Mi**** Geschrieben April 20, 2012 Geschrieben April 20, 2012 Manch einer in der deutschen Schwuppengemeinde wird jetzt wieder schnippisch sagen: "Das ist eben so eine kulturelle Eigenart" . Und vergisst dabei ganz, dass selbst in Deutschland immer wieder die Homophobie ihr grausiges Medusenhaupt erhebt. Diesmal trifft es manches evangelische Pfarrhaus: Denn dass dort nicht nur schlimmerweise ein schwuler Pfarrer wohnt, stößt einigen Betschwestern und Frömmelbrüdern sauer auf, sondern weit mehr noch der Umstand, dass der gleichgeschlechtliche Lebenspartner von Pfarrer oder Pfarrerin ebenfalls in die geheiligten Gemächer des Pfarrhauses einziehen soll. Und weil mit solch sündiger Gemeinschaft angeblich gegen die "göttliche Schöpfungsordnung" verstoßen wird, laufen sächsische Christfundamentalisten Sturm gegen einen toleranteren Beschluss der Evangelischen Kirche Deutschlands EKD. Den Aufstand gegen schwule Partnerschaften im Pfarrhaus schildert nun SPIEGEL ONLINE in einem ausführlichen Artikel: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,828750,00.html
Inaktives Mitglied Geschrieben April 21, 2012 Geschrieben April 21, 2012 Nun denn, egal, ob Evangele oder Kathole, eines ist ihnen doch gemein: die Abneigung gegen die Schwulen. Da wird sich auch in den kommenden Jahren und Jahrhunderten nichts ändern. Alteingepflanzte Verbohrtheit lässt sich halt nicht innerhalb einiger Generationen überwinden.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 22, 2012 Geschrieben April 22, 2012 Angesichts dieser "alteingepflanzten Verbohrtheit" stellt sich die Frage, ob jemand, der sich als "Schwuler" (was das auch immer sein mag) versteht, nun unbedingt Pfarrer werden - oder, wenn er sein "Schwulsein" erst später entdeckt, Pfarrer bleiben muss. Oder glaubt so ein guter Mann denn wirklich, durch sein Beispiel die Gemeinde davon überzeugen zu können, dass Schwule trotzdem (!) gute Seelenhirten sein können? Ich fürchte, die Rechnung wird nicht aufgehen. Die Kirchenweiblein werden nämlich weiterhin sagen: "Ja, der Herr Pfarrer... Dass der SO ist..." Ein mir zeitweilig befreundeter (katholischer) Theologiestudent hat damals seinen Plan, das Priesteramt anzustreben, aufgegeben, nachdem ihm klar wurde, dass er SO war. Beides schien ihm nicht vereinbar.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 22, 2012 Geschrieben April 22, 2012 bevor auch dieser thread bald wieder der zensur anheimfällt (sind da eigentlich kommerzielle interessen mit ihm spiel?), möchte ich einmal zum ausdruck bringen, dass die kontroversen zwischen minotaurus, nackig und nuwas zu dem bestem, spannenstem und bedenkenswertestem gehören, was nicht nur dieses internet-forum zu bieten hat. von ferne fühlt man sich an die diskussionen zwischen settembrini und naphta auf dem zauberberg erinnert. minotaurus fällt die rolle des humanistischen settembrini mit ungebrochenem fortschrittspathos und nackig und nuwas die des fortschrittsskeptikers naphta zu. die unrühmliche rolle des die diskussionen abrupt beendenden 1. weltkriegs spielt beherzt der moderator - nein das ist ein witz, wir sind alle froh, dass es keine anderen, ernstzunehmenderen explosionen gibt, die den zauberberg zum bersten bringen.wie im zauberberg liegt es natürlich nahe sich auf die seite des sich mit sich selbst im reinen befindenden settebrini alias minotaurus zu schlagen. wir sind sicherlich alle froh nicht im iran leben zu müssen. andererseits muß man sagen, dass wer heutzutage und dann auch noch in diesem forum in immer wieder neuen threads dieses minotaurischen emanzipationspathos verbreitet, eine tapferkeitsmedaille wohl kaum verdient hat. werden da nicht alte schlachte gekämpft und offene türen eingerannt? was ist aber mit den armen protestantischen schwulen pfarrern, höre ich minotaurus klagen und verhält es sich nicht doch so, dass die absolute gleichstellung auch