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Die Würde des Menschen


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland steht unter Artikel 1, Absatz 1:




Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.



Und mit diesen beiden Sätzen, sollte man denken, ist doch schon alles über den Umgang der Menschen untereinander gesagt.
Niemand darf sich an der Würde des anderen vergehen. Aber vielleicht liegen die Verständnisschwierigkeiten im Begriff "Würde"? Was versteht wohl der einzelne darunter? Ist es schon unwürdig, eine Person lächerlich zu machen oder kann man da noch den Mantel der Satire überwerfen? Wann also genau verletze ich denn die Würde des anderen und was versteht ihr denn genau unter diesem Begriff? Und zwar mal aus eurem Bauchgefühl heraus und nicht unbedingt die Definition von WIKI. Laßt mich mal an euren Gedanken und Meinungen partizipieren. Wünsche mir eine angenehme Diskussion.


Geschrieben

die würde des menschen ist unantastbar??? einer der schlechtesten witze die ich kenne
ok, das wird so bekannt gegeben und wenn dann, wie sekündlich auf der welt, eben diese würde angetastet wird, kann jeder sagen, nö, ist doch nicht passiert, wir wissen ja , dass niemand die würde des anderen antasten kann
diesen artikel des grundgesetzes halte ich für das peinlichste eigentor dort und der zusatz was da verpflichtung aller staatliche gewalt sei, ist der hohn
bla, bla,bla, pures wortgeklingel ohne den geringsten ansatz die eigenständigkeit und die freiheit des einzelnen schützen zu wollen
wichtig finde ich in dem zusammenhang, sich klar zu machen, dass jeder für seine "würde"(was ist das eigentlich?) selbst verantwortlich ist. denn ich kann niemals wissen, wo die beim andern anfängt oder aufhört.
also da ist nichts gesagt, da wird etwas fast sträflich allgemein gehalten, damit nun ja auch nicht die spur von verpflichtung entsteht den anderen respektvoll zu behandeln
achtung und respekt behalten, sich klar machen, dass der andere gründe für seine handlungen,meinungen hat, die ich ja nicht wissen kann, sind ein anfang für konstruktives miteinander sein.
auch wenn ich den anderen als meinen "gegner" oder sogar als meinen"feind" ausmache ist es umso wichtiger bei gegenseitiger wertschätzung zu bleiben
sich selbst als etwas wertvolles spüren können, führt dazu auch anderen die wertschätzung bei zu messen
"Stolz" und Würde" helfen uns da nicht weiter zu den beiden begriffen fällt mir dann hochnäsigkeit ein, sturheit auch
vielleicht sollten wir lernen, dass es unserem stolz unserer würde keinen abbruch tut, sich mal auf jemanden anders einzulassen?? den pfad unserer einstellungen und meinungen ruhig mal verlassen um wirklich zu spüren was mit dem anderen los sein könnte?? eben uns nicht so viel sorge um unsere würde zu machen, die sehr wohl sehr antastbar ist. jede werbung tritt unsere würde mit füssen, jedes kind kann der würde den boden unter den füssen nehmen. jeder sanitäter nimmt in kauf, die ekelhaftesten sachen zu sehen und tut während seinen einsätzen genau betrachtet seiner würde etwas an.


Geschrieben

Genauso wünsche ich mir die Hinterfragung dieser, inzwischen hohlen Phrase. War sie doch als wichtigstes Gut der Menschen gedacht, nach den schrecklichen Geschehnissen des Dritten Reiches. Als man diesen Artikel als ersten in das Grundrechtes aufnahm, hatten sich die Väter des Grundgesetzes wohl gedacht, damit ist der Schutz jeden einzelnen Bürgers der Bundesrepublik Deutschland ausreichend gewährleistet. Und keiner hätte sich träumen lassen, dass dieser wichtige Grundsatz jemals so wertlos werden würde.

Was verstehe ich unter meiner Würde? Ich fühle mich würdig, wenn ich morgens in den Spiegel schauen kann und zu mir sage: Ja, du bist ein guter Mensch mit edlen Motiven. Du hast vielleicht sogar eine gute Tat begangen. Und du hast (hoffentlich) gestern niemand verletzt, bist ihm zu nahe getreten oder hast ihn zu Unrecht beschuldigt, etwas verbotenes/schlechtes getan zu haben. Doch sollte dies schon alles sein? Nein, es gehört auch dazu, dass ich zu nichts gezwungen werden kann. Vielleicht fehlt aber noch mehr zu meiner Würde.

