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«Bombe» in Palast von Königin Beatrix


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«Bombe» in Palast von Königin Beatrix geschmuggelt

(dpa) | 16.11.2009, 13:24

Amsterdam. In seinem Kriegsfilm «Der Soldat von Oranien» erlaubte sich Regisseur Paul Verhoeven einen Witz über den eher schlichten königlichen Amtssitz in Den Haag.
Als Königin Wilhelmina 1945 aus dem Londoner Exil kommend wieder ins Palais Noordeinde einzieht, raunt sie ihrem Luftwaffen-Adjutanten zu: «Hätten Sie nicht aus Versehen eine Bombe darauf fallen lassen können?» Das Kinopublikum lachte herzlich. Nun haben Reporter eine Bomben-Attrappe in den Hof des Palastes geschmuggelt - aber Wilhelminas Enkelin, Königin Beatrix, findet das überhaupt nicht lustig.

Oberpeinlich sei der Vorfall, eine Blamage nicht allein für die Palastwache, hieß es am Montag in Kommentaren. Die Opposition forderte eine gründliche und unabhängige Untersuchung. Kleinlaut räumte der Chefkoordinator für die Terrorismus-Abwehr, Erik Akerboom, ein, man habe «Fehler gemacht». Und was für welche. Es fing damit an, dass bei der «Koninklijke Marechaussee» - der für den Schutz der Monarchin zuständigen Militärpolizei - auf telefonische Anfrage eines angeblichen Offiziers bereitwillig die interne Nummer der Palastwache weitergegeben wurde.

Dort kündigte TV-Journalist Alberto Stegeman als vermeintlicher Vorgesetzter in der Zentrale die Ankunft von Handwerkern der Baufirma Broekman & Janssen samt Lieferwagen-Typ und Kennzeichen an. Kurz darauf hupte der erwartete Fiat vor dem Tor - und wurde problemlos eingelassen. «Unbegreiflich dass kein Mensch den Laderaum kontrollierte», sagte ein Zuschauer.

Und es kam erst recht niemand auf den Gedanken, mal bei Broekman & Janssen zurückzurufen und nach der Art des Bauauftrags zu fragen. Dann hätte sich herausgestellt, was die Terrorabwehr erst viel zu später erfuhr: Die Firma war eine Erfindung der Fernsehleute. Die fuhren auf den Palasthof, stellten den Wagen mit der Sprengstoff- Imitation ab und schauten sich seelenruhig um.

Erst als sie im Reitstall Beatrix' prächtigen Schimmel Benito tätschelten, wurde ein Angestellter misstrauisch. «Was haben Sie hier zu suchen?», raunzte der Mann. Doch mit ein paar freundlichen Worten und der Auskunft, man überprüfe das Gelände auf Holzfäulnis, ließ er sich beruhigen. Ungehindert konnten die Reporter Palais Noordeinde wieder verlassen.

Sonntagabend lief ihr Bericht darüber in der Sendung «Undercover in Nederland». Die erstaunte Nation stellt sich einmal mehr die Was- Wäre-Wenn-Frage. Und viele macht das wütend. Noch keine sechs Monate ist es her, dass ein Attentäter am Nationalfeiertag den offenen Festbus von Königin Beatrix mit seinem Kleinwagen nur um wenige Meter verfehlte. Die Bilder des blutigen Geschehens am 30. April, dem Königinnentag, waren um die ganze Welt gegangen.

Sieben Zuschauer riss der offenbar verwirrte 38-jährige Karsten T. damals mit seinem schwarzen Auto in den Tod. Dann prallte er - wenige Meter von der königlichen Familie entfernt - gegen ein Denkmal und verletzte sich tödlich. Sein Motiv blieb unklar. «Was wäre passiert», lautete die allgegenwärtige Frage, «wenn der Mann eine Bombe im Auto gehabt hätte?»

Nach dem Attentat war eine Überprüfung sämtlicher Sicherheitsvorkehrungen für die Königin und ihre Familie angekündigt worden. «Das Palais in Den Haag scheint man aber irgendwie übersehen zu haben», lästerte am Montag ein Radio-Moderator.


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