in vielen anderen lebensbereichen, von fremden ländern ganz zu schweigen, noch nicht erreicht ist?wenn es also um die weltweite absolute gleichstellung von homosexuellen in allen lebensbereichen geht, kann ich mir die naphta-mäßige bemerkung bemerkung nicht verkneifen, dass übertreibungen auch wenn sie noch so gut gemeint sind, das gegenteil des beabsichtigten hervorrufen können. will sagen: zu allen zeiten und in allen gesellschaftsformen hat es und wird es immer einen brütenden mehrheitlichen teil der bevölkerung geben, mit seinen sorgen und problemen, die kein politiker oder staatstragende kirche einfach vom tisch wischen kann. vielmehr als toleranz sollten wir, die wir uns vom fortpflanzungsgeschäft verabschiedet haben, deshalb vernünftigerweise nicht erwarten und es ist viel, sehr viel, wenn uns diese, wie in der heutigen zeit in historisch einmaliger form gewährt wird. minotaurus, du bist doch der lebensweiseste unter uns. hast du denn gar keine angst, dass wenn man am gleichheitsrädchen immer weiter dreht, das pendel nicht doch auch mal wieder zurück schwengen könnte in richtung staatlich verordnete und organisierte brutpflege? und sollte man sich deshalb nicht besser mit einer relativen toleranz, welche bestimmte heikle bereiche, wie zb die kirche, ausspart, zufrieden geben?
Inaktives Mitglied Geschrieben April 22, 2012 Geschrieben April 22, 2012 ------vielmehr als toleranz sollten wir,die wir uns vom fortpflanzungsgeschäft verabschiedet haben------ wundervoller Satz
Inaktives Mitglied Geschrieben April 22, 2012 Geschrieben April 22, 2012 @ Silberblick Es wäre deine Aufgabe gewesen, in diesem Forum Teilnehmer daran zu hindern, andere mit dem Vorwurf der "moralischen Verkommenheit" zu belegen.Du weißt nie etwas anderes als "Löschung".Zumindest hättest du eine Verteidigung ermöglichen müssen.. Zum Thema des Threads . Die evangelische Kirche wird selbst darüber bestimmen können- und zwar demokratisch-,wie es in ihren Pfarrhäusern aussehen soll. Sie bedarf unserer Belehrungen nicht. Wie man autoritär mit entgegengesetzten Meinungen umgeht und wie man sie zum Schweigen bringen will, könnte sie vielleicht in diesem Forum lernen.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 22, 2012 Geschrieben April 22, 2012 @Nuwas : ich glaube nicht, dass wir hier die Absicht oder das Recht haben, die evangelischen Kirche zu belehren. Es ist eine Diskussion, vielleicht etwas provokativ, die kontrovers geführt wird. Du hast vergessen, die katholische Kirche aufzuführen, die es vortrefflich versteht, autoritär mit entgegengesetzten Meinungen umzugehen und sie vorzüglich zum Schweigen zu bringen.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 @toltec-head, das Pendel einer immer weitergehenden Individualisierung - nichts anderes ist dieses "Drehen am Gleichheitsrädchen", ein Bestehen auf "individuellen Rechten" - muss irgendwann zurückschwingen; wenn nicht äußerlich im Sinne der Etablierung autoritärer Strukturen, so nach innen als Sinnentleerung. Die rasante Ausbreitung depressiver Erkrankungen beweist es. Der "Spaß" reicht eben nicht aus, um einem Menschenleben von achtzig Jahren Inhalt zu geben; er reicht nicht einmal für dreißig Jahre. Was keinen Spaß macht - also die Verpflichtung des einzelnen zur Erhaltung übergeordneter staatlicher, gesellschaftlicher, religiöser Strukturen - mag ein gewisses Maß an Unfreiheit einschließen, gibt ihm aber auch einen festen Standort. Konkret gesprochen: Es ist vermessen, eine globale Schwulenbefreiung auf Gebiete auszudehnen, die per se nicht schwulenfreundlich sein können. Im Katholizismus ist die Ehe ein Sakrament, und damit ist gewiss nicht die Schwulenehe gemeint; im Protestantismus wird sie immerhin noch kirchlich gesegnet. Deswegen wiederhole ich meine Frage: Muss jemand, der sich als "Schwuler" versteht (was immer das sein mag), unbedingt Pfarrer sein?
