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Treue und Internet, geht das ?


demian01

Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Ich war im Internet mal wieder auf den "blauen Seiten".
Das steht in vielen Profilen unter Beziehungsstatus: Ich habe einen Partner, zwei Zeilen
weiter heisst es unter Suche: Sexdate!
Ich weiss nicht, wie Ihr dazu steht, vielleicht bin ich auch zu konservativ, aber für mich kommt
so etwas nicht in Frage.
Eine Partnerschaft bedeutet für mich, das Leben zu teilen, und nicht nur hin und wieder das
Bett.
Dann lese ich da noch den Begriff "offene Partnerschaft".
Ich frage mich, ob dieser Ausdruck nicht schon ein Widerspruch in sich ist. Ich weiss nur,
dass alle Beziehungen dieser Art, von denen ich weiss, über kurz oder lang in einem
tränenreichen Desaster endeten.
Kann es sein, dass die Suche nach Sexkontakten ausserehalb der Partnerschaft zugenommen
hat, seit es die Möglichkeiten des Internets gibt?
Vielleicht hat der Wunsch nach "Fremdgehen" schon immer in den Köpfen herum gespukt, nur
heute ist es leichter, ihn zu realisieren.
Wie steht Ihr überhaupt zum Thema Treue.


Geschrieben

@damian01,
Treue und Internet. Ich habe in meinem Profil bereits darauf hingewiesen, dass ich in einer festen Beziehung lebe und keine Sexkontakte suche.
Einige Umstände zwingen mich für drei bis vier Monate in Berlin zu leben,In dieser Zeit lebe ich von meionem Freund getrennt.
Da ich noch ein wenig älter als viele der User hier im Forum und auch als Du,, habe ich mögligst eine andere Auffassung von Treue. Zunächst bin ich treu aus gesundheitlichen Gründen weil ich meinen Freund und auch mich selbst nicht gefährden will mit einer ansteckenden Krankheit.
Zudem hänge ich noch der altmodischen Ansicht an in einer Beziehung treu zu sein, was ich auch von meinem Freund erwarte.Mit jedem Fremdgehen entfernt man sich weiter von seinem Partner, bis zum Schluß von der Liebe nichts mehr übrig bleibt.


Geschrieben

Für mich käme es, wenn ich eine Beziehung führen würde, nicht in Betracht ein Sexdate zu suchen! Ich bin da wohl etwas altmodisch und halte viel davon meinem Partner treu zu sein, so wie ich das auch von ihm verlange!


Geschrieben

Lieber Demian ( von Hesse?),
ich habe gleiche Erfahrungen. Sogar Einladungen in solche "Partnerschaften". Die Leute sind heute nicht mehr treu.Auf der Suche- wie auf einem Autobahnparkplatz oder auch hier im Internet. Alle "suchen"- aber es kommt zu keinem Ergebnis.Es bleibt eine ewige Suche.Der Weg ist das Ziel.
Wir müssten schon unser Leben gemeinsam planen, mit einigem Verzicht. Aber wir" suchen" den Traumprinzen.Faszination der ewigen Suche. Keiner ist jemals vollkommen.


Geschrieben

Nicht jeder "Beziehung" kann man Treue abverlangen. Diese wäre ein Attribut der Vollkommenheit, würde sich von selbst fügen. Aber die meisten Beziehungen sind unvollkommen, es fehlt etwas, es stört etwas, das in immer neuen Anläufen gesucht wird - mit Partnern, denen dann wieder etwas anderes fehlt. Ein vergebliches Anrennen. Die Idee der idealen Symbiose ist eine literarische Idee. Wir sollten mit dem zufrieden sein, was der Tag gibt. Ist die Neigung stark, dominiert monogames Empfinden, wird sie schwächer, beginnt die Suche nach etwas Neuem. Die Forderung nach "Treue" um jeden Preis ist Moral ohne Grundlage in der Emotion - und damit ohne Grundlage in der Wirklichkeit.


