Mi**** Geschrieben Februar 12, 2010 Geschrieben Februar 12, 2010 Er zählte zu den mächtigsten Wirtschaftsführern der Welt, John Browne, der Vorstandschef des Ölkonzerns BP. Doch hatte er ein Geheimnis, das er jahrzehntelang verbarg: Er ist schwul. Und das gilt in den Führungsetagen der Wirtschaft nach wie vor als Hemmschuh für eine Karriere. Doch der Höllensturz des John Browne begann, als plötzlich die englische Boulevard-Zeitung "Mail on Sunday" wissen wollte, was Browne denn da für eine Affäre mit einem jungen Kanadier gehabt habe. Dieser hatte als erotischer Hilfsarbeiter eines Escort-Services den Wirtschaftsmagnaten kennengelernt und sich von ihm aushalten lassen. Als die Affäre zu Ende war und Browne seinen ehemaligen Geliebten Jeff Chevalier nicht mehr finanziell unterstützte, versuchte es Chevalier mit Erpressung. Doch Browne ging darauf nicht ein, worauf sich der junge Kanadier an die Boulevardzeitung wandte. Zunächst wiegelte Browne ab und erstritt sich durch eine Falschaussage eine einstweilige Verfügung gegen die Zeitung. Doch bald stürzte das Lügengebäude des BP-Chefs ein. Im Mai 2007 musste er vorzeitig seinen Posten als Vorstandschef räumen. Nun berichtet Browne schonungslos von diesem Höllensturz in seinen gerade erscheinenden Memoiren "Beyond Business" (Jenseits des Geschäftes). Wie sehr Schwulsein in Wirtschaftskreisen als Makel gilt, beschreibt Browne so: "Ich war mir sicher, wenn man bei BP gewusst hätte, dass ich schwul war, wäre dies das Ende meiner Karriere gewesen." Deswegen hielt er die Fassade des stets umtriebigen Geschäftsmannes aufrecht, auch wenn er über Jahre zerrieben wurde zwischen privater Einsamkeit und seiner Sehnsucht nach der körperlichen Nähe eines Mannes. Der Preis des Schwulseins kann verdammt hoch sein - die Memoiren von John Browne belegen dies eindrücklich.
Inaktives Mitglied Geschrieben Februar 13, 2010 Geschrieben Februar 13, 2010 Von dem Menschen habe ich zwar bisher nie gehört, aber es ist ein guter Ansatzpunkt für das Verständnis für dauerhaft zwangsläufig zölibatär bzw. ungeoted lebende Leute. Für ein wenig Zärtlichkeit diese Sicherheiten aufs Spiel zu setzen kann unter Umständen schon den Tritt an die Kante bedeuten. Man könnte es auch so herum sehen, dass der Preis für unbeschadete Karrieren den Verzicht auf körperliche Nähe herausfordert, wenn man nicht so wählt, wie es die allgemein erwarteten Gepflogenheiten einer Schicht erfordern. Von einem jungen Fürsten weiß ich, der sich umgebracht hat, ein Fußballer wurde deswegen systematisch niedergemacht, ein ausländischer Militärpilot wagt es sich nicht einmal, laut über schwule Liebe nachzudenken. In vielen Lebensbereichen heißt es 'aus der Traum' schon wenn nur so viel als ein leiser Verdacht kursiert. Da interessieren auch gesetzlich zugesprochene Rechte keinen. Man kann darüber nachdenken, was wichtiger sein soll, Karriere, oder Lebensglück. Beides gibt es nur für Heteros und Asexuelle.
Moderator Ha**** Geschrieben Februar 13, 2010 Moderator Geschrieben Februar 13, 2010 Dem düsteren Bild, das hier von der Situation Schwuler in gehobenen Positionen gemalt wird, kann ich so nicht zustimmen. Wenn man das so liest fühlt man sich zurückversetzt in die 70er Jahre, in denen man sich als Schwuler nicht outen konnte, ohne tagtäglich Spott, Ablehnung und Mobbing ertragen zu müssen. Dem ist aber schon lange nicht mehr so. Einzelne Fälle gibt es und wird es immer geben. Homophobie ist genausowenig auszurotten wie etwa Rassismus, zumal solche Verhaltensweisen ein Zeichen geistiger Unreife, um nicht zusagen Dummheit sind, und gegen wahre Dummheit gibt es bis heute noch kein Medikament und keine Therapie. Dennoch ist es im laufe der Jahre sehr viel einfacher geworden offen als Schwuler zu leben. Schwule Politiker wie Westerwelle oder Wowereit waren in den siebzigern noch völlig undenkbar. In Künstlerkreisen war der Schwulenanteil schon von je her überdurchschnittlich hoch. In den siebzigern wurde das aber nicht thematisiert, höchstens hinter vorgehaltener Hand darüber getuschelt. In unserer Zeit gibt es unzählige, geoutete Schwule im Musikbusiness, im Fernsehen, in der Politik, und niemand - ausser vielleicht einer kleinen Minderheit unverbesserlicher Schwulenhasser - regt sich grossartig darüber auf. Sicherlich gibt es auch heute noch einige Bereiche, wie etwa den Fussball, in denen noch - eher wie in anderen Bereichen - das alte Klischeedenken vorherscht, das da lautet: "Schwule sind weibisch, launisch, nicht belastbar etc". Auch dies wird sich mit der Zeit noch ändern, wenn sich mehr schwule Fussballer outen. Man darf aber auch nicht vergessen dass dieses Klischeedenken gerade duch das Verhalten vieler Schwuler immer noch gepflegt und genährt wird. Alles was "heimlich" stattfindet erregt zu jeder Zeit den Argwohn der anderen. Insofern ist es an uns diesem Klischeedenken entgegenzuwirken. Toleranz hat auch immer etwas mit geistiger Reife zu tun. Darum wundert es mich nicht, dass viele ältere Menschen wesentlich vorurteilsfreier und selbstverständlicher mit Schwulen umgehen als die jüngeren Generationen. Dies ist eine Erfahrung die ich gemacht habe, und die mir sicher viele geoutete Schwule bestätigen können. Je mehr Schwule sich dazu durchringen aus ihrem Schneckenhaus zu kommen, um zu ihrem wahren Ich zu stehen anstatt eine Lebenslüge zu leben, umso schneller werden die alten Klischees verschwinden.
pa**** Geschrieben Februar 15, 2010 Geschrieben Februar 15, 2010 Es ist zeilführend, wenn ein Coming Out nicht aus dem Bauch, oder aus dem Affekt erfolgt, sondern - so möglich - in Hinblick auf zu erwartende Risiken und geeignetes Vorgehen vorab geplant wird. Angesichts der zunehmenden Komplexität und geforderter Schnelligkeit von Entscheidungssituationen ist regelmäßiges Innehalten um Reflektiern der eigenen Situation eine der Voraussetzungen, darin zu bestehen. Wer darin geübt ist, wird auch im Falle seines Coming Out unnötigen schaden abzuwenden wissen. Obwohl es wohl selten ohne Kosten zu haben ist. Aus diesem Grund ist es wünschenswert, dass schwule Communities - neben den regelmäßigen Hinweisen zu Safer Sex aufgrund von AIDS, Hepatits und zunehmend auch Lues - auch auf Angebote zu Coverinstanzen für sehr promiskuitive Menschen, oder SMmer, - eben auch zu Beratungsstellen verweisen, die qualifizierte Coming Out - Beratung anbieten. Denn mittlerweile sind Internet Communities für überwiegende anzahl von Neulingen, erster Anlaufpunkt und entsprechen hoch ist die Verantwortung der Betreiber dieser Communities.
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