Inaktives Mitglied Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 nuwas, falls du dich beleidigt fühlst, fordere minotaurus doch ganz klassisch zum duell mittels pistolen heraus. die parallele zum zauberberg wäre perfekt. nackig und ich sind sicherlich gerne bereit als zeugen zu fungieren. wir müssten noch mal den ausgang des duells im roman nachlesen; aber ich glaub es gab dort ein happy end. nackig, bist du sicher, dass es sich um ein spezifisch schwules problem handelt? der zusammenbruch der patriarchalischen ordnung trifft doch alle. les mal die romane von houellebecq, wo die sexuelle misere der heteros über 40 beschrieben wird. teilweise hat man den eindruck, dass die schwulen da sogar besser dran sind, weil sie nicht oder erst seit neuestem diesen romantischen popanz genannt "liebe" mit sich rumschleppen und das problem des sexus daher direkter angehen können. wenn jemand seit frühester jugend den sexus bis zur neige ausgekostet hat, ist es doch sogar eher wahrscheinlich, dass er mit 40, wenn dieser sich langsam verabschiedet, nicht nur mit einem weinenden sondern auch einem lachenden auge zusieht. du darfst auch nicht den fehler von freud begehen, ausgehend von den leuten, die deine praxis aufsuchen, unzulässige verallgemeinerungen zu treffen. glückliche schwule über 50 gibt es sicher auch, schau dir minotaurus an, sie kommen eben nur nicht in deine praxis. und noch eins, auch wenn das zynisch klingt, aber wer mit zunehmendem alter nicht zynisch wird, begeht einen großen fehler: der zusammenbruch der patriarchalischen ordnung hat gerade für ältere schwule doch auch den großen vorteil, dass immer mehr junge schwule auf der suche nach einem vaterersatz sind. gerade in den letzten jahren können wir doch beobachten, dass das schwulenideal ständig reift und altert. der bartlose ***ie typ der 80er ist zwar nicht passé, wird dies auch nie sein, weil er einen archetypus verkörpert. meiner beobachtung nach ist aber die nachfrage nach dem gereifteren, männlicheren typ ständig gewachsen. dass mit 30 schluss ist, stimmt heute ganz einfach nicht mehr.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 dass die schwulen da sogar besser dran sind, weil sie nicht oder erst seit neuestem diesen romantischen popanz genannt "liebe" mit sich rumschleppen Ich denke nicht, dass das stimmt. Griechische, arabische und persische Liebeslyrik sprechen eine andere Sprache, und selbst die Juden, denen keine besondere Affinität zur gleichgeschlechtlichen Liebe nachgesagt werden kann, haben mit der Geschichte von David und Jonathan doch eine außerordentlich "romantische" Version hervorgebracht. Im Gegensatz dazu ist die "Liebe" zwischen Mann und Frau jung, sehr jung, und vornehmlich durch die Literatur geformt. Die bürgerliche Ehe wurde aus Zweckmäßigkeitserwägungen geschlossen; wo es "Liebe" gab, war diese eine Zutat. Jene Fixierung auf den Sexus, die du ansprichst, passt aber zum