich mit einem interessanten Interview erreichen zu können.
Andy Szabó: Ich bin ein Cis-Mann, Mitte 30 und Europäer. Ich bin weiß, blond, Brillenträger, Ex- bzw. Nichtraucher, Teetrinker, erfolgreicher Unternehmer, geborener Optimist und charmanter Zuhörer, Ehemann, Sohn, Freund, Chef, Liebhaber, Katzenvater, CSD Headleader, Kietzgestalter, Netzwerker, Frozenpudding-Vernichter, Abenteurer, Aktivist – Reicht das für eine Kurzvorstellung?
Andy Szabó: In meiner Petition geht es um die Forderung die Diskriminierung von Männern, die Sex mit Männern haben, zu beenden. Denn eine pauschale Verurteilung aufgrund der Sexualität ist weder gesellschaftlich, politisch noch wissenschaftlich hinnehmbar. Eine Beurteilung des jeweiligen Risikoverhaltes wäre hier wesentlich angebrachter.
Andy Szabó: Es wird nicht unterschieden, ob der Mann der Sex mit einem anderen Mann hat den gleichen oder wechselnde Partner hat. Unabhängig davon, ob die Beziehung monogam geführt wird.
Andy Szabó: Ich wollte selbst Blutspenden und habe den Fragebogen nach bestem Wissen und Gewissen ausgefüllt, und ehrlicherweise angegeben das ich in den letzten 12 Monaten Sex mit einem Mann hatte. Daraufhin wurde ich im Gespräch mit der Ärztin darauf hingewiesen, dass ich nicht zur Blutspende zugelassen sei, da ich die geforderte Mindestanforderung nicht erfülle. Die Ärztin wollte nicht mal wissen, ob es mein Ehemann ist. Sie meinte, es geht hier ums Geschlecht nicht um die Art der Beziehung und das Risiko, welches ich den Spendern und Spenderinnen gegenüber beachten müsse. Ich sollte doch das Verantwortungsbewusstsein haben, dies zu verstehen. Dieses Erlebnis hat mich zu der Petition bewegt.
Andy Szabó: Ich möchte erreichen, dass sowohl das Gesundheitsministerium aka Jens Spahn (selbst potenzieller Spender der pauschal ausgeschlossen wird), als auch das Paul Ehrlich Institut und die Deutsche Ärztekammer die Diskriminierung von Männern, die Sex mit Männern haben beenden. Sie sollen die pauschale Beurteilung aufgrund der Sexualität aufgeben und sich auf das individuelle Risikoverhalten des Spenders beziehen. Außerdem möchte ich, dass die zuständigen Gremien den aktuellen wissenschaftlichen Stand der Sperrfrist von 12 Monaten kippen und, wie in Ungarn und Brasilien, Männer, die Sex mit Männern haben mit heterosexuellen Spendern und Spenderinnen gleichstellen. Oder sie sollen die Sperrfrist zumindest auf ein vertretbares, wissenschaftlich haltbares Maß senken.
Andy Szabó: Aktuell hat die Petition über 67.200 Unterschriften sammeln können. Ich hoffe, im Sommer die 100.000 Marke überschreiten zu können und damit passend zum Bundestagswahlkampf mehr Druck aufzubauen und das Thema in den Mittelpunkt rücken zu können.
Andy Szabó: Beim CSD Rostock e.V. bereiten wir gerade in Zusammenarbeit mit dem LSVD Queer Mecklenburg-Vorpommern eine weitere Kampagne vor, die diese Diskriminierung thematisiert und stoppen soll. Jede Person kann helfen, indem sie die Petition unterschreibt und weiterverbreitet, denn nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Jede Unterschrift und Weiterverbreitung zählt.
Das Statement von Andy Szabó finden wir gut und wichtig. Jeder, der ebenfalls diese Diskriminierung bekämpfen möchte, kann sich einbringen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man selbst hetero-, bi- oder homosexuell ist. Wir werden das Thema weiterverfolgen und hoffen, dass sich bald etwas ändert. Bei Neuigkeiten berichten wir erneut. Bist du auch dabei?
Unser Beitrag zum Interview:
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