Geschrieben

Vielleicht sollte erstmal in Erwägung gezogen werden, ob, wie @Crotalus richtig erwähnte, Treue an sich überhaupt funktioniert? Viele Menschen wünschen sich einen treuen Partner, doch nach meiner Einschätzung und meinen persönlichen Erfahrungen gibt es mehr Menschen, die gar nicht treu sein können. Besonders unter Schwulen ist oftmals der "Jagdgedanke" geweckt, wenn er trotz fester Partnerschaft auf einen Typen trifft, der ihm gefällt. Es setzt plötzlich das pure Begehren ein und der Verstand aus. Dieser Form der Versuchung wird durch die moderne Form der erleichterten Kontaktaufnahme via Internet Vorschub geleistet. Auf der einen Seite liebt man seinen festen Partner, auf der anderen Seite stehen weitere Bedürfnisse, die der Partner womöglich nicht befriedigen kann. Manch einer kann gar nicht anders, als ständig auf der Suche nach der Glückseligkeit, sich mit wechselnden Männern einzulassen. Vielleicht braucht er aber auch selbst das Gefühl, des Begehrtwerdens?

Auf jeden Fall wünsche ich jedem, den Partner zu finden, der die gleichen Werte schätzt, wie man selbst. Also, dass Leute, die Treue als wertvoll erachten, auch auf treue Partner treffen, etc. Auch wenn es nicht ganz alltäglich ist, aber es gibt sie, die treuen Paare - es entbehrt also nicht einer Moral ohne Grundlage in der Emotion, sondern ist gelebte Wirklichkeit. Ich halte diese These von @Crotalus nämlich ganz schön gewagt. Es ist doch moralisch höchst anerkennenswert, wenn sich zwei Partner bei gelebter Treue emotional viel besser fühlen und ihre Liebe daran sogar noch wächst. Und das ist auch gut so.


Geschrieben

Icj stimme der Ansicht von MueMue zu. Nicht jedoch die von Crotatus.
Trotzdem ich zeitweilig von meinem Freund getrennt leben muss, sind wir einander treu. Würde ich selbst einmal fremdgehen, müsste ich es auch meinem Püartner zugestehen. Die Folge wäre gegenseitiges Mißtrauen und Eifersucht. Das würde unsere Liebe auf Dauer zerstören, Auch beim Verzeihen bleibt ein Rest Nißtrauen zurück und würde bei jeglichem Anlaß wiederkehren. Keine Vorraussetzung für eine Liebe auf Dauer und ein Leben in Zufriedenheit.


Geschrieben

@MünchensM
Ich fürchte, du hast nicht ganz richtig verstanden, was uns da Crotalus wieder für eine Konterbande liefert. Ich sag es einmal etwas holzschnittartig: Er hält gar nichts von Zusammenleben für längere Zeit, denn nie werden die Bedürfnisse der Partner voll gestillt. Wenn sich dann die hehre Moral einmischt und Treue fordert, dann ist das eine Forderung ohne Berechtigung. Wenn die Emotionen sich gewandelt haben oder schwächer geworden sind, vielleicht nahe am Verlöschen sind, hilft der Ruf der Moral nicht.Die moralische Forderung der Treue kann nur erhoben werden, wenn sie durch starke Emotionen "gedeckt" ist. In diesem Fall aber- so sage ich boshaft- brauchen wir keine Moral, da klebt die Geilheit das Paar schon von selbst zusammen.(Ich will einmal drastisch sein.)
Fragen wir @Crotalus doch einmal, ob er nicht mit uns der Meinung ist, dass Moral und Institutionen (z.B.die Ehe) uns gerade von diesem Sumpf der ständig wechselnden Emotionen ohne "Sein" (pures Werden)unabhängig machen sollen.


Geschrieben

@Nuwas, ich danke für die kluge Interpretation. Genauso war es gemeint.

An anderer Stelle habe ich geschrieben, dass die Ehe nur Bestand hat, weil sich das Miteinander der Partner vom Paradiesgarten der großen Gefühle allmählich in die Wald-und-Wiesen-Landschaft des täglichen Lebenskampfes verschiebt, in dessen Mittelpunkt die Erziehung der Kinder steht. Ich schrieb auch, dass homosexuelle Beziehungen nichts hervorbringen, das der Familie an die Seite gestellt werden könnte. Folglich ist das Ermatten der Emotionen nicht durch Handfestes zu kompensieren. sondern man muss ihm machtlos zusehen. Sollte allein die Klammer der Moral die Partner jetzt noch zusammenhalten? Das ist absurd. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind nicht für die Ewigkeit. Miteinander alt werden? Hoffentlich nicht!