modernen, von mir "gay type" genannten Schwulen, der den Traum von der einen Begegnung, die für ein ganzes Leben genügt, zugunsten einer eher genießerischen Haltung aufgibt. Ob dieses Herumstreichen in der Subkultur, auf die es letztlich hinausläuft, nun besonders erfüllend ist, kann ich nicht sagen; Anspruch und Wirklichkeit stehen hier wohl in einem Wechselverhältnis. Das Duell zwischen Naphta und Settembrini verläuft derart,dass Settembrini in die Luft schießt und Naphta sich aus Wut darüber selbst erschießt. @Nuwas würde das sicher nicht machen. Ich auch nicht, da ich eine "Liga für die Organisierung des Fortschritts", die @Minotaurus vielleicht neu gründen möchte, doch eher mit ironischer Geringschätzung betrachte. Dafür stirbt man nicht.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 @Saturnus Ich hatte das katholische Pfarrhaus keineswegs vergessen, sondern in einem gelöschten Beitrag dem fröhlichen Treiben des evangelischen die keusche Strenge des katholischen Pfarrhauses entgegengestellt. Da hilft der Hl. Geist der Schwachheit auf. @Nackig Ich muss über deinen Gedanken noch nachdenken. Das geht bei mir nicht so schnell!
Mi**** Geschrieben April 23, 2012 Autor Geschrieben April 23, 2012 Auf eine Feststellung lege ich Wert: Nirgendwo habe ich den Begriff "Fortschritt" gebraucht und würde mich auch gehütet haben wollen, ihn jemals zu benutzen. Gewiss habe ich die Abschaffung der Strafverfolgung Homosexueller in Deutschland als erfreuliche Veränderung begrüßt. Dafür jedoch den auch oftmals politisch missbrauchten Begriff "Fortschritt" zu verwenden, fiele mir noch nicht mal in den schlimmsten Alpträumen ein. Für ausgesprochen reaktionär halte ich den Satz von @Nackig: "Was keinen Spaß macht - also die Verpflichtung des einzelnen zur Erhaltung übergeordneter staatlicher, gesellschaftlicher, religiöser Strukturen - mag ein gewisses Maß an Unfreiheit einschließen, gibt ihm aber auch einen festen Standort" . Mir scheint, @Nackig habe sich festgebissen an dem Wort "Spaß", wahlweise "schwule Spaßgesellschaft". Es mag ja sein, @Nackig nehme den vor einigen Jahren aktuellen Poptitel "Ich will Spaß" für eine allgemeingültige Aussage. Doch was für einen Teil junger Leute, ob Männlein oder Weiblein, sicherlich eine zeitlang als erstrebenswerter Lebensinhalt gilt, das ist eine eher beiläufige Begleiterscheinung, wie sie schon immer abenteuer- und liebeslustiger Jugend zu eigen war, wie sich unschwer der Weltliteratur seit 3000 Jahren entnehmen lässt. (Lesen müsste man eben zwischendurch auch wieder einmal! :-P ) Dieses muckernde Herumgenörgel älterer Herrschaften an den Lebensgewohnheiten der Jugend hat seit Sokrates unselige Tradition - geschenkt! Nun ist aber auch zu fragen, weshalb @Nackig diesen Popanz "Spaß" aufbaut. Oder soll etwa das freudige Gefühl beim Betrachten einer Landschaft, das Genießen eines schmackhaften Essens, die Begeisterung über ein schönes Konzert, das