Die schwule Szene ist bekannt für ihre Partykultur und sexuelle Offenheit. Doch es gibt Schattenseiten: Zwischen Dancefloor, Cruising Area und Chatroom sind sexuelle Übergriffe allgegenwärtig. Drei Schauplätze mitten aus dem Leben.
An Wochenenden gehe ich häufig mit meinen Freunden in Köln feiern. Zuerst treffen wir uns auf das eine oder andere Kölsch in einer WG, am Ende landen wir meistens in der Schaafenstraße. Dort tanzen wir die Nacht durch, bis am frühen Morgen die Sonne aufgeht. In den kleinen, engen Gay Bars der Schaafenstraße ist es natürlich alles andere als einfach, Abstand zu halten. Besonders an Feiertagen kann es in den Bars und Clubs sehr, sehr voll werden. Enger Körperkontakt ist dann unausweichlich. Aber das ist okay - solange man(n) sich an ein paar einfache Regeln hält. Was gar nicht geht, sind Typen, die jeden angrabschen, so als könnten sie sich alles erlauben. Als ich eines Abends einen besonders aggressiven Grabscher zur Rede stellte, erwiderte dieser nur: “Du bist in einer Schwulenbar. Was erwartest du?” Mal überlegen: Ein Mindestmaß an Respekt vielleicht?!
Sven, 23 Jahre, aus Köln
Wenn ich eine Cruising Area betrete, dann bin ich ausschließlich an schnellem, unkompliziertem Sex interessiert. Ich bin weder auf der Suche nach der großen Liebe, noch möchte ich tiefgehende, philosophische Gespräche führen. Aber ich will auch kein Freiwild sein. Ich möchte mir selbst aussuchen, mit wem ich Sex habe - und mit wem nicht. Leider verstehen das viele Cruiser nicht. Dabei gibt es in jeder Cruising Area unmissverständliche Regeln und non-verbale Kommunikation. Wer Blickkontakt nicht erwidert, hat kein Interesse. Wer eine Hand an der Hose freundlich, aber bestimmt abwehrt, der will gerade keinen Sex. Auch ein “Nein, danke”, sollte eigentlich relativ selbsterklärend sein. Und trotzdem rennen einem viele Männer stundenlang hinterher. Einmal hat mich ein Typ sogar bis nach Hause verfolgt. Über eine Stunde lang hat er vor der Gebäude rumgelungert. Das war ganz schön creepy.
Lars, 25 Jahre, aus Berlin
Ich gehöre mittlerweile zur älteren Generation und ich muss gestehen: Ich bin nicht mehr so häufig in der Szene unterwegs. Stattdessen halte ich mich lieber in schwulen Chaträumen im Internet auf. Das ist bequem. Von zu Hause aus kann ich mit meinen Freunden in Kontakt bleiben und außerdem noch viele liebe Menschen kennenlernen. Allerdings: Durch das Internet ist die Kommunikation sehr viel direkter und unverblümter geworden. Auch Belästigungen gehören leider immer mal wieder dazu. Manchmal schreiben die Leute Dinge, die sie im realen Leben wohl niemals laut sagen würden. Auch auf die vielen Nacktfotos, dir mir ungefragt geschickt werden, könnte ich gut und gerne verzichten. Aber damit lernt man als schwuler Mann umzugehen. Es ist irgendwie traurig, aber sexuelle Belästigungen scheinen zu einem schwulen Leben dazu zu gehören.
Georg, 63 Jahre, aus Wuppertal
Ob sexuelle Belästigung, Diskriminierung oder Cyber-Mobbing - über viele Themen wird in der schwulen Szene gar nicht oder nur sehr wenig gesprochen. Als große Online Community möchten wir uns diesem Thema jedoch nicht verschließen, sondern Wege aufzeigen, wie man mit dem Thema angemessen umgehen kann. Wenn du als Gay.de Mitglied im Gay Chat oder im Forum mit irgendeiner Form der Belästigung konfrontiert sein solltest, hast du verschiedene Möglichkeiten, dir persönliche Unterstützung zu holen:
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