Ich liebe nicht die Dauer, die ja in Wahrheit der Verfall ist, sondern das ständige Werden und Vergehen. So wie die Stunde unserer Geburt, wenn wir in einer Blutlache liegen, bereits auf den Tod vorausweist, trägt jede neue Liebe den Keim ihres tragischen Untergangs in sich - und das ist gut so. Wer mag sich schon im Gleichlauf zur Ruhe setzen?


Geschrieben

Deswegen bleibe ich Single und kann treffen wenn und wann ich will. Ich kenne viele Paare, aber treu sind die allesamt nicht. Man legt sich dann einfach ein Zweitprofil an,damit der eigene Partner es nicht mitbekommt.


Geschrieben

@Nuwas,@Crotatus und @ EFspargel, Ihr mögt alle Eure Meinung zu Liebe und Treue haben. So wie ich es hier herauslese, ist für Euch und auch für viele andere Schwule Sex der eigentliche Sinn Eures Schwulseins. So gesehen ist Abwechselung immer wieder von neuem Wert für ein erfülltes Sexualleben. Oft müssen die jeweiligen Sexpartner immer jünger sein um zu einem Kick, zu kommen.

So leicht kann man es sich aber nicht machen. Für Viele scheitert eine langfristige Beziehung auch am eigenen Egoismus, weil man dann bereit sein muß auch einmal zu Geben. Dabei bin ich sicher, dass viele Schwule Paare ein Leben lang zusammenleben und glücklich miteinander sind. Nur von diesen liest man hier im Forum nichts, weil sie gar nicht das Bedürfnis haben nach Anderen Ausschau zu halten.

Ihr meine Herren Nuwas, Crotatus und EF spargel macht auf mich den Eindruck von Pessimisten und eine negative Einstellung zum Leben habt. Darum auch die Furcht vor dem Alter, weil es immer schwieriger wird einen jungen Partner zu finden. Je älter Ihr werdet, desto mehr werdet Ihr Ausschau halten nach bezahlten Sex, falls die Mittel dafür zur Verfügung stehen. Zum Schluß bleibt dann nur noch Einsamkeit und ein Versinken in Depressionen.
Schon heute diskutiert Ihr hier lieber auf Nebenschauplätzen und sucht mit tiefgründigen Argumenten nach dem Grund Eures Pessimismusses..

Seinerseits habe ich 14 Jahre eine Beziehung gehabt zu einem schwerkranken jungen Mann. Er litt an Diabetes, ihm wurden beide Beine amputiert, danach habe ich ihn im Rollstuhl gefahren. Leider ist er dann mit 37 Jahren an Nierenversagen gestorben. Wir hatten auch Sex miteinander, doch nur selten. Mir ist nie der Gedanke gekommen fremd zu gehen. Ich musste doch für meinen Freund da sein und es gab viel zu tun. Neben meiner beruflichen Tätigkeit, gab es auch den Haushalt zu versorgen und viele Tiere. Ich war es dennoch zufrieden, weil ich eine Aufgabe hatte.

So ist es auch mit meinem jetzigen Freund in Thailand. Wir kennen uns nun seit fünf Jahren und ich hoffe es werden noch viele dazu kommen.Ich mag ihn doch, weil wir für einander da sind, auch weil er jung und schön ist. Auch weil wir zusammen arbeiten, ein Haus, Tiere und einen Garten besitzen. Dabei spielt das Alter keine Rolle. Unsere Hunde fragen mich nicht wie alt ich bin und die Blumen blühen auch jedes Jahr wieder. Es macht mich zufrieden und ich freue mich auf jeden Tag und jedes freundliche Wort, dass mir jemand schenkt, ob im Bus, auf der Straße oder sonstwo.


  • Moderator
Geschrieben

Den Ausführungen von @Sunrise kann ich nur zu 100% zustimmen, und ich bin der vollen Überzeugung, dass viele, sehr viele ebenso darüber denken. Leider wird man aber von denen hier wenig bis garnichts lesen können. Zum einen weil für diese ein solches Thema ohnehin keine Diskussionsgrundlage ist, zum anderen weil solche hier sehr selten vertreten sind.
Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn diese "Community" ist schliesslich zu 95% ein Dating-Portal, und die User zum grössten Teil "Jäger und Sammler", die von einem One-Night-Stand zum nächsten hetzen, weil sie eine wirklich nachhaltige Befriedigung ihrer Bedürfnisse aufgrund ihrer Lebensweise niemals erfahren werden.