Wohlfühlen in vertrauter Umgebung, die innere Spannung beim Blättern in alten Büchern oder die Zufriedenheit mit einem gelungenen Werk auch nur unter dem Rubrum "Spaß" abgevespert werden? Ein Leben zu gestalten und auszufüllen, sportlichen, geistigen, technischen, musikalischen oder sonstigen Interessen nachzugehen, sich einzusetzen für karitative oder wissenschaftliche Zwecke, sich in Vereinen oder Parteien zu engagieren, Hobbies zu pflegen vom Taubenzüchten bis zum Bergsteigen, seinen Beruf nicht nur als Job auszuüben - soll all das etwa unter "Spaß" firmieren? Selbstverständlich braucht eine Gemeinschaft, eine Gesellschaft, einen Ordnungsrahmen, wenngleich mehr als zweifelhaft ist, ob auch der verordnete Krümmungsgrad von Gurken dazugehören sollte. Doch ganz bestimmt bedürfen Gewaltanwendung, Rechtsprechung oder Regelungen für öffentliches Leben (Schulen, Verkehr, soziale Einrichtungen etc. ) eines Regelwerks, das ein Mindestmaß an konfliktfreiem Leben für den Einzelnen garantiert. Und dabei muss sorgsam ausgewogen werden, inwieweit der Anspruch auf individuelle Freiheit beschnitten werden kann und darf zugunsten der Notwendigkeit kollektiver Regelungen. Es käme (außer bei Folter) niemand auf die Idee, dem Menschen die biologischen Grundbedürfnisse von Essen, Trinken und Schlafen zu entziehen. Weshalb sich dann vor allem Religionen, und in ihrem Gefolge stattliche Institutionen anmaßen, dem Menschen die Sexualität vorzuenthalten, bzw. bestimmte Ausführungen (Missionarsstellung) vorzuschreiben, das hat mir noch nie eingeleuchtet und wird es auch fürderhin nicht tun. Auch wenn sich manche Mituser seltsamerweise konstant weigern, die Homophobie und deren repressive Auswirkungen in einem sozialpolitisch-historischen Rahmen zu reflektieren (vielleicht weil sie es nicht können?), so wird doch diesen Verleugnern wenig helfen, den Eingriff stattlicher und/oder kirchlicher Stellen als bevölkerungspolitisch notwendig rechtfertigen zu können. Es sei denn, diese Mituser bedienten sich des Vokabulars einer vergangenen deutschen Geschichtsepoche, die mit dem Diktum des "Volksschädlings", des "unwerten Lebens" , des "minderwertigen Subjekts", des "rassisch Unerwünschten" oder des "bevölkerungspolitisch Fruchtlosen" Millionen Menschen über die Klinge springen ließen, auch Homosexuelle. "Strukturen", wie sie uns @Nackig als alleinseligmachende Lebensmaxime unterzujubeln trachtet, können und müssen verändert und angepasst werden. Sie sind kein ewig währendes Gesetz und dürfen niemals als unumstößlich fortgeschrieben werden. Und die Homophobie als "Standort" hinzunehmen, der nun einmal ins Sittengesetz der Religionen und Völker eingeschrieben sei, das werde ich keinesfalls akzeptieren. Die Homophobie, auch wenn sie in manchen Kirchenkreisen als "wider das Sakrament der Ehe" kultiviert wird, ist eine menschenfeindliche Einstellung, die gerade in Pfarrhäusern nichts zu suchen hat.