Ich denke, wir müssten einfach wieder dem Begriff "Würde" mehr Idealismus und auch mehr Leben einhauchen. Der von @rolfina zusätzlich angesprochene Ausdruck "Stolz" hat für mich im übrigen nichts ehrenanrüchiges oder gar "hochnäsiges", sondern ist Sinnbild für den Lohn harter Arbeit. Ich bin stolz, etwas geschafft/erschaffen zu haben. Und ich sollte den Stolz, den der andere auf seine erbrachten Leistungen oder auf gewisse Umstände hat, achten und wertschätzen.

Doch wie erkenne ich die Würde meines Gegenübers? Hat er doch ganz andere Motive, sich als würdiger Mensch zu bezeichnen. Vielleicht kann man das auch gar nicht in Gefühlen ausdrücken, sondern muss dies abstrakt bewerten? Was fällt dann unter die Würde? Das Recht auf Leben, aber welche Form des Lebens? Ein völlig herunter gekommener Mensch ohne festen Wohnsitz, verarmt und ausgrenzt von der wohlhabenden Schicht, kann trotzdem seine Würde haben, auch wenn er unter unwürdigen Bedingungen leben muss. Es ist eine Frage des Blickwinkels.

Genauso die vielen Kinder in Deutschland, die unterhalb des Existenzminimums leben, sie leben in Armut und zum Teil in erbärmlichen Umständen, wie und wo bleibt da das Recht auf Würde? Welches Verständnis haben diese Kinder wohl von dieser Phrase? Dies wäre ein ganz anderer Gesichtspunkt


  • Moderator
Geschrieben

Ich kann mich der Feststellung nur anschliessen dass dieser Artikel 1 unserer Verfassung nur eine hohle
Phrase ist, ebenso wie der Artikel 20 der da lautet "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus"
( Dass ich nicht lache, das haben wir ja gerade mal wieder in Stuttgart gesehen von wem die Macht ausgeht )

Unser aller Würde wird schon allein dadurch verletzt, dass unsere gegenwärtige Regierung uns täglich für blöd verkauft, indem sie den "Willen des Volkes" geflissentlich ignoriert und ihr eigenes, korruptes Ding abzieht. Meine Würde als Hartz-IV-Empfänger z.B. wird empfindlich verletzt wenn es heisst "der Aufschwung ist da", und unsere Sozialursel speisst uns zynisch mit 5 Euro ab. Was ist mit der Würde der deutschen Familien, die in unserem Land in Armut leben müssen, während Milliarden für die sogenannte "Bankenrettung" bereitgestellt werden ?


Geschrieben

Gerade diese "staatliche Gewalt" ist zum Samelbecken aller offen geduldeten Würde-Ignoranzen verkommen. Die Hartz-Gesetze und deren Durchringen wider jegliche Klärung im Zusammenhang mit Gesetzlichkeit dürften der Gipfel aller Würdeverletzung sein, die trotz dieser ganzen lächerlichen, wenn nicht unhaltbaren Phrasendrescherei seitens Eloquenzenkomitee in den vergangenen Jahren installiert wurden.

Die staatliche Gewalt sollte da den Ball also schon mal besonders flach halten, denn mit Schützen irgend einer diffusen Würde haben die's nicht so. Ich könnte dazu noch mehr berichten, denn unter dem Nenner "Menschenwürde" war ich schon mal im Zusammenhang mit homophober Gewalt vor Gericht gegangen -- gegen meinen Bruder, der ein Neonazi ist, und mich abstechen wollte, weil ich seinem Bild eines Normalbürgers nicht nahe komme. Aber zu viel will ich mich daran nicht erinnern müssen, es belastet auf Dauer zu stark. Ich hatte die Existenz dieser Würde-Regel offen in Frage gestellt, da ich es nicht anders kannte, dass auch zuhause all dieses nur als "Schwachsinn" und Furz aus hohlen, hochnäsigen Köpfen abgetan wurde.

Was ist Würde überhaupt, was soll das heißen? Das, was eines Menschen würdig sei, davon redet man darüber. Würde als entweder existenzialphilosophisches oder kirchengeschichtlich hergekommenes Instrument, mit dem man den Menschenwert künstlich erheben kann? Eine Idee dazu. Doch sehen wir jeden Tag neu, der Wert eines Menschen wird davon abhängig gemacht, ob man Geld und Profit aus seiner Leistungskraft erwirken kann. Menschenwürde scheint käuflich zu sein, aber der Preis ist ziemlich dick, die meisten können sich Würde gar nicht leisten.
Soll Würde ein abstraktes Konzept bedeuten, ein Zusatz an Seinsbedeutung, den man sich irgendwo aus dem himmelblauen Weit herangeholt hat, um sich gegen, say, Forellen oder Tulpen abzugrenzen? Haben Tulpen weniger Würde als Menschen?
Etwas nicht Greifbares, nicht sichtbares, nicht anders als durch Abstraktdenken vermittelbares, das erinnert stark an illustre Fantasterei und schöngeistige Schnörkel. Kommt die Würde aus einer veralteten Vorstellung, wurde sie nur übernommen in modernere Zeiten, hat sie eine Qualität nur, ähnlich wie der Begriff "Seele" oder theologische Konstrukte?