Geschrieben

@ Sunrise
Übertreibst du nicht? Du unterstellst mir, Sex sei der Sinn meines Schwulseins, meine Sexpartner müssten immer jünger werden???@Hajo assistiert dir dann noch und unterstellt uns , von einem One-Night-Stand zum anderen zu hasten.
Ja, ich bin Pessimist und glaube,dass dies die schlechtestmögliche aller Welten ist.Aber etwas vorsichtiger kann man seine Mitmenschen schon bewerten?!!


Geschrieben

Lieber @Sunrise, die meisten sexuellen Erlebnisse hatte ich tatsächlich mit käuflichen Jungen. Sie waren allesamt schön, nicht selten zärtlich, da auch sie Geborgenheit suchten, und immer dankbar für das, was ich ihnen gab. Einige lernte ich näher kennen, und sie kamen immer wieder. Allerdings war das vor langer Zeit, ich war in meinen Dreißigern. Beziehungen von einiger Beständigkeit hätten nicht in mein unstetes Leben gepasst, und so war ich den Strichjungen dankbar für die Illusion, die sie mir gelegentlich verschafften. Heute könnte ich mir das nicht mehr vorstellen. Dennoch ist es ungerecht, die käufliche Liebe als etwas Niedriges darzustellen.

Zwischen meinem 38 und meinem 48. Jahr habe ich völlig enthaltsam gelebt. Ich wollte es so, denn ich war nur noch ein elender Zivilist, in dessen Dasein niemand mehr eintreten sollte. Dass ich mich jetzt, wider alle Vorsätze, dennoch in einer zärtlichen Freundschaft aufgehoben weiß, war eine glückliche Fügung; ein Geschenk. Gesucht habe ich sie nicht, und sie war ein halbes Jahr lang "rein", bevor wir uns näherkamen.

Oh nein, Sex ist gewiss nicht meine stärkste Triebfeder. Er ist eine Annehmlichkeit, aber nichts, für das es sich zu leben lohnt. Lohnt es sich aber, für die bürgerliche Ehe oder ihr schwules Abbild zu leben? Soll ich eines Tages neben einem schnarchenden alten Mann aufwachen? Soll ich eines Tages der schnarchende alte Mann sein, neben dem jemand aufwacht? Beides ist unmöglich. Wenn ich mir selbst nur noch "ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham" bin, möchte ich vor allem allein sein; niemand soll mich in meinem Elend beobachten dürfen. Auch nicht der barmherzige Samariter Deines Schlages.

Geschrieben

Auf der einen Seite stehen diejenigen, welche mit Werten wie Treue oder Liebe wenig bis gar nichts anfangen können, und auf der anderen Seite eben welche, die es leben oder schon erlebt haben.
Wenn dann bei den erst genannten der Verdacht nahe liegt, dass Sex im Vordergrund steht, was soll daran schäbig sein @Nuwas? Jeder kann doch leben, wie er will. Ich kenne beide Seiten und kann nicht behaupten, dass die "Erfolgsgarantie" einer Beziehung abhängig von der sexuellen Orientierung gemacht werden kann. Viele schwule Paare sind schon gemeinsam alt geworden, ebenso wie Heten. Jede Beziehung verliert natürlich am anfänglichen Glanz. Die Kunst dessen ist es, das Leben gemeinsam mit all ihren Höhen und Tiefen zu meistern.
Davor schrecken aber genau die zurück, welche beziehungsunfähig sind oder eben, wie von Sunrise schon treffend erwähnt, aus Egoismus. Es mag noch andere Gründe geben, weshalb es einige gibt, die zu keiner Beziehung fähig sind, aber ich möchte nicht zu allgemein werden

Schlussendlich jedoch kann nur der von einer harmonischen Partnerschaft berichten, der sie auch lebt. Diese Meinung sollte man dann auch gelten lassen, denn ich kann mir den Pessimismus der Gegenpartei nur so erklären, dass sie möglicherweise schon öfter daran gescheitert sind und einfach resigniert aufgegeben haben oder das gar nicht wollen. Wie auch immer, ich für meinen Teil habe sowohl im wirklichen Leben als auch im Internet treue Freunde gefunden, teils auch schon gute und tolle Leute vom WWW persönlich getroffen und denen bin ich treu. Ergeben aber bin ich nur meinem Partner