Li**** Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 Deswegen wiederhole ich meine Frage: Muss jemand, der sich als "Schwuler" versteht (was immer das sein mag), unbedingt Pfarrer sein? Was bitte hat die sexuelle Orientierung mit dem Beruf oder der Berufung zu tun? Seltsamerweise stört sich kaum einer daran, wenn eine lesbische Pastorin von der Kanzel predigt. Wenn Dir der Begriff "Schwuler" nichts sagt, dann bleib doch bei Deinem Lieblingsbegriff "gay type" - was immer auch das sein mag :P
Mi**** Geschrieben April 23, 2012 Autor Geschrieben April 23, 2012 Wen ein Mann oder eine Frau liebt, ist vollkommen gleichgültig. Das geht keinen etwas an, und niemand hat das Recht, darüber ein Urteil zu fällen. Wer es dennoch tut, muss sich vorhalten lassen, den Mitmenschen und damit auch sich selbst und seine Gefühle zu verachten. Gerade Seelsorger und ihre Glaubensschäfchen sollten sich stets dessen bewußt sein. Punktum! Noch eine Anmerkung: Wenn ein geschäftstüchtiger, sogenannter Praktiker seine bedauernswerten schwulen Opfer abspeist mit dem Hinweis auf "Strukturen", denen es sich zu unterwerfen gilt, dann brauchen wir uns wahrlich nicht zu wundern, dass Homophobie ungehindert weiter ihre ekligen Sumpfblüten treibt und Pfarrhäuser als "sündenfrei zu bleibender Ort" auch noch verteidigt werden.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 @nackig, es ist ein irrtum zu meinen, dass die promiskuität eine erfindung der modernen welt sei. wer antike dichter auch nur ansatzweise gelesen hat, weiß, dass das nicht der fall ist. schau doch mal in deinen martial oder in eine ausgabe der griechischen anthologie. was den islam angeht, rate ich zur lektüre von abu nuwas, der hat derart versaute gedichte geschrieben, dass wenn ich sie hier wiedergeben würde, der moderator eingreifen würde und ich nicht verstehe wie unser liebe keusche nuwas diesen nick hat wählen können. die mystische liebe der sufi-literatur, auf die du glaube ich anspielst, in der der geliebte mit gott gleichgesetzt wird, ist ein völlig anderes phänomen. sie mit unserer vorstellung der romantischen liebe ("liebst du mich denn auch wirklich, schatz?") gleichzusetzen, ist gelinde gesagt irreführend. die romantische liebe ist eine erfindung des christentums und hat sich aus der höfischen minne entwickelt (nachweise hierzu bei luhmann, liebe als passion). ihre verbürgerlichung hatte immer schon ihre grotesken züge, für die bürgerlich-schwule variante gilt dies erst recht. aber mit einem hast du trotzdem recht: die alte welt trennte scharf zwischen kür und pflicht, insoweit aber nur insoweit ist die rede vom freizügigen rom oder griechenland tatsächlich eine mär. hubert fichte berichtet in einem seiner afrikabücher von einem mann, der zu ihm sagte "frauen wegen familie, jungens wegen spaß". man kann getrost annehmen, dass dies die sichtweise in allen alten kulturen war, gewiss so auch im alten china und japan. ein gewisses problem liegt heutzutage nicht in der promiskuität sondern darin, dass uns die kehrseite in form von pflichten abhanden gekommen zu sein scheint.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 Ihr werdet lachen-aber so "keusch" bin ich nicht- und ich kenne die Interpretationen zu den Werken von Abu Nuwas, Saadi und Rumi. Nicht nur @Minotaurus hat Bücher und liest sie, wir anderen müssen nur nicht ständig darauf hinweisen, weil wir im Besitz von staatlich zertifizierter Intelligenz sind. Ich habe sogar Interpretationen gelesen , nach denen der in Shakespeares Sonetten Gepriesene... die katholische Kirche ist. Ich teile diese Interpretationen nicht und habe, als ich in Minotaurus´Gruppe das Sonett geschrieben habe, nicht an die katholische Kirche gedacht.. Das in aller Eile, aber Hubert Fichte, der meinen Jahnn geschmäht hat ("Versuch über die Pubertät") ist kein objektiverBetrachter afrikanischer Sexualität.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 @Minotaurus, die "Liga für die Organisierung des Fortschritts" ist die Organisation, für die Settembrini Hans Castorp gerne gewinnen möchte. @Toltec -Head hat dich immerhin mit Settembrini verglichen, und ich denke, als Mitglied dieser Liga oder als ihr Neubegründer würdest du eine hübsche Figur abgeben, ist es doch ihr erklärtes Ziel, das Leiden auszumerzen. Lesen müsste man eben zwischendurch auch wieder einmal! :-P Nun ist der Ironiker Mann natürlich nicht so platt, einfach Streitgespräche zu inszenieren, in denen zwei verschiedenfarbige Fechter die Klinge kreuzen. Die Dialoge gewinnen ungemein, weil der eine plötzlich die Positionen des anderen vertritt und vice versa. So entfährt dem "Humanisten" Settembrini das Wort "Pöbel" zur Herabsetzung der Massen, die es doch zu befreien gilt, genauso wie es dir zur Bezeichnung der unbedarften Benutzer von Konversationslexika entfahren ist. Auf dein übliches Geschimpfe und deine Verdächtigungen möchte ich weiter nicht eingehen. Leider bin ich nicht geschäftstüchtig, ich fahre Fahrrad und kaufe meine Kleidung im Second-Hand-Warenhaus; ganz ohne Ideologie übrigens.