Was soll uns das bedeuten, was soll es nützen, vor allem in einer Welt wie der heutigen, in der die ganzen tollen und lackierten Lügen unserer in einigen wenigen Leuiten gebündelten "Volksmacht" auch den weniger Gebildeten zugänglich und offenkundig werden?

Hohle, leere Worte, ja, das fällt auch mir dazu ein. Ein Versprechen ohne Hinterbau, eine künstlich geschaffene Idee ohne Halt in der Wirklichkeit. Jedenfalls sieht man gerade an denen, die sich täglich im Bundestag mit unseren angeblichen Angelegenheiten auseinandersetzen keine Zuwendung zu dieser angenommenen, angegebenen Menschenwürde. Vielleicht gilt sie nur für sehr betuchte Leute, ist ähnlich, wie schon die Justiz der modernen Zeit sehr davon abhängig, wo die Kassen am lautesten klingeln. Das sollte man sich vor jedem Urnengang mal durch den Kopf gehen lassen, auch wenn es die Politik nicht interessieren wird, denn Worte aus der Bürgerschicht, will ich mal frei meinen, haben die noch nie sehr interessiert.
Das wird unter dem schönen und durch Belangferne gekennzeichneten Begriff "Populismus" abgewischt, wie ein Herbstblatt von einer blank polierten Rüstung.

Menschenwürde für mich ? Ein hohles Wort, ein leeres Versprechen auf der einen Seite. Eine Deutung, die den Respekt vor dem anderen in seiner mannigfaltigen Verteilung und Anfällifgkeit beinhalten könnte, vielleicht. Da halte ich aber Überbegriffe eher für sinnlos, die nichts Klares beschreiben können.

Mit dem "Stolz" kann ich gleich noch weniger anfangen. Vielleicht haben "Ehre", die seit Barschel ausgedient hat, "Ruhm", der seit den Kolonialzeiten auf den Kehricht getragen wurde ( Horus sei Dank ) und auch Stolz oder Würde keinen wirk-lichen Gehalt mehr für unser Untereinander. Wirken nicht mehr, was heißen könnte, wir sind immun dagegen, resistent geworden.

Wobei ich es nicht unverständlich finde, wenn Würde auf der Ebene der Einzelnen ständig verletzt werden kann, denn sie wird uns von den Leitfiguren oder Idealen auch nicht vorgelebt. Weil viele Menschen sich lieber auf Führer verlassen, anstatt selbst Werte für sich und andere zu begründen, weil viele Menschen ein Meinungsjoch anlegen, und sich lieber nach dem Grundton einer Masse richten, anstatt selbst nachzudenken, selbst zu agieren, verkommt auch der verbliebene Tenor einer Menschenwürde im gesamtmenschheitlichen Wandern hin zu einer instabilen Zukunft.

Geschrieben

Es ist bedauerlich, aber ich muss dem Grundtenor von @IVM zustimmen. Betrachten wir doch mal unsere Herren und Frauen Politiker, wie diese mit der Würde des Menschen umgehen. Dazu muss man nur mal das Beispiel von @Hajo heranziehen. Da werden ALG II - Empfänger mit einer lächerlichen Erhöhung von 5,-- Euro abgespeist, was geradezu zynisch wirkt, um, falls dies stimmt, im gleichen Zuge die Heiz- und Nebenkosten nicht mehr zu zahlen. Dass ein Leben unter einem wahren Existenzminimum nicht mit der Würde eines Menschen vereinbar, finde ich, ist sicher nachvollziehbar. Hat man doch i. d. R. lange Jahre hart gearbeitet und ist meist unverschuldet in so eine Situation geraten - sich dann auch noch von der Politik so verarschen lassen zu müssen, geht echt gar nicht.