Geschrieben

treue ist ja wohl das dümmste, was ich von einem partner erwarten könnte. und ob nun treu oder nicht, diese verknüpfung treue und internet ist im denkansatz schon völlig neben der spur. internet spiegelt uns. internet ist so gut und so schlecht wie wir menschen nun mal sind. die wunderschönsten ideen eines reinen menschens bleiben kalter kaffee im vergleich dazu was ich an freud und leid mit einem menschen erleben kann. mir ist der wunsch nach treue immer sehr suspekt. denn er macht auf mich immer den eindruck von festhalten wollen. da soll das kleine glück wie eingefroren erstarrt bleiben. bloß keine veränderung, denn wer weiß ob ich das noch einmal bekomme. nööö, das ist mir zu armselig. wenn jemand bei mir bleiben will, ist mir das tausendmal mehr wert, als wenn jemand auf grund irgendwelcher moralvorstellungen meint, bei mir bleiben zu müssen. klar , internet ist der beste supermarkt den menschen je errichtet haben und so herrlich bequem mit einem mausklick bin ich beim nächsten sonderangebot. nur bleibt zu bedenken, dass die, die sich auf einem datingportal anmelden unbedingt unerreichbar bleiben wollen. hier findet reflektion bzw selbstbespiegelung statt. das leben ist aber nicht im internet zu finden. was nützt mir also die schönste fantasie des idealpartners wenn ich mich nicht an ihn heran traue und stattdessen in einen bildschirm starre und mittels tastur über meine einsamkeit hinweg täuschen will


Geschrieben


wenn jemand bei mir bleiben will, ist mir das tausendmal mehr wert, als wenn jemand auf grund irgendwelcher moralvorstellungen meint, bei mir bleiben zu müssen.



Sehr schön. Damit hast Du in klarer Sprache ausgedrückt, was auch ich habe sagen wollen. Solange die Beziehung lebt, ist Treue kein Thema - sie ist einfach selbstverständlich. Wenn sie zu bröckeln beginnt, ist es völlig normal, dass man den Blick wieder schweifen lässt; da nützen auch moralische Gebote nichts.


Geschrieben

@Crotatus, im Grunde sind wir gar nicht soweit entfernt in unseren Ansichten. Besonders Deine Meinung zu Strichern. Darin stimme ich Dir vollständig zu. Moneyboys bieten eine Leistung an, die sie weitaus besser beherrschen, als viele unerfahrene Schwule.Der Andere bezahlt dafür. Was ist daran verwerflich?
Jede Moralvorstellung , religiöse Gebote sind doch im Grunde menschenfeindlich und bigott
Seinerseits habe ich einen Artikel zu diesem Thema in einer Thailändischen Zeitung veröffentlicht.
Was ich verwewrfe ist der soziale Aspekt, dass junge Menschen,sich prostituieren müssen um für den Unterhalt ihrer Familien zu sorgen.

Worüber ich mit Dir streite, ist die oft pessimistische Lebenseinstellung, die ich glaube aus Deinen Beiträgen herauszulesen. Ich habe dazu eine andere Meinung und freue mich über jeden Tag.

@rolfina, in meiner Beziehung zu dem jungen Thailänder, kann es schon allein wegen des großen Altersunterschiedes, nur fuktiononieren auf Basis des freiwilligen Zusammenlebens.Ganz im Gegenteil ich bin stolz darauf, wenn mein Freund zu mir hält. Doch ich muss ihn auch beizeiten loslassen können, wenn ich an Anziehung verloren habe oder als eine Belastung für ihn werde. Doch die Zeit, mit dem ich mit ihm zusammen sein durfte, werde ich nicht vergessen.