Li**** Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 Wenn die persönlichen "Selbstbeweihräucherungen" dann vielleicht mal ein Ende finden und damit einhergehend auch die permanenten literarischen und kulturhistorischen Verweise, könnte man vielleicht wieder zum eigentlichen Thema kommen. Also nicht nur back to topic, sondern auch zurück zur Gegenwart
Mi**** Geschrieben April 23, 2012 Autor Geschrieben April 23, 2012 @Silberblick Wenn es um Pfarrhäuser geht, um gegen Geistliche gerichtete Homophobie, und wenn es damit um grundsätzliche Überlegungen zur Schwulenfeindlichkeit gehört, die eben keine angebliche Reaktion auf die modische "schwule Spaßgesellschaft" ist, dann haben sehr wohl literarische und kulturhistorische Verweise in einer solchen Diskussion etwas zu suchen. Wo denn sonst, bitte? Auch Du solltest nun inzwischen begriffen haben dürfen, dass es keine Gegenwart und noch weniger eine Zukunft ohne Vergangenheit gibt. Um der Homophobie und deren Anhängern wenigstens im Ansatz das Wasser abgraben zu können, wird eine Gesamtschau auf das Phänomen der Homophobie absolut zwingend sein, was selbstverständlich die Entstehung und den historischen Verlauf der Schwulenfeindlichkeit bis heute einschließt. Da die von den Kirchen über Jahrhunderte gepflegte Homophobie nun auf ihre Amtsträger in den Pfarrhäusern zurückschlägt, das ist ein böser Treppenwitz christlicher "Nächstenliebe". Ich möchte sehr darum gebeten haben, die Moderatorenkirche im Forumsdorf zu lassen und etwas weniger bildungsfeindlich zu argumentieren. Schwule Pfarrer beiderlei Geschlechts, mit dem gesellschaftshistorischen(!) Erbe ihrer eigenen Kirchen genügend geschlagen, werden Dir diese Rücksichtnahme gewisslich zu danken wissen.....
Li**** Geschrieben April 23, 2012 Geschrieben April 23, 2012 Mein lieber Minotaurus: Selbstverständlich sind solche Hinweise wichtig und gestattet, nur Ihr verliert Euch zunehmend darin und kommt damit vom Hundertsten ins Tausendste und das eigentliche Thema bleibt auf der Strecke. Im Kontext zieht sich das durch einige Threads, was soll das?
Inaktives Mitglied Geschrieben April 24, 2012 Geschrieben April 24, 2012 Viele der Threads hier bieten einfach kaum eine Basis zur Diskussion. Wenn irgendwo in der Welt sich irgendeiner negativ über das Schwulsein äußert, wenn einer deshalb irgendwo benachteiligt wird- was soll man eigentlich dazu anderes sagen als "schlimm". Der Thread wirkt wie das berühmte Stöckchen, über das man springen soll. Dieses gemeinsame Bekunden des Entsetzens stärkt natürlich die Gemeinschaft , wirkt aber in der ständigen Wiederholung langweilig. Man will dann wider den Stachel löcken und gerät dabei möglicherweise ins Paradoxe und Abseitige.- Da wir hier , anders als bei einer Diskussion im Laboratorium oder im Seminar, ja eigentlich nicht auf Ergebnisse aus sind,sollte der Thread auch weiterlaufen,solange es den Teilnehmern Spaß macht und solange noch Diskussionsbedarf besteht. Diskussionen im strengen Stil der Scholastik sind weder erwünscht noch spaßig.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 24, 2012 Geschrieben April 24, 2012 @Toltec-head, ich denke, dass du zwei verschiedene Begriffe von "romantischer Liebe" verwendest. Einmal nämlich ist eine Liebe jenseits der reinen sexuellen Befriedigung gemeint, die der "Seele", dem "Wesen" oder sonst etwas gilt. Zum zweiten wird "Romantik" ungerechtfertigterweise für den rührseligen Kitsch verwendet, der in biligen Filmen, Soap Operas und den Nachmitagsreportagen der Privatsender vorherrscht. Die erste hat es außerhalb der Promiskuität gerade in der gleichgeschlechtlichen Liebe immer gegeben; man braucht nur Platons Gedichte an Dion zu lesen. Die zweite ist die verbürgerlichte, nivellierte, verkitschte Fassung des Kultes der "Hohen Frau", die jetzt eben auch auf die schwule Welt übergegriffen hat. Da heiraten Schwule kirchlich, einer der beiden trägt ein weißes Hochzeitskleid, der eine redet vom anderen als von "seinem Mann", sie gründen eine Kleinfamilie mit adoptiertem Kind, ziehen in ein Wüstenrot-Haus und tun so, als wäre das alles "ganz normal": das Glück im Gewinkel nennt Adorno diese Lebensform. Dass sie mittlerweile auch für Schwule attraktiv ist, das ist doch wirklich ein feines Stück Emanzipation. Ist es ncht so, dass Homosexualität nach eigenen, autonomen Lebensformen verlangt, die erkämpft und errungen werden müssen? Das setzt aber autonome Persönlichkeiten voraus, die sich nicht an der Trivialkultur orientieren. Schwule Kultur ist leider durchweg Trivialkultur.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 24, 2012 Geschrieben April 24, 2012 "eigene, autonome Lebensformen", das klingt ja beinah nach settembrini. aber sehr gut! wer wollte dem widersprechen? so lasst uns doch einen thread zu dem thema "welche schwulen lebensformen wünschen wir uns im 21. jahrhundert" eröffnen. ich würde zb mal gern wissen, was minotaurus von der lebenspartnerschaft hält. und ich kündige schon mal an, dass schwule cruising unter rückgriff auf die griechische antike verteidigen zu wollen!
Inaktives Mitglied Geschrieben April 24, 2012 Geschrieben April 24, 2012 @ Toltec Dann , bitte, eröffne doch einen neuen Thread. Du weißt ja, wie man das macht.
Inaktives Mitglied Geschrieben April 25, 2012 Geschrieben April 25, 2012 Einen solchen spannenden Thread würde ich auch sehr begrüßen. Im voraus sei der Hinweis gestattet, dass eine Kultur, die die gleichgeschlechtliche Liebe als selbstverständlich nimmt (und nicht als abseitige Kuriosität, die man mit schulterzuckendem "Naja, die können ja nichts dafür" kommentiert), solcher Cruisingstätten nicht bedarf. Solche Kulturen gab und gibt es. Nicht selten sind sie defizitär, was ihr Verständnis der "Menschenrechte" angeht, aber das wird die Weltpolizei schon richten. Merke: Die vernünftelnde Berufung auf irgendwelche Einsichten nützt rein gar nichts, wenn nicht gleichgeschlechtliche Liebe und Lust in einer langen Tradition stehen, wie im Mittelmeerraum, bei den Arabern, Persern, Afghanen, in Fernost und sonstwo. Meist speist solche Tradition, oh Schreck, sich aus religiöser Überlieferung. In Mitteleuropa fehlt diese Tradition, daher spielt sich das homosexuelle Treiben in dunklen Ecken ab und kriecht nur zum CSD ans Licht, wo es von den normalen Leuten gleich einem Wundertier bestaunt und beklatscht wird. Die Schwulen feiern - wir feiern mit!
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