Eine andere Seite ist eben auch der Umgang der Menschen miteinander. Meistens ist es ja eher ein gegeneinander. Ob man im Job seinen Konkurrenten durch Mobbing und dergleichen in Misskredit bringen will oder im täglichen Leben mit Gemeinheiten um sich wirft, auf die Würde des Menschen wird kaum oder gar kein Wert gelegt. Warum ist dies so?
Eine Spekulation: Wir Menschen entwickeln uns immer mehr zu Einzelkämpfern. Die Gesetzmäßigkeiten des Berufslebens zwingen uns immer dazu, besser und schneller als der Kollege zu sein. Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Dieses Verhalten springt auf die gemeine Gesellschaft über und führt somit zwangsläufig zur Gleichgültigkeit gegenüber anderen Mitmenschen. Wieso sollte man sich dann auch noch die Mühe machen, sich mal einfach in die Lage meines Gegenübers zu versetzen? Nein, für sowas haben wir heutzutage gar keine Zeit mehr. Immer schneller, besser, höher, weiter. Diese rasante Entwicklung läßt sich im Computerbereich am deutlichsten erkennen. Kaufe dir heute einen Rechner, dann ist er morgen schon sowas von veraltet. Zugegeben, dies ist überspitzt ausgedrückt, aber metaphorisch durchaus richtig. Diese Schnelligkeit läßt keine Möglichkeiten mehr zu, sich auch nur im entferntesten Gedanken um die Menschenwürde überhaupt zu machen. Man hat andere Dinge im Kopf.

Dabei finde ich den Grundgedanken des Art. 1, Absatz unseres Grundgesetzes durchaus nobel. Schade nur, dass er in den Köpfen der Menschheit inzwischen so verblasst ist. Die erste Generation nach dem Dritten Reich dachte zu Anfang sicher noch ganz anders darüber. Aber wie sollte man die heutige Generation und die Jugend dafür sensibilisieren, wenn es noch nicht mal unsere Politiker schaffen, als gutes Beispiel voran zu gehen?


Geschrieben

Mit der Propagierung des Einzelkämpfertums bzw. der Haltung der Ellenbogen-Gesellschaft fängt es allerdings schon an den Schulen an. Ich weiß nicht, ob hier auch Lehrer mitschreiben, aber als früherer Schüler konnte man das deutlich mitbekommen, wenn man dafür gescholten und abgestraft wurde, falls man einem Migrantenkind Anfänge der deutschen Sprache vermitteln, oder sonst wem beim Verständnis gelesener Zusammenhänge helfen wollte. Vermutlich ist das ein Aspekt im Plan der kapitalistischen "Bauern", mache die Menschen zu Konkurrenten, es ergibt sich weniger Rückhalt in Miteinander und sie werden leichter ausschöpfbar, besser zu kontrollieren, an Abhängigkeiten zu binden. Ehemalige Schüler aus dem Osten berichten teils Gegenläufiges, an ihren Schulen wurde angeblich sozialer Rückhalt, Miteinander und gegenseitiges Unterstützen, Verständnis propagiert. Das müsste zu einer höheren Wertschätzung des anderen führen und stärkt den sozial interaktiven Unterbau von Gemeinschaften.

Interessant wäre es in der Hinsicht, die Wirksamkeit eines Würdebegriffs von kapitalistisch orientierten oder sozial verschwerpunkteten Hintergründen zu vergleichen.
Auch wäre es interessant zu sehen, was an den Schulen bezüglich sozialen Zusammenhalts, sozialer Kompetenz und Miteinander heute vermittelt wird.
Was machen die Schulen mit der Menschenwürde, was lernt man zeitnah darüber?

Geschrieben

Wie es sich an Schulen abspielt, wäre durchaus interessant zu erfahren. Fernsehreportagen zufolge ist die Verrohung der Gesellschaft sicher schon genauso angekommen, wie in der Erwachsenenwelt. Und da bleiben keine Aspekte, um sich über die Menschenwürde Gedanken zu machen.
Die Kinder und Jugendlichen werden schon von früh an konditioniert, dass man nur als Einzelkämpfer was im Leben im erreichen kann. Die Ellbogengesellchaft der Erwachsenen lebt es nunmal so vor.

Worin die Beweggründe liegen, für derartige Verhaltensmuster, kann man ebenfalls nur spekulieren. Dazu hat sich aber @IVM schon Gedanken gemacht. Mir fiele nur noch dazu ein, dass Macht über einen anderen auszuüben, den meisten dieser Menschen wohl ein befriedigendes Gefühl vermittelt. Und so will einer den anderen beherrschen und damit ist die Würde des anderen von haus aus unterdrückt.
Doch woher kommt diese Befriedigung? Sie ist womöglich eine Ersatzbefriedigung, weil man an Minderwertigkeitskomplexen leidet, die man nicht anders bewältigen kann. Ich bin minderwertig, als demütige ich jemand anderen, dann geht es mir besser.


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