Geschrieben

Ich bedauere, mit den meisten der Foristen in der Frage der TREUE nicht einer Meinung zu sein. So erklärt sich auch meine wütende, überscharfe Reaktion auf den Text von @Sunrise. Wenn ich hier das "Suchen" im Internet, aber auch an beliebten Treffpunkten schildere, dann keineswegs mit Zustimmung, höchstens mit Ironie, auch Selbstironie.
Menschliche Gefühle sind ständigem Wechsel unterworfen, sie sind der brodelnde "Brei des Herzens" , heute so, morgen so.Darauf lässt sich nichts Stabiles gründen ,auf sie zu setzen,wäre genauso, als wollte man bei einem Schiffbruch in tobender See sich an eine Planke klammern und dabei hoffen, nun am Ort zu bleiben.
Wir brauchen das Festigende, Beständige. Für die Heteros ist das die Ehe, die allen wechselnden Launen der Partner zum Trotz von ihnen Verzicht einfordert und die Beziehung auf Dauer stellt. Nun meine ich, dass Schwule das nicht imitieren müssen. Aber dafür haben sie die einander bekundete Treue, die ein geistiger Entschluss ist und auch Entsagung fordert. "Treue" als Bleiben bei dem, in den man ohnehin verknallt ist, verdient diesen Namen nicht.
"Wenn alle untreu werden, so bleibe ich doch treu" (von Novalis,nicht von der SS).


Geschrieben

@Nuwas, ich biete aus der Max-von-Schenkendorf-Variante an: Gefährten unserer Jugend / ihr Bilder besserer Zeit / die uns zu Männertugend / und Liebestod geweiht.

Männertugend und Liebestod... Du spielst mit der mittelalterlichen triuwe und führst sie in die homosexuelle Beziehung ein. Das ist unangemessen. Ein Kampfgefährte, Verbündeter, Freund oder Lehnsherr ist kein homosexueller Partner. Wo der Eros im Spiel ist, kann die Aufrechterhaltung des moralischen Gesetzes schlechterdings nicht verlangt werden, weshalb er eben von Platon als "heiliger Wahnsinn" gefasst wird; er gehört zu den Manien.

Geschrieben

@Crotalus
Du bist im falschen Lager!- Die "Treue" galt früher als die Kardinaltugend der Deutschen. Das war früher, bevor es modisch-moderner zuging.Nun haben die Deutschen im 20.Jhdt. so oft die "Treue" gebrochen, dass man in ihnen eher notorische Fremdgänger sehen muss.
Du weist auf das Mittelalter hin. Da heißt nun "triuwe" so etwas wie "Vertrag, Bund", tatsächlich überwiegend das durch einen Eid gegründete Verhältnis von Lehnsherr und Lehnsmann.Der Begriff erweitert seine Bedeutung in mittelhochdeutscher Zeit, in Wolframs "Parzival" hat er sogar einen religiösen Sinn,"triuwe" bezeichnet dann das Verhältnis von Gott und Mensch, bedeutet geradezu "Liebe". "triuwe" ist die religiös-ethische Grundtugend und kommt immer wieder in Doppelformen wie "triuwe und staete", "triuwe und milte" (milte ist Großzügigkeit) vor, "triuwe und ere" findet sich im Tristan. - Siehst du, man sollte von den alten Zeiten lernen, nicht nur wenn man beifällig anmerkt,dass die alten Germanen Leute ins Moor geworfen haben.
Und erst die Klassiker! Jeder kennt die "Bürgschaft" Schillers : "Und die Treue ,sie ist doch kein leerer Wahn"- Sogar der Tyrann möchte dem Freundschaftsbündnis der Treue beitreten
Wenn unsere Vorfahren die "Treue" so hochgeschätzt haben, warum ist es heute nichts damit? Etwa weil in modernen Zeiten sich alles so schnell wandelt? Die richtige Antwort: Weil es heute keine Persönlichkeiten mit festem Kern gibt, die gegen alle Widerstände am gegebenen Wort festhalten. Deshalb ist es bald nichts mehr mit Ehe, mit Zölibat.. Da legen sich ja Leute fest! Da verpflichten sie sich ja, möglicherweise für ein Leben. Derartige Bindungen geht man heute nicht mehr ein. Von Fall zu Fall, schnell ein Kompromiss. "Wir sind alle kleine Sünderlein!!" Der Mensch in der globalisierten Welt wird vollkommen treulos sein, emanzipiert von allen Bindungen an Religion,Geschichte, Sprache, Volk. VIELLEICHT SIND DIE SCHWULEN NUR VORREITER IN DIESE SCHÖNE NEUE WELT?!


Geschrieben

@ Crotatus bei Platon ist aber auch zu lesen:.....und wer in diesem Zeitpunkt den Jüngling zu lieben beginnt, wird dann auch bereit sein, sein ganzen Leben mit dem Geliebten gemeinsam zu führen, und wird ihn nicht betrügen, auslachen und von ihm zu einem anderen laufen..... (Das Gastmahl)


Geschrieben

@Nuwas, eine sehr schöne Erläuterung des Treuebegriffs. Allein Du hast den Bezug auf meinen Satz "Wo der Eros im Spiel ist, kann die Aufrechterhaltung des moralischen Gesetzs schlechterdings nicht verlangt werden." klug umgangen.

Jede Liebesbeziehung, mit Ausnahme derer, die im Liebestod enden, folgt dem Spenglerschen Dreistadiengesetz: Aufstieg, Blütezeit und Verfall; manchmal alles fast gleichzeitig innerhalb sehr kurzer Zeiträume :-). Dass sich Liebe, die erlischt, in Freundschaft verwandelt, der man sich verpflichtet fühlt, ist selten. Meist dominieren die Gleichgültigkeit, die Gewohnheit, das Alltägliche. Der Alltag vernichtet alles, was einmal edel und einmalig schien. Treue als moralisches Gesetz kettet den, der die Liebe verloren hat, an den Alltag, verwehrt ihm die Möglichkeit zu neuen Aufschwüngen. Diese Aufschwünge sind die einzigen wahren Triebfedern des Lebens; nicht die Moral und nicht das Prinzip.


Geschrieben

@Sunrise, die Griechen pflegten eine institutionalisierte Päderastie, d. h., ein erwachsener Mann nahm sich des Jünglings an, führte in in die Männerwelt ein und entließ ihn, wenn er selber zum Mann herangewachsen war. Dieser heiratete dann und hatte neben der Ehe her möglicherweise päderastische Beziehungen, in denen er der Erastes (Liebhaber) war. Solche gleichgeschlechtliche Beziehungen trugen einen initiatischen Charakter und waren mit dem, was wir heute "homosexuelle Veranlagung" usw. nennen, nicht zu vergleichen. Initiatische Päderastie findet man in vielen Kulturen. Neben ihrem Einweihungscharakter sublimiert sie in gewisser Weise den gleichgeschlechtlichen Trieb, gibt ihm eine Form, schließt aber andere Formen in der Regel schroff aus. Päderastie ist in der Wertung unserer Zeit verpönt und wird in die Nähe der Pädophilie gerückt. Daher sollte man sich nicht zu oft auf die Griechen berufen, wenn man nicht ins Raster der Frau Stephanie zu Guttenberg geraten will :-).

Geschrieben

@Crotatus, mit meinem Posting wollte ich nur zeigen, dass auch ich meinen Platon gelesen habe. Ich wende mich lieber den praktischen Dingen zu und lasse die alten Griechen sein, dahin wo sie hingehören in die Geschichte.
Mir liegt es fern, meine Homosexualität mit Hilfe der Hellenen zu sublimieren oder zu erklären. Auch nicht gegenüber meiner Familie. Ich habe es aufgegeben und lebe halt so wie ich bin. Als junger Mensch habe ich mir noch ein Gewissen daraus gemacht und gebeichtet. Doch der Priester im Beichtstuhl hat mir auch nicht helfen können. Mein Vater hat mich aus dem Haus gewiesen. Darum bin ich nach meiner Berufsausbildung ins Ausland gegangen. Bloß weit weg von zuhause und den Moralvorstellungen der Röm. Kath. Kirche. Dass ich dann ausgerechnet in einem Land gelandet bin mit gerade diesem hohen Anteil der Kirche an die Bewohner, war eher Zufall. Doch in den Lateinamerikanischen Ländern ist man viel toleranter, als es seinerseits im vom Adenauer und KIrche dominiertem Rheinland war..
Erst ging es in die Abendandacht und danach ins Bett.Dabei trug mein Partner ein Goldkettchen mit einem Kreuz daran, ohne Bedenken. Es wie oft im Leben. Bei der Fahrt in einem mexicanischen Bus hängen am Spiegel Rosenkranz und Marienbildchen und gleichzeitig wird der Polizist bestochen, der den Platz zum Halten